Schweizer Finanz-Startups haben im letzten Jahr beachtliches Risikokapital angezogen. Das zeigt eine finews.ch exklusiv vorliegende Erhebung von der Swisscom.

Womöglich wurde da – gut schweizerisch – auf Vorrat gejammert. In der hiesigen Fintech-Szene hiess es allenthalben, dass es am Standort Schweiz massiv an Investoren fehle.

Immerhin: Letztes Jahr konnten Schweizer Finanztechnologie-Startups ein Investitionsvolumen von 168,05 Millionen Franken anziehen, wie Johannes Höhener (siehe Bild unten), Chef des Fintech-Clusters beim Schweizer Telekomkonzern Swisscom gegenüber finews.ch ausführt.

Laut den Erhebungen der Swisscom setzte sich das Volumen aus 107 Millionen Franken an Übernahmeaktivitäten (im Wesentlichen der Kauf des Hypothekarvermittlers Money Park durch den Versicherer Helvetia) und 61,05 Millionen Franken Wagniskapital-Investitionen zusammen. Insgesamt konnten 37 Investitionsrunden gezählt werden, wovon zwei Fusions-Aktivitäten sind.

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Bei Insurtechs spielt die Musik

Laut Höhener liegt der Standort in Sachen Wagniskapital im globalen Mittelfeld und in Europa hinter Grossbritannien (609 Millionen Dollar), Deutschland (376 Millionen Dollar) und den Skandinavischen Ländern (76 Millionen Dollar). Mehr läge durchaus drin: Die Branchenkenner bei der Swisscom erwarten, dass die Investitionen in Schweizer Fintechs auch 2017 noch ansteigen.

Dabei werden nicht allen Sparten gleich grosszügig bedacht. Interessanterweise konnte der Bereich Insurance mit rund 38 Millionen Franken 2016 das meiste Risikokapital anziehen; die mittlere Investitionsrunde im Insurance Bereich war mit rund 7,5 Millionen Franken auch deutlich höher als die branchenweite durchschnittliche Investitionshöhe von 1,7 Millionen Franken.

Daraus lasse sich ableiten, dass den Startups aus dem Bereich Insurance ein hohes Wachstumspotential zugesprochen wird, so Höhener. Besonders aktiv ging es auch im Crowdfunding-Sektor zu: Dieser verzeichnete letztes Jahr nicht weniger als neun Deals (siehe Grafik unten).

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Magnet Zürich

Von Vorteil ist es offenbar auch, sein Fintechunternehmen in der Nähe der Limmat zu gründen. Die Standortanalyse des Telekomriesen zeigt auf, dass nicht nur viele Startups ihren Sitz in Zürich haben, sondern diese auch am meisten Kapital anziehen. Der Kanton biete ein geeignetes Ökosystem, ein weiter wichtigerer Grund sei die Grösse Zürichs und seine Rolle als Finanzzentrum, erklärt Höhener die Anziehungskraft.

Hinter Zürich liegen die Kantone Zug und Bern sowie die Innerschweiz und Westschweiz.

Im Wandel ist hingegen die Quelle des Geldes. Letztes Jahr stellten spezialisierte Wagniskapitalgeber ganze 70 Prozent des investierten Risikokapitals (siehe Grafik unten). Private Investoren belegten den zweiten Platz mit 16 Prozent. Auf dem dritten Rang folgen etablierte Finanzfirmen, die ihrerseits 14 Prozent des Wagniskapitals aufbrachten.

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Die Disruption ist abgesagt

Letzterer Anteil soll künftig noch zunehmen, erwartet die Swisscom. Es zeichne sich ab, dass die Relevanz jener Investorengruppe sowohl bei den Wagniskapital-Investitionen wie auch bei Übernahmen in Zukunft steigen werde. «Für Finanzinstitute ist es wichtig, Startups auf mögliche Kooperationen sowie Beteiligungen zu prüfen, um sich Zugang zu Innovationen und Startups zu verschaffen», erklärt Höhener.

Die Ablösung der «Business Angel» durch die etablierte Industrie ist im Silicon Valley schon weiter fortgeschritten, wie auch finews.ch berichtete. Im kalifornischen Fintech-Mekka geben zunehmend jene Grosskonzerne den Ton an, welche die jungen Startups einst «disruptieren» wollten.

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