Trotz der westlichen Sanktionen könnte Russland sein Gold weiter für Devisenkäufe nutzen und so auch die Sanktionen umgehen, warnt ein internationales Netzwerk von Kriminalexperten.

Die westlichen Sanktionen gegen Russland betreffen auch den Goldhandel und die Goldbestände der russischen Zentralbank. Doch die «Globale Initiative gegen das organisierte Verbrechen» (GI-TOC), ein Netzwerk von Kriminalexperten, warnt in einer Studie, dass Russland die «gut geölten» Räder des illegalen Goldmarktes nutzen könnte, um die Sanktionen zu umgehen.

Gold könne ausserhalb der digitalen Finanznetze physisch in der ganzen Welt bewegt werden, so dass es schwer zu verfolgen sei, schreiben die Experten. Das gelbe Edelmetall könne auch leicht auf den globalen Märkten gewaschen werden, da seine Herkunft nicht deklariert oder verschleiert werde.

Werden Oligarchen mit Gold entschädigt?

Daher warnen die Analysten der Studie: «Moskau könnte Devisenreserven, auf die es über illegale Goldmärkte zugreift, für Importe, zur Finanzierung russischer Militäroperationen oder zur Entschädigung sanktionierter russischer Oligarchen für ihre Verluste verwenden». Schätzungen zufolge sitzt Russland auf einem Goldschatz von etwa 140 Milliarden Dollar.

Russland erhalte möglicherweise auch Zugang zu Goldmärkten in Ländern, die keine Sanktionen verhängt haben, heisst es im Bericht weiter. So könne Russland zum Beispiel noch an der Shanghai Gold Exchange handeln.

Aber, so folgern die Experten, selbst wenn Russland in der Lage sei, offiziell Gold auf diesen Märkten zu verkaufen, werde es beim Aufbau von und Zugang zu Devisenreserven vor Herausforderungen stehen. Denn der Yuan mache nur 3 Prozent der weltweiten Zahlungen über das Zahlungsnetzwerk Swift und 2,7 Prozent der offiziellen Devisenreserven aus.

Nachfrage nach Goldwäsche nimmt wahrscheinlich zu

Russland könne sich womöglich daher auch an kriminelle Netzwerke wenden, die Gold- und Geldwäsche betreiben. Es sei wahrscheinlich, dass die Nachfrage nach Verbindungen transnationaler krimineller Netze, die solche Dienste anbieten, zunehmen werde, was die organisierte Kriminalität stärke.

Weiter weisen die Autoren darauf hin, es wäre nicht das erste Mal, dass Gold oder illegale Goldmärkte zur Umgehung von Sanktionen genutzt werde. So wird unter anderem auf das Beispiel Venezuela verwiesen. Das lateinamerikanische Land war im Jahr 2014 Ziel mehrerer Wellen von Sanktionen aus den USA, Grossbritannien und der Europäischen Union. Im Jahr 2019 setzten die USA die Banco Central de Venezuela gar auf die schwarze Liste und isolierten damit das venezolanische Finanzsystem fast vollständig von der Weltwirtschaft.

Spur führt nach Russland

Es wird vermutet, dass Russland, das Venezuela seine Unterstützung zugesagt hatte, mit Flugzeugen tonnenweise venezolanisches Gold in verschiedene ausländische Märkte transportierte, um die Sanktionen zu umgehen, darunter Uganda, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate. Das Gold wurde angeblich gegen Devisen getauscht, die nach Venezuela zurückgeführt wurden.