Mit dem Lugano Finance Forum findet nächste Woche die wichtigste Veranstaltung auf dem Tessiner Finanzplatz statt. Gründer Riccardo Esposito will mit dem Anlass ein Schaufenster für die Vermögenverwalter schaffen und stellt fest, dass die Anzahl der Besucherinnen und Besucher aus der Deutschschweiz markant zunimmt, wie er im Interview mit finews.ch erklärt. 


Riccardo Esposito, seit dem Lugano Finance Forum (LFF) vor einem Jahr hat sich die Welt enorm verändert. Wie hat dies die diesjährige Ausgabe des LFF beeinflusst?

Leider beobachten wir seit Jahren, wie die Vermögensverwalter ihre Marketinbdugets kürzen. Dies als Folge der schrumpfenden Gewinnmargen aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs, der auch zu einer Konsolidierung geführt hat.

In der gegenwärtigen Situation, in der die Finanzmärkte massiv leiden, steht daher die Rentabilität der gesamten Branche unter Druck, und das Erste, was dabei gekürzt wird, weil es einfach zu machen ist, obwohl in allen Marketingbüchern davon abgeraten wird, sind genau die Kosten für Marketing, Entwicklung und Werbung.

Was können Sie dagegen tun?

Ein guter Indikator für die Verfassung der Vermögensverwalter ist, dass sie sich selbst in diesen schwierigsten Zeiten am LFF engagieren, und dafür danke ich Robeco, Abrdn, Superfunds, GAM, Oddo BHF und allen anderen, die sich an dieser Ausgabe beteiligen. Gleichzeitig diversifizieren wir unsere Aktivitäten in neue Bereiche, die unserer Meinung nach in den kommenden Jahren höchst erfolgreich sein werden, wie Blockchain und Cryptocurrency.

Digitale Vermögenswerte und Blockchain waren allerdings schon vor einem Jahr ein «heisses» Thema. Inzwischen ist einige Ernüchterung in diesem Bereich eingekehrt. Wie sehen Sie das?

Das ist eine Realität, die wir nun schon seit einiger Zeit beobachten. Allerdings mache ich keinen Hehl daraus, dass ich weiterhin an diesen Bereich glaube, und mit dem ich noch mehr zusammenarbeiten möchte.

Wie ist eigentlich die Idee zum LFF entstanden?

Die Absicht war und ist es nach wie vor, ein Schaufenster für die die Branche der Vermögensverwaltung zu schaffen, und dabei vor allem für den Kanton Tessin ein Bezugspunkt zu sein.

«Das Projekt ist eine grosse Chance für die gesamte Region der Südschweiz»

Über die Jahre haben wir unser Spektrum laufend erweitert, und insbesondere haben wir begonnen, uns für die Welt der Blockchain und der Kryptowährungen zu interessieren und uns daran zu beteiligen. Wir sind überzeugt, dass Lugano auch in Zukunft eine wichtige Rolle als Finanz- und Blockchain-Hub spielen wird.

Tatsächlich profiliert sich Lugano seit mehr als einem Jahr als ein europäisches Zentrum für Blockchain. Was halten Sie von diesem Vorhaben?

Ich unterstütze dieses Projekt voll und ganz. Denn ich halte es für zukunftsweisend und für ein Beispiel, dem auch andere Städte folgen könnten; gleichzeitig ist es eine grosse Chance für die gesamte Region der Südschweiz.

An wen richtet sich das LFF?

Es handelt sich um eine B2B-Veranstaltung, die sich in erster Linie an alle Tessiner Fachleute richtet, die daran interessiert sind, die von der Branche angebotenen Dienstleistungen und Innovationen besser kennenzulernen.

Aber das ist nicht alles: Wir hatten schon immer auch Besucherinnen und Besucher aus dem nahegelegenen Italien (etwa 20 Prozent der Gesamtbesucherzahl) und aus der Deutschschweiz, insbesondere aus Zürich. Darüber hinaus hat die Ausweitung unseres Programms auch viele neue Fachleute angezogen, die mehr über Blockchain und Kryptowährungen erfahren möchten.

Was sind die Hauptthemen dieser Ausgabe?

In diesem Jahr wollen wir uns auh intensiv der Inflation und der Geldpolitik der Notenbanken widmen. Entsprechend sind wir sehr stolz darauf, dass wir Gernot Blümel, den ehemaligen österreichischen Finanzminister (2020-2021) und derzeitigen CEO von Superfund, als Hauptredner gewinnen konnten, und der nach seinem Vortrag auch für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung stehen wird.

«Mit einiger Spannung erwarte ich die angeregte Diskussion über den Krypto-Winter»

Zwei weitere wichtige Themen, die in dieser Ausgabe behandelt werden, sind ESG und Blockchain.

In der ESG-Session, die Matteo Bosco, Partner bei Conser Invest, moderieren wird, wird es um Themen gehen wie die Nachhaltigkeit in Zeiten der Inflation, die Auswirkungen von ESG-Prinzipien bei der Definition von Portfolios und die damit verbundenen Herausforderungen für Vermögensverwalter. Hier möchte ich auch die Präsenz von Robeco hervorheben, einem Pionier auf dem Gebiet nachhaltiger Anlagen.

Die Blockchain-Session, die Amelia Tomasicchio, CEO von «The Cryptonomist», präsentieren wird, befasst sich mit Fragen der Tokenisierung von Vermögenswerten und der Entwicklung des Finanzwesens selbst. Mit einiger Spannung erwarte ich die angeregte Diskussion über den «Krypto-Winter», an der unter anderem die Vertreter der Seba Bank beteiligt sein werden. Das Institut zählt zu den Pionieren, die eine Brücke zwischen der digitalen Welt und der Welt der traditionellen Vermögenswerte schlagen.

Sind Sie auch in Italien tätig?

Ja, wir arbeiten regelmässig in Italien. Für den dortigen Markt bieten wir das Format «Full Investors» an. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung, die sich über zwei Tage erstreckt, und bei der wir 1:1-Treffen organisieren zwischen einer Anzahl von Vermögensverwaltungsfirmen (sechs bis maximal acht), die innovative Produkte anbieten, und einer ausgewählten Gruppe von Käuferinnen und Käufern, die allesamt Entscheidungsträger sind. Arbeitsphasen wechseln sich dabei mit Unterhaltung ab, so dass persönliche Geschäftsbeziehungen geknüpft werden können.

«Wir möchten auch noch verstärkt mit neuen Branchen und aufstrebenden Firmen zusammenarbeiten»

Darüber hinaus bieten wir ein ähnliches Format an, das sich auf einen halben Tag konzentriert, und zwar in den drei wichtigsten Finanzzentren der Schweiz: Lugano, Zürich und Genf.

Was sind Ihre Pläne für die nahe Zukunft?

Wir wollen unsere Partner dabei unterstützen, ihre Bekanntheit zu erhöhen und ihr Geschäft zu weiterzuentwickeln. Wir möchten auch noch verstärkt mit neuen Branchen und aufstrebenden Firmen zusammenarbeiten, die unsere Unterstützung am ehesten gebrauchen können.


Riccardo Esposito ist Ökonom und hat zunächst eine lange Karriere als Aktienanalyst im Investmentbanking einiger grosser europäischer Finanzinstitute absolviert. Im Jahr 2009 gründete er das Unternehmen Finlantern; dabei handelt es sich um ein Netzwerk, dem mehr als 50'000 Finanzfachleute aus der Schweiz und Italien angeschlossen sind. Unter diesen Prämissen finden übers Jahr verteilt verschiedene Events und Foren statt.  

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