In einer viel beachteten Rangliste hat der Finanzplatz Zürich massiv an Boden verloren. Die Begründung für die Abstufung schmerzt sehr.

Ein Schwalbe macht noch keinen Frühling: Das Sprichwort bewahrheitet sich im Wettstreit der Finanzplätze. Glaubt man dem viel beachteten «Global Financial Centres Index» (GFCI), der vom Londoner Thinktank Z/Yen Partners zusammengestellt wird und die Wettbewerbsfähigkeit misst, befindet sich die Schweiz auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit.

Nachdem sich nämlich die hiesigen Finanzzentren Zürich und Genf im letzten Herbst wieder in den Top 15 im GFCI-Ranking zurück gemeldet hatten, sind sie nun in der aktuellen Ausgabe des halbjährlich erscheinenden Index’ erst recht in die Tiefe gesaust.

London ist weiterhin Top

So hat Zürich gegenüber dem Stand von vor sechs Monaten sieben Plätze eingebüsst und ist auf Rang 16 gelandet. Genf hat gar zehn Ränge eingebüsst und kann nur noch einen Platz unter den ersten 30 globalen Finanzplätzen für sich beanspruchen (siehe Grafik unten). Die drei führenden Standorte sind demnach London, New York und Hongkong – zu diesem Schluss kommen die rund 2'300 Finanzprofis, welche der Thinktank heuer befragt hat.

RankingGrafik1 500

Die Entwicklung stimmt mit dem regionalen Ranking überein. Laut dem GFCI-Index haben Asien und Amerika sichtbar an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen, während Westeuropa stagniert (siehe Grafik unten).

RankingGrafik2 500

In letzterer Region konnten Zürich und Genf mit dem zweiten und dem sechsten Rang ihre Stellung verteidigen; stark an Gewicht gewonnen haben demgegenüber Hamburg, München, Monaco und Madrid sowie Paris und Jersey. Jene Zentren zählen laut der Studie zu den potenziellen Gewinnern des Austritts Grossbritannien aus der EU.

Der Abstieg der Schweizer Finanzzentren lässt sich nicht so leicht auf einen Nenner bringen. Beunruhigend ist jedoch, dass Zürich und Genf in zwei Disziplinen relativ schlecht «wegkommen», die eigentlich zu den wichtigsten Marketing-Argumenten hiesiger Standortförderer gehören: In Sachen Reputation figurieren beide Finanzplätze nicht in den Top 10, ebensowenig bezüglich des Humankapitals oder der Infrastruktur. Das schmerzt. Immerhin – bezüglich Geschäftsumfeld besetzt Zürich den zehnten, Genf den 15. Rang.

Unheimliche Parallelen

Natürlich: Wie alle Rankings ist auch jenes von Z/Yen Partners mit einer Prise Salz zu geniessen. So wird die Studie jedesmal von einem Finanzplatz gesponsert – diesmal war es das zentralasiatische Kasachstan, das mit der Haupstadt Astana gleich auf Platz 88 von insgesamt 96 «einsteigen» durfte.

Einfach beseiseite geschoben können die GFCI-Befunde aber nicht. Dazu passen sie zu gut zu den jüngsten Erkenntnissen zum volkswirtschaftlichen Beitrag der Finanzsektors oder zum von der Branche erhobenenen Bankenbarometer.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.03%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.94%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel