Die unabhängigen Vermögensverwalter von 1875 Finance setzen auf ihre relative Grösse als Basis für mehr Wachstum. Dabei helfen soll den Genfern das Gütesiegel der Regulierung.

Der unabhängige Vermögensverwalter 1875 Finance wächst schnell: Letztes Jahr verwalteten die Genfer noch 7,5 Milliarden Franken. Mittlerweile ist das Unternehmen unter der Leitung von Verwaltungsratspräsident und Mitgründer Olivier Bizon nah an das Ziel von 10 Milliarden herangerückt, wie dieser im Interview mit finews.ch sagte.

Diese Grösse will das Unternehmen in die Waagschale werfen, um weiteres Wachstum zu generieren. Auf weitere konkrete Ziele wollte sich Bizon dabei allerdings nicht festnageln lassen.

«Wir wollen nicht einfach wachsen um des Wachstums Willens. Wir suchen weiterhin qualitativ hochstehende Leute», sagte Bizon. Namentlich Kundenberater von Banken hätten bei 1875 Finance mehr Möglichkeit, sich zu entfalten, als wenn sie einfach die Bank wechseln würden.

Heimat für kleinere Konkurrenten

Eine Wachstumschance bietet sich auch durch den Strukturwandel in der Branche. Viele kleine Konkurrenten stehen vor der Pension oder sind im stärker regulierten Umfeld nicht mehr profitabel und suchen eine Heimat für die betreuten Vermögen.

«Durch die zunehmende Regulierung entstehen höhere administrative Kosten», so Bizon. «Dadurch müssen kleine, unabhängige Vermögensverwalter meist eine neue Lösung suchen, mittelgrosse sich neu organisieren und für uns grosse bieten sich Chancen.»

Hilfe vom Regulator

Um nicht nur bei veränderungswilligen Bankern und Vermögensverwaltern, sondern auch bei den Kunden zu punkten, setzt das Unternehmen nicht zuletzt auf Hilfe vom Regulator selbst. «Wir haben vor einigen Jahren entschieden, uns von der Finma direkt regulieren zu lassen.»

Das Unternehmen sei dadurch zwischen den selbstregulierten unabhängigen Vermögensverwaltern und den Privatbanken positioniert. Die Finma-Lizenz steht denn auch unter dem Kollektivanlagengesetz (KAG) und ist keine Banklizenz.

Die nötige Sicherheit

Da es für unabhängige Vermögensverwalter keine Finma-Lizenz gibt, setzte 1875 Finance eigens einen Fonds auf, um die Bedingungen für eine KAG-Regulierung zu erfüllen. Damit ist das Unternehmen unter anderem verpflichtet, bestimmte Compliance-Strukturen zu unterhalten.

Diese Einschränkungen dienen Bizon und seinen Leuten auch als Argument gegenüber Kunden und möglichen Mitarbeitern. «Diese Regulierung gibt den Kunden die nötige Sicherheit.»

Vertrauenspersonen abwerben

Neben etwa 850 Privatkunden stammen die knapp 10 Milliarden Franken unter der Verwaltung von 1875 von acht sehr reichen Familien. Auch in diesem Bereich will 1875 Finance weiter ausbauen.

Mit einer vermögenden Familie – 500 Millionen bis 1 Milliarde Franken – gelte es allerdings im Voraus genau abzuklären, wo die Bedürfnisse lägen, erklärte Bizon. So könne es zum Beispiel passieren, dass das Unternehmen den bevorzugten Kundenberater der Familie abwerben müsse, um deren Geschäft zu gewinnen.

«Familien wollen oft weiter von ihrer Vertrauensperson als Kunden betreut werden», so Bizon. «Sie machen das häufig zur Bedingung, damit ihr Kundenberater zu uns kommt, welchen wir gerne als neuen Mitarbeiter bei uns einbinden».

Sinkende Mindestvermögen

Trotz der hohen Ansprüche rentiert sich das Geschäft als eine «Art Super-CFO», wie Bizon die Rolle des Multi Family Office umschreibt. Abhängig von der Komplexität und den Anforderungen sinkt auch das dafür erforderliche Mindestvermögen.

Künftig könnte man schon ab etwa 100 Millionen Franken dabei sein, vorausgesetzt diese sollen nicht einfach nur in herkömmliche Anlagen investiert werden. Solch ein Kunde wäre trotz des Reichtums einfach ein Privatkunde, so Bizon.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.84%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.08%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel