Die Notenbanken heben reihum die Zinsen an und sehen die Inflationsbekämpfung aktuell als oberstes Ziel. Doch die Märkte rechnen offenbar bald mit einem Ende des harten Kurses.

Wer auf die aktuelle Entwicklung an den Aktienmärkten schaut, reibt sich verwundert die Augen. Offenbar rechnen die Investoren damit, dass die Notenbanken in den USA, dem Euroraum, Grossbritannien und vielleicht sogar in der Schweiz bald das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen könnten. Doch von den Notenbankern selbst hört man eigentlich andere Töne.

Für die Fed-Entscheidung am Mittwoch rechnen die Volkswirte fast unisono mit einer weiteren Erhöhung der Leitzinsen in den USA um 75 Basispunkte. Das wäre bereits der vierte Zinsschritt in dieser Grössenordnung in Folge.

Zu aggressive Notenbanker?

An der Septembersitzung des Offenmarktausschusses hatte Jerome Powell betont, dass eine Rezession nicht auszuschliessen sei. «Niemand weiss, ob dieser Prozess zu einer Rezession führen wird und wenn ja, wie stark diese ausfallen würde.»

Und seitdem haben die Kennzahlen keine Indikatoren geliefert, die es rechtfertigen würden, den Fuss vom Gaspedal zu nehmen. Die Inflation in den USA ist mit zuletzt 8,2 Prozent weiter deutlich zu hoch und der Arbeitsmarkt zeigt nur eine leichte Abkühlung.

Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Die Notenbanken ringen mithilfe der Zinssteigerungen auch nicht zuletzt um ihre Glaubwürdigkeit. Sie wollen demonstrieren, dass sie alles tun, um die Geldwertstabilität zu verteidigen. Insbesondere der EZB war bereits vor rund einem Jahr - schon lange vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine - vorgeworfen worden, zu zögerlich auf die steigenden Preise zu reagieren.

In diese Richtung sind auch die jüngsten Äusserungen von EZB-Chefin Christine Lagarde (Bild unten) zu verstehen. Die Zinsen hätten weiteren Raum zu steigen, sagte sie laut «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) in einem Interview mit der lettischen Webseite «Delfi Bizness». «Das Ziel ist klar, und wir haben es noch nicht erreicht.» Eine Zahl zum Maximalniveau, das die Zinsen letztlich erreichen werden, nannte sie nicht. In der vergangenen Woche hatte die Europäische Zentralbank die Zinsen um weitere 75 Basispunkte angehoben.

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(Bild: Keystone)

Die Inflation in der Eurozone hat im Oktober mit 10,7 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht.

Lagarde räumte ein, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession zugenommen hat. «Die Inflation ist in der Eurozone immer noch durchwegs zu hoch», sagte sie. «Je länger die Inflation auf diesem hohen Niveau bleibt, desto grösser ist die Gefahr, dass sie sich in der gesamten Wirtschaft ausbreitet. Dann werden auch die Verbraucher und die Unternehmen anfangen, in Zukunft eine höhere Inflation zu erwarten, und das ist gefährlich.»

Verlangsamung bereits ab Dezember

Inzwischen gehen einige Volkswirte davon aus, dass das Fed bereits im Dezember eine Anhebung um «nur» 50 Basispunkte vornehmen könnte. Für den Herbst 2023 werden sogar bereits wieder erste Zinssenkungen erwartet.

Bei der Entscheidung am Mittwoch werden sich also alle Augen auf die Formulierungen zum Ausblick richten und die Experten werden versuchen, Anzeichen für das künftige Tempo herauszulesen.

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