Jean Keller, der CEO der Genfer Fonds-Boutique Quaero Capital, glaubt an die Zukunft von Investitionen in die nachhaltige Wirtschaft. Man ermutige Unternehmen, sich Netto-Null-Treibhausgas-Emissionsziele zu setzen, erklärt er im Gespräch mit finews.ch.

Quaero Capital sieht sich selbst als einen hochspezialisierten Fondsanbieter, der sich auf nachhaltige Anlagen fokussiert. Die Fonds, die auf Grundlage von eigenem Research aufgelegt und aktiv verwaltet werden, werden vor allem an institutionelle und semi-institutionelle Investoren vertrieben.

«Wir bieten Fonds mit kotierten und nicht kotierten Unternehmen an, Investitionen in Infrastruktur und auch Immobilienwerte in Frankreich», sagte Quaero-Chef Jean Keller im Gespräch mit finews.ch. Für die gelisteten Assets sei das Jahr nicht gut gewesen. «Aber unsere Anlagestrategie und das aktive Management haben dabei geholfen, Schlimmeres zu verhindern», so der CEO weiter.

Klimaneutraler Zement

Die Nachfrage nach Impact- und nachhaltigen Investitionen sei weiterhin hoch, sagt Keller. Im Herbst hat Quaero einen Net Zero Emission-Fonds aufgelegt. Dabei wird in Unternehmen investiert, deren Dienstleistungen, Produkte oder Technologien zum Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft beitragen sollen. Dabei werde branchenübergreifend in aktuelle und künftige Marktführer im Bereich Energie und ökologischer Wandel sowie Kreislaufwirtschaft investiert.

«Wir bevorzugen einen konzentrierten Ansatz mit einem Portfolio aus 20-25 Aktien und einem starken Expertenteam. Im Bereich saubere Energie sind erneuerbare Energien wettbewerbsfähig und strategisch, und wir konzentrieren uns auf Offshore-Solarenergie und Speichertechnologien. In 'schwer zu reduzierenden' Industrien wie industriellen Hochtemperatur-Prozessen (Stahl, Chemie und Zement) betrachten wir Bereiche wie klimaneutralen Zement und in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion sind nicht-tierische Proteine interessant Segment.»

Echte Achterbahnfahrt

2022 sei ein schwieriges Jahr gewesen mit Inflation, hoher Volatilität und vielen Unsicherheiten. «Es war eine echte Achterbahnfahrt. Aber Jahre wie diese werden über den langfristigen Erfolg entscheiden», ist der Quaero-Chef überzeugt. «Wenn man dort investiert, wo alle anderen auch investieren, wird man nicht besser sein als der Durchschnitt. Man muss auch abseits des Mainstream nach Werten und Chancen suchen.»

Eine Rückkehr zu der globalisierten Wirtschaft, wie man sie bis vor der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg gekannt hat, hält Keller für unwahrscheinlich. Die geopolitischen Unsicherheiten würden auch weiterhin hoch bleiben.

Nicht zögerlich sein

«Bei der Auswahl von Investitionen hilft in diesem Umfeld nur der Blick auf die Fundamentaldaten und die langfristigen Trends, und dies mit einem längeren Anlagehorizont. Dabei darf man auch nicht zu zögerlich sein und sich von tagesaktuellen Nachrichten abhalten lassen.»

Derzeit vertreibt die Firma mit Hauptsitz in Genf 13 Luxemburger Fonds und einen Schweizer Fond, der auf börsenkotierte Small- und Midcaps fokussiert ist. Daneben gibt es noch Standorte in Zürich, Paris und London.

Neue Vertriebsleiterin in der Deutschschweiz

Darüber hinaus ist Quaero mit Partnern in Deutschland und Italien aktiv. «Unser Geschäft verteilt sich zu je knapp einem Drittel auf die Schweiz und Frankreich. Rund 40 Prozent machen zusammengenommen Grossbritannien, Deutschland und Italien aus.»

Per Ende November belief sich das verwaltete Vermögen auf 2,73 Milliarden Euro, verglichen mit knapp 3 Milliarden Euro per Ende 2021. «Wir wollen weiterwachsen und expandieren. In der Deutschschweiz haben wir mit Claudia Eftimie jüngst in Zürich eine neue Vertriebsleiterin berufen.» Derzeit beschäftigt Quaero rund 70 Mitarbeitende. «Wir können uns eine Aufstockung um rund 10 Prozent vorstellen, sowohl auf der Fondsmanagementseite als auch im Vertrieb.»

Dealflow entscheident

Im Fondsgeschäft sei der Dealflow, also die Pipeline an neuen Projekten, die ins Portfolio passen, einer der wichtigsten Faktoren. «Hier haben wir eine hohe eigene Expertise mit langer Erfahrung im Infrastrukturbereich und bei mittleren und kleineren Projekten.» Die Nachfrage von privaten und institutionellen Investoren sei in diesem Bereich weiter hoch.

Nachhaltige Geldanlagen sind ein weites Feld und es gibt verschiedene Ansätze. «Impact Investment ist immer noch eine vergleichsweise klare und eindeutige Sache. Sie geben das Geld an Unternehmen, die zur Transformation beitragen.»

Echte Wirkung erzielen

Schwieriger wird es bei der Ausgrenzung. «Ein Ausschluss wird nicht unbedingt die gewünschte Wirkung haben. Am Ende könnten die schlimmsten Klimasünder zu privaten oder staatlichen Unternehmen mutieren, auf die Aktionäre und Investoren keinen Einfluss mehr haben. Ich glaube nicht, dass Russlands Präsident Wladimir Putin viel Wert darauf legt zur Nachhaltigkeit seiner Öl- und Gasindustrie, aber es gibt bestimmte Verhaltensweisen, von denen wir moralisch nicht profitieren wollen, und Unternehmen, die solche Verhaltensweisen zeigen, werden ausgeschlossen.»

«Engagement ist uns viel wichtiger; auf diese Weise können wir echte Wirkung erzielen. Wir als Investmentmanager haben die Fähigkeit, Unternehmen zu beeinflussen, wir sehen dies insbesondere bei unseren Investitionen in Mikro- bis Small-Cap-Unternehmen. Wir ermutigen Unternehmen, sich Netto-Null-Treibhausgasemissionsziele zu setzen, und wir wissen, dass sie zuhören.»

Finanzindustrie kann die Welt nicht retten

Die EU-Regulierung und Taxonomie begrüsst Keller und hält sie für wirksam. Das zuletzt eine Reihe von Fonds nach den Offenlegungsregeln von Artikel 9 auf Artikel 8 zurückgestuft wurden belege, dass die Fondsanbieter das Thema ernst nehmen. «Die Regulierung tut der Branche gut und ist vielleicht das Beste, was die EU bisher gemacht hat.»

Aber die Welt könne nicht von der Finanzindustrie allein gerettet werden. «Dafür braucht es auch die Unternehmen, die Politik, die Konsumenten und am Ende jeden Einzelnen», sagt Keller.

Selbst für die Klimaaktivisten der «Last Generation» zeigt er ein gewisses Verständnis, selbst wenn die Aktionen manchmal fragwürdig seien. «Man kann nicht die Welt verändern, ohne dabei auch einmal die Grenzen des existierenden Systems zu überschreiten.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.5%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.03%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.98%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel