In der Schweiz schafft das erste Unternehmen die Managementgebühren für die Verwaltung von Pensionskassengeldern ab. Diese Jahr für Jahr ohne ersichtliche Gegenleistung anwachsenden Gelder stehen den Versicherten zu, finden die Macher.

Die zweite Säule der Altersvorsorge ist in Schieflage. Deshalb hat sich die Politik durchgerungen, ein Reformpaket zu schnüren, mit dem die gröbsten strukturellen Missstände in der obligatorischen beruflichen Vorsorge (BVG) behoben werden sollen.

Dabei werden zwar bei den Leistungen nicht gewollte Umverteilungen von Jung zu Alt reduziert. Nicht im Blickfeld haben die Politiker allerdings die Kosten des BVG.

Gebühren als blinder Fleck

Dieser sträflichen Lethargie sagt Serge Aerne den Kampf an. Der Unternehmer und Pensionskassen-Spezialist stört sich daran, dass namentlich bei den Gebühren, die den rund 1400 Schweizer Pensionskassen belastet wird, viel zu wenig genau hingeschaut wird.

Deshalb versickert gutes Geld, das eigentlich den Versicherten gehört, irgendwo in den Untergründen der zweiten Säule. Mit spürbaren Folgen: Letztlich werden für alle Erwerbstätigen, die ihre Beiträge in die kapitalfinanzierte berufliche Altersvorsorge einzahlen, die Renten dereinst tiefer ausfallen.

Verdoppelte Einnahmen

Die Dimensionen sind nicht zu unterschätzen, wie die Zahlen illustrieren. Die Gebühren belaufen sich gemäss Pensionskassenstatistik auf 1'500 Franken pro Kopf und Jahr. Sie setzen sich zum einen aus publizierten Beträgen für die Verwaltung der Pensionskassengelder sowie zum andern aus nicht veröffentlichten Transaktionskosten zusammen. Unter Einschluss von weiteren versteckten Kosten schätzen Experten die jährlichen Kosten auf bis zu 4'500 Franken.

Ein Dorn im Auge ist Aerne vor allem die linear zu entrichtende «Management Fee», die im Rahmen der Verwaltung des Vermögens und der Geschäftsführung anfällt und mit den jährlich zunehmenden Pensionskassengeldern automatisch im Gleichschritt mitwächst.

Weil sich die im Pensionskassentopf zugrunde liegenden Gelder wischen 2007 und 2021 auf 1'200 Milliarden Franken verdoppelten, sind die Gebühreneinnahmen in diesem Zeitraum ebenfalls von 3 Milliarden Franken auf 6 Milliarden Franken angeewachsen, rechnet Aerne vor.

Absage an lineare Gebührenpolitik

Im Immobilien-Segment beträgt diese Gebühr zwischen 0,2 Prozent und 1,0 Prozent des Vermögens. Während diese Managementgebühren linear zu den verwalteten Vorsorgeeinlagen steigen, bleibt der Aufwand für die Verwaltung jedoch gleich oder nimmt nur marginal zu.

Damit ist bei Aernes Admicasa Holding ab dem 1. Juni Schluss, wie das Unternehmen in einem Communiqué vom Montag mitteilte. Das Unternehmen, das für Anlagestiftungen im Immobilienbereich das Management von Vorsorgegeldern übernimmt, wird dann die Managementgebühren abschaffen und durch ein Honorar für die Geschäftsführung ersetzen. Dieses Honorar decke einzig die effektiven Kosten des Vermögensverwalters ab.

Überzeugter erster Kunde

Dieses «Gebührenmodell 23» erspart den Versicherten hohe Kosten und die daraus resultierende Vermögensverminderung der Vorsorgegelder, heisst es. Zudem liege der ökonomische Anreiz bei Admicasa künftig in der Performance der Geldanlagen.

Als Erstkunde für das neue Modell konnte Admicasa die nach eigenen Angaben auf bezahlbares Wohnen ausgerichtete Anlagestiftung Terra Helvetica gewinnen. André Schlatter, Präsident des Stiftungsrates von Terra Helvetica, hatte lange auf das neue Modell gewartet.

Masslose Finanzbranche

Für Schlatter ist es keine Überraschung, dass dieses Modell mit Signalwirkung durch einen privaten Anbieter wie der Admicasa lanciert wird.

Unverholen spricht er ein Tabu an: Die Finanzbranche habe bisher einfach unanständig viel durch Managementgebühren aus Vorsorgegeldern verdient.

Keine Ausreden mehr

Tatsache ist, dass das Kostenbewusstsein im Pensionskassen-Obligatorium nicht besonders ausgeprägt ist. Auch darum hofft Schlatter, dass der Schrtitt von Admicasa zu einem Paradigmawechsel in der gesamten Branche führt.

Damit liegt der Ball jetzt bei Pensionskassen-Verwaltern, Politikern und Aufsichtsbehörden, die ernsthaft um eine gesunde berufliche Altervsorsorge zu vernünftigen Kosten besorgt sind. Sie müssen das neue Gebührenmodell genau studieren.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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