In einem internationalen Vergleich steht die Schweiz bei der Altersvorsorge zwar noch sehr gut da. Doch gegen schmerzhafte Korrekturen ist auch der Musterknabe nicht immun.

Die Altersvorsorgesysteme sind in vielen Ländern schon seit Jahren instabil. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten gefährden jetzt einen finanziell sorgenfreien Ruhestand vielerorts noch zusätzlich.

Dies spiegelt auch der Global Retirement Index (GRI), den das französische Fondshaus Natixis Investment Managers (Natixis IM) zum zehnten Mal berechnet hat. Demnach könnte 2022 zu einem der schlechtesten Jahre für die Pensionierung werden.

Weniger Erträge – mehr Risiken

Die Rentner laufen gemäss dem Bericht nicht nur Gefahr, ihre Rente aus einem bereits reduzierten Pool von Vermögenswerten zu beziehen. Sie müssen zugleich auch grössere Risiken mit ihren Portfolios eingehen, um die Verluste auszugleichen.

Im internationalen Vergleich bleibt die Schweiz beim GRI weiterhin im Spitzenfeld. Sie liegt hinter Spitzenreiter Norwegen und vor dem drittplatzierten Island an zweiter Stelle. Luxemburg und die Tschechische Republik rücken in die Top Ten auf, während Deutschland und Kanada aus dieser Gruppe herausfallen.

Die Schweiz bei den Finanzen top

In den vier Teilindizes, die dem GRI zugrunde liegen, holt sich die Schweiz vor allem bei Finanzen im Ruhestand mit Platz 2 eine Bestnote. Im Teilindex Gesundheit und bei der Lebensqualität belegt sie die Plätze 4 und 5. Beim materiellen Wohlergehen reicht es noch für Platz 14, was den Autoren zufolge hauptsächlich auf niedrigere Werte bei den Indikatoren Einkommensgleichheit und Beschäftigung zurückzuführen ist.

Die Alterung der Gesellschaft wird die Rentensysteme, aber auch die Gesundheits- und Pflegesysteme künftig weiteren Belastungstests aussetzen. Nach Prognosen der OECD wird sich die Zahl der über 65-Jährigen von 17 Prozent im Jahr 2019 auf 27 Prozent im Jahr 2050 ausweiten.

Knacknuss Demographie

Selbst Regionen mit einer jungen Bevölkerung könnten bald vor Herausforderungen stehen, wird im Bericht hervorgehoben. Verbesserte Ernährung, Gesundheitsfürsorge und Umweltfaktoren könnten zu einer höheren Lebenserwartung beitragen, derweil niedrige Geburtenraten die Gesamtbevölkerung immer älter werden lassen.

Diese Entwicklung ist nicht nur in China oder in Lateinamerika zu beobachten. Auch in der Schweiz sind es eine schnell wachsende Geburtenrate, die in Kombination mit der zunehmend schneller voranschreitenden Alterung der Bevölkerung auf dem Schweizer Vorsorgesystem lasten. Diese Alterung sowie die schwachen Finanzmärkte schlug sich auch im gerade publizierten Vorsorgebarometer der UBS nieder, das im ersten Halbjahr deutlich in den negativen Bereich abglitt.

Mutlose Politiker

Das Bild verbessert zwar die Geburtenrate, die für 2021 deutlich nach oben korrigiert wurde. Doch die politischen Reformen kommen vor allem in der beruflichen Vorsorge nicht voran. Bezeichnend dafür ist, dass die ständerätliche Sozialkommission die BVG-Reform aus dem Programm der Herbstsession strich. Die Sozialpolitiker streiten noch immer darüber, wie die die Senkung des Umwandlungssatzes von 6,8 auf 6 Prozent abgefedert werden soll.

Letztlich kommen die politischen Entscheidungsträger um schmerzhafte Korrekturen nicht herum, vor allem, wenn die Sicherung der Renten- und Gesundheitsleistungen mit der Notwendigkeit konkurrieren muss, die Staatsverschuldung abzubauen.

Zur Auswahl stehen in dieser Situation eine Anhebung des Rentenalters, eine Kürzung der Leistungen oder die Erhöhung der Einkommenssteuer. Wie viele Politiker ihren Wählern diese Belastungen zumuten, lässt sich bis jetzt leicht ausrechnen.

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