Im technologischen Aufrüsten greifen manche Hedgefonds tief in die Trickkiste. Sie beobachten die Routen von Privatjets, um potenzielle Megadeals aufzuspüren.

Wo es ein Flugzeug gibt, gibt es Daten. Und Daten sind das bevorzugte Instrument von Hedgefonds, um potenzielle Investmentchancen zu filtern oder gar zu entdecken. Längst gibt es Analyse-Unternehmen, die auf alternative Daten spezialisiert sind. Quandl im Besitz der US-Börse Nasdaq zum Beispiel folgt den Spuren von Firmenjets und verkauft diese an Investmentfirmen, wie «Bloomberg» kürzlich schrieb.

So wussten im vergangenen April bereits einige Eingeweihte, dass in Omaha, um US-Bundesstaat Nebraska, ein Privatjet aus Houston gelandet war. Die Gulfstream V war auf die Firma Occidental Petroleum eingetragen. Es war nicht das schwierigste Rätsel für Hedgefonds-Analysten, herauszufinden, warum der Jet ausgerechnet in Omaha gelandet war.

Ein Flug, ein Deal

Von dort aus regiert Waffen Buffett sein Firmenimperium Berkshire Hathaway. Es brauchte dann nur einige Kenntnisse über ein Vorhaben von Occidental Petroleum, um über den Zweck des Fluges einigermassen richtig zu spekulieren.

Der texanische Ölkonzern brauchte Kapital, um die Übernahme von Anadarko Petroleum zu stemmen. Tatsächlich kündigte Buffett kurz darauf ein Investment von 10 Milliarden Dollar in Occidental an. Die Aktie reagierte mit einem kurzen Kursprung.

Eine beliebte Taktik

Das Nachspüren von Firmenjets als Indiz für M&A-Aktivitäten ist allerdings keine wirklich neue Methode. Bereits in den 1990-er Jahren war dies bei Hedgefonds eine gewohnte Taktik, bis die Halter der Jets diese mit Gegenmassnahmen nutzlos machten.

Es war die Federal Aviation Administration, die im Jahr 2011 den Zugang zu den Flugplänen von Privatflugzeugen wieder öffnete. Das machte das Tracking von Flugzeugen erneut zum lukrativen Werkzeug der Investoren.

Als im Jahr 2017 der US-Konzern Johnson & Johnson den Schweizer Pharmakonzern Actelion übernehmen wollte, hatten Hedgefonds früh Lunte gerochen: Sie hatten die Flugdaten der Jets von Johnson & Johnson analysiert und eins und eins zusammengezählt.

Der wissenschaftliche Beleg

Vergangenes Jahr folgte der akademische Beleg, dass die Flugdatenauswertung tatsächlich einen entscheidenden Wissensvorsprung über unternehmerische Aktivitäten wie M&A verschaffen kann.

Ein von Computer-Wissenschaftlern der Universität Oxford und der ETH Zürich gemeinsam verfasstes Papier zeigte anhand von rund drei Dutzend Flügen grosser Firmen auf, dass es in sieben Fällen anschliessend zu M&A-Aktivitäten gekommen ist.

Keine «Rocket Science»

Ob Hedgefonds nun tatsächlich einen Informationsvorsprung erhalten, ist fraglich. Informationen von Privatjetflügen sind ohne grosse «Rocket Science» erhältlich. In Genf führen beispielsweise zwei Journalisten eine Website namens «Dictator Alert», die Landungen auf dem Genfer Flughafen von Despoten aus afrikanischen oder arabischen Ländern auflistet.

Die meisten Flugzeuge sind zudem mit einer Technologie ausgerüstet namens Automatic Dependent Surveillance-Broadcast. Antennenzubehör, um diese Signale aufzufangen, ist für 100 Dollar zu kaufen.

Privatsphäre in der Luft

Doch viele Besitzer der Privatjets tun alles, um ihre Fluginformationen zu verstecken. Nicht viele haben allerdings die Ressourcen eines Warren Buffett. Der Star-Investor braucht die Hedgefonds nicht zu fürchten. Er besitzt die Privatjet-Firma Netjets, die er für seine Flüge nutzt.

Einen Datenservice, der die Passagiere eines Firmen- oder Privatjets analysiert, gibt es (noch) nicht. Doch, so scheint es, die Privatsphäre ist auch in der Luft nicht mehr gegeben.

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