Die Aktionäre von «Freedom Acquisition I» haben der Fusion mit Complete Solaria zugestimmt. Damit ist die Blankoscheckgesellschaft des ehemaligen CS-Chefs weiter gekommen als viele andere. Ein Homerun ist es trotzdem nicht.

Während eine Sammelklage von AT1-Anleihegläubigern ehemalige Führungskräfte der Credit Suisse (CS), darunter auch Tidjane Thiam, vor ein New Yorker Gericht bringen will, läuft der frühere CS-CEO in Wallstreet ungehemmt im Ziel ein.

Thiams börsennotierte Blankoscheck-Firma «Freedom Acquisition I» teilte am Mittwoch mit, dass die Aktionäre auf einer ausserordentlichen Generalversammlung am 11. Juli der Fusion mit Complete Solaria zugestimmt haben. Derweil sind im US-Finanzmekka in diesem Jahr reihenweise Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) gestrandet oder aufgelöst worden.

Hohe Rücknahmen

Investoren, die 76,9 Prozent der ausgegebenen und ausstehenden Aktien repräsentieren, stimmten der angekündigten Fusion zu. Die Freedom-Aktionäre winkten auch alle anderen vorgelegten Vorschläge durch. Complete Solaria entstand 2022 aus der Fusion zweier kalifornischer Solarunternehmen für Privathaushalte und ist damit ein vertikal integrierter Entwickler in diesem Bereich – von der Modultechnologie über die Installation bis hin zur Kundenfinanzierung.

Allerdings hat auch Freedom, wie mittlerweile fast alle Spacs, mit hohen Rücknahmen (Redemption) zu kämpfen. Gemäss dem bei der SEC eingereichten 8-K-Bericht waren am 31. Mai 2023, dem Stichtag für die ausserordentliche Generalversammlung, 19'868’496 Stammaktien von Freedom ausstehend, wovon 11'243’496 Stammaktien der Klasse A zugehörig waren. Am 7. Juli, dem Stichtag für die Einreichung von Rücknahmeanträgen, hatten sich die Inhaber von 10'908’004 Stammaktien der Klasse A rechtsgültig für die Rücknahme ihrer Stammaktien der Klasse A entschieden, wie aus den Unterlagen hervorgeht.

Bewertung halbiert

Schon Mitte Juni hatte sich abgezeichnet, dass auch Freedom angesichtes des schwierigen Markumfelds für Spacs einen harzigen Lauf hat. Damals wurde bekannt, dass die Bewertung von Complete Solaria um die Hälfte reduziert  wurde und das Unternehmen gleichzeitig weitere 10 Millionen Dollar für seine Überbrückungsfinanzierung erhalten hatte. Durch diese Änderungen sank die Bewertung von Complete Solaria von 450 Millionen auf 225 Millionen Dollar. Freedom reagierte damit auf die sinkenden Aktienkurse der börsennotierten Vergleichsgruppe von Complete Solaria.

Allgemein haben sich Investoren nach den Boomjahren 2020 und 2021 in Scharen aus dem Spac-Bereich zurückgezogen. Investoren, Aufsichtsbehörden und Gerichte haben Spac- und De-Spac-Transaktionen zunehmend kritisch hinterfragt und unter die Lupe genommen.

Viele Deals geplatzt

Das Volumen der Spac-Börsengänge und Fusionen ist inzwischen auf das Niveau vor dem Hype gefallen. Die Finanzierung durch öffentliche und private Investoren ist stark zurückgegangen, während die Rücknahmen durch bestehende Investoren erheblich zugenommen haben.

Selbst bei denjenigen Spacs, die in der Lage waren, potenzielle Übernahmeziele zu identifizieren, stimmten die Investoren teilweise bereits mit den Füssen ab, indem sie vorgeschlagene Fusionen ablehnten und stattdessen ihr Bargeld mitnahmen. So blieben in diesem Jahr auch Vehikel prominenter Investoren wie Todd Boehly, Miteigentümer des Londoner Fussballclubs Chelsea, auf der Strecke.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel