Banken-CEO können sich in der Coronakrise profilieren, sagt Headhunter Matthias Schulthess im Interview mit finews.ch. Allerdings müssten sie auch harte Personalentscheide treffen.

Herr Schulthess, unsere Annahme ist, das bei Asset- und Wealth Managern in Folge der Coronakrise derzeit ein Einstellungsstopp herrscht.

Nicht ganz, vereinzelt finden noch Rekrutierungen statt. Zwar ist eine globale Pandemie für ein Beratungsgeschäft wie das unsere nicht gerade hilfreich. Doch sehen wir weiterhin Firmen, die Mandate für eine Personalsuche vergeben. Möglicherweise wollen die Unternehmen auch demonstrieren, dass sie trotz der Krise auf Kontinuität setzen.

Welche Positionen werden zurzeit denn gesucht?

Man kann sagen, dass die Finanzinstitute Eisenhowers dringliche und wichtige Handlungsprinzipien in Krisen befolgen: Die Personalsuchen, die eine strategische Dimension haben sowie eine kritische Relevanz, werden fortgesetzt.

Sehen Sie Veränderungen im Headhunter-Geschäft als Folge der Corona-Pandemie?

Wir sehen ganz klar, dass mehr Klarheit in der Entscheidungsfindung herrscht. Wie es in jeder Krise der Fall ist, bringt auch diese Pandemie Leaderfiguren hervor, die man sonst nicht so deutlich ausgemacht hätte. Es ist interessant zu beobachten, insbesondere in Bezug auf die langfristige Nachfolgeplanung, wer nun an diesen Herausforderungen und unter diesen schwierigen Umständen wächst.

Das Private Banking ist ein «Peoples Business». Wie können Sie rekrutieren, wenn Sie die Kandidaten nicht persönlich treffen können?

Ich beteiligte mich kürzlich an einer koordinierten Personalsuche, die komplett über Videokonferenzen mit Teilnahme von drei Rekrutierern in Asien, Europa und in den USA stattfand – vom ersten Kontakt bis zur Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag.

«Wie lassen sich persönliche Beziehungen virtuell aufbauen?»

Wir lernen, wichtige Faktoren wie die Chemie und Befindlichkeit, die bei persönlichen Treffen wichtig sind, virtuell zu simulieren. Die Pandemie – aber auch der Klimawandel – bringt nun die Frage ins Spiel, wie sich persönliche Beziehungen durch virtuelle Zusammentreffen aufbauen lassen.

Ist das nicht ein Paradox im Headhunter-Beruf?

Man muss auch die Vorteile sehen. Bilder und Symbolik spielen eine deutlich kleinere Rolle, dafür ist der Prozess in manchen Fällen stärker auf Fakten basiert. Die sonst immer vorhandenen Gefahren, wie unbewusste Vorurteile, Voreingenommenheit oder Gemeinsamkeiten sind nun deutlich schwächer. Wir müssen in den jeweiligen Rekrutierungsprozessen ausgeglichene Resultate liefern.

Sie haben mehr Entscheidungskraft und Leadership erwähnt. Zahlreiche CEO, darunter auch die der Credit Suisse und der UBS, haben einen Kündigungsstopp während der Coronakrise verordnet.

Viele Firmen und ihre Chefs nehmen nun ihre soziale Verantwortung stärker wahr. Klar ist aber: Wenn die akute Phase dieser Krise vorüber ist, werden Banken Stellen abbauen müssen – und dies nicht in geringem Ausmass. Dies wird die direkte Folge der Krise sein, die zu tieferen verwalteten Vermögen führt sowie zu Kostensenkungen, nachdem die Agenda einer fortlaufenden Transformation bereits aufgesetzt worden ist.

Bleibt die Frage der Boni für das Jahr 2020 – aus der UBS kamen bereits Signale von Bescheidenheit in der Krise.

Die Ausgestaltung der Bonus-Pools wird dieses Jahr ein komplexes Thema sein. Denn die Erlöse aus dem Handelsgeschäft werden dieses Jahr aufgrund der grösseren Volumina steigen. Und wir sehen Banken, die eine wichtige Rolle in der Bewältigung der Krise eingenommen haben.

«In dieser Situation muss es für Leadership Anreize geben»

Die andere Dimension ist die einer schweren Gesundheitskrise, die sich auf viele Menschen wirtschaftlich negativ auswirken wird. In dieser Situation muss es für Leadership auch Anreize geben, um die beste Performance zu erreichen – aber insgesamt ist es ein Balanceakt.

Und werden die Kompensationen insgesamt sinken?

Nicht unbedingt – auch wenn die Kosten ein Problem sind. Zahlreiche Finanzinstitute sind in das laufende Jahr mit einer festen Agenda gestartet, was Kosten und Transformation betrifft. Aber die Personalabbauten sind derzeit praktisch zum Stopp gekommen. Die Saläre werden sich wieder angleichen, sobald sich die Personalzahlen nach den Reduktionen wieder normalisiert haben.

Was ist mit den CEO- und Managementlöhnen?

Klar, die Geschäftsleitungsmitglieder stehen im Schaufenster, ihre Kompensationen sind öffentlich und werden genau angeschaut. Die Pandemie liefert nun ein perfektes Alibi für schlechte Unternehmensleistungen.

«Schwer vorstellbar, dass CEO-Löhne nicht beeinträchtigt werden.»

Demnach sollten die Führungsteams stark incentiviert sein, um im aktuell schlechten Umfeld eine positive Performance zu erzielen. Klar ist, dass auch diese Krise Gewinner und Verlierer schafft – viel ausgeprägter als in normalen Marktverhältnissen.

Die Schweizer Grossbanken halten seit eh und je daran fest, ihren CEO zweistellige Millionengehälter zu zahlen.

Das ist durch einen globalen Wettbewerb bestimmt. Es wird jedoch sehr interessant zu beobachten sein, wie die internationalen Kompensationsberater die gegenwärtige Krise in Bezug auf die Saläre auf Management- und CEO-Niveau beurteilen. Gegenwärtig scheint es schwer vorstellbar, dass die CEO-Löhne nicht beeinträchtigt werden. Für die Banken ist die Situation schwierig, sie werden wohl Hunderte von Mitarbeitern entlassen müssen.


Matthias Schulthess ist Managing Partner und Mitgründer der Executive Search Firma Schulthess, Zimmermann und Jauch. Er startete seine Karriere bei der UBS in der Investmentbank, arbeitete später auch für die Credit Suisse und für Goldman Sachs. Die Headhunterfirma gründete er im Jahr 2011 mit Robert Zimmermann. Vergangenes Jahr schlossen sie sich mit Jauch Associates zusammen.

 

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