Die Schweizer Vorsorgewerke konnten die Börseneinbrüche im vergangenen Jahr zwar meist unbeschadet auffangen. Bei den Zinsgutschriften zahlten die Versicherten der beruflichen Altersvorsorge teuerungsbereinigt allerdings drauf.

Gemäss der Pensionskassenstudie von Swisscanto war die Anlagerendite der Pensionskassen im 2022 mit einem Minus von 8,8 Prozent so schlecht wie letztmals im Jahr 2008 (-12,6 Prozent). Dabei streute das Jahresergebnis bei den befragten Kassen zwischen -1 Prozent und -16 Prozent, was der grössten Bandbreite seit der Finanzkrise von 2008 entspricht.

Die Grösse der Vorsorgeeinrichtung hatte in den letzten fünf Jahren keinen Einfluss auf die Performance. Hingegen konnten weniger risikofähige Kassen im Schnitt eine bessere Rendite an den Kapitalmärkten erwirtschaften.

Risikofähige Kassen hinken nach

Dieses ungewöhnliche Ergebnis rührt vor allem daher, dass diese Kassen einen grösseren Teil ihrer Investitionen je zur Hälfte in Immobilien und breit diversifizierte alternative Anlagen tätigten. Vor allem der hohe Anteil an Immobilien ist in der Welt der beruflichen Altersvorsorge ein Schweizer Unikum.

Ob eine solche Anlagestrategie, mit der vor allem eine Prämie für illiquide Anlagen abgeschöpft wird, nach der Zinswende weiterhin Früchte trägt, wird sich wahrscheinlich in der nächsten Studie in einem Jahr herauskristallisieren.

Besser gegen Börsencrashs gewappnet

Die jüngste Swisscanto-Studie bestätigt, dass die Schweizer Pensionskassen auf den Anlageschock von 2022 deutlich besser vorbereitet waren als in der Finanzkrise 2008. Während die befragten Vorsorgeeinrichtungen damals mit einem Deckungsgrad von rund 110 Prozent in die Krise schlitterten, sassen sie Ende 2021 auf einem deutlich komfortableren Polster von 122 Prozent.

Diese Sicherheitsmarge hat massgeblich mit den in den vergangenen Jahren aufgefüllten Wertschwankungs-Reserven zu tun, deren Sollwert gemäss den Studienautoren im Schnitt bei etwa 18 Prozent des Deckungskapitals liegt.

Aufgrund der bessser dotierten Reserven gerieten Ende 2022 nur 2,6 Prozent der Pensionskassen von privaten Arbeitgebern in eine Unterdeckung. Eine Sanierungsdebatte mit Finanzspritzen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern wie in der letzten Finanzkrise zeichnet sich demnach nocht nicht ab.

Teuerung macht Strich durch die Rechnung

Auch bei der Verzinsung schrieben die Pensionskassen trotz dem miserablen Börsenjahr im 2022 durchschnittlich 1,9 Prozent gut. Dieser erste Blick trügt jedoch: Teuerungsbereinigt blieb ein Minus von fast 1 Prozent, wie vorgerechnet wird. Damit geriet die Realverzinsung erstmals seit dem Jahr 2002 in negatives Territorium.

Wenn sich die Inflation weiterhin hartnäckig hält, könnten herausfordernde Jahre auf die Pensionskassenverwalter zukommen, damit die künftigen Altersguthaben der aktiven Versicherten nicht von der Teuerung weggefressen werden.

Musterschülerin UBS

Hauptgrund für die hohe Ausschüttung der besten 10 Prozent der Kassen war ein komfortabler Deckungsgrad, wogegen andere Parameter wie die Anlageperformance, der technische Zins oder der rentenbildende Umwandlungssatz keinen massgeblichen Einfluss hatten.

Unter den 19 Prozent der Kassen, die den Beschäftigten im vergangenen Jahr mehr als 1 Prozent ausschütteten, war auch die UBS. Eines der grössten Vorsorgewerke der Schweiz verzinste die Altersguthaben für 2022 mit 7 Prozent fast gleichhoch wie für 2021, als angesichts üppiger Anlageerträge 9,5 Prozent ausgeschüttet wurde.

Ende einer Epoche

Nach zwei Jahrzenten rückläufiger technischer Zinssätze zeichnete sich nach der Zinswende im 2022 eine Trendwende ab. Die Kassen erhöhten im vergangenen Jahr diesen Bewertungssatz für ihre Verpflichtungen leicht auf 1,52 Prozent bei privatrechtlichen und 1,75 Prozent bei öffentlich-rechtlichen Kassen. Fast drei Viertel der befragten Kassenwarte gaben das Zinsniveau als Grund für die Anpassung des technischen Zinssatzes an.

Wenn eine Vorsorgeeinrichtung den technischen Zins um ein halbes Prozent verändert, verschiebt sich der Deckungsgrad gemäss einer Faustregel um etwa 4 Prozentpunkte. Sollte also, wie die Autoren der Swisscanto-Studie vermuten, im 2022 ein historischer Wendepunkt erreicht worden sein, könnten die künftigen Erhöhungen des technischen Zinses die Vermögenslage der Kassen positiv beeinflussen.

Entwarnung - aber keine Entlastung

Diese Mechanik allein bedeutet indessen noch lange nicht, dass die berufliche Vorsorge dank höherer Deckungsgrade stabiler wird und die Destinatäre höhere Leistungen erwarten können.

Zum einen werden die Kassen zum Erhalt der realen Rentenleistungen in einem Umfeld von nominal höheren Zinsen zwangsläufig mehr ausschütten müssen, damit nicht dasselbe wie 2022 passiert. Zum andern wird die in der zweiten Säule nicht gewollte Umverteilung von Jung zu alt auch bei einer Annahme der BVG-Reform immer noch nicht vollständig gestoppt.

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