Wenn die Nationalbank (SNB) ihr Ziel der Preisstabilität erreichen will, dann muss sie neben den Zinsen auch auf andere Mittel setzen. Martin Schlegel betont, wie wichtig dabei auch weiterhin Devisenmarktinterventionen und die Wechselkurse sind.

SNB-Vize Martin Schlegel hat am Dienstag an einem Vortrag die zentraler Bedeutung des Wechselkurses für die Inflation und die Konjunktur in der Schweiz betont. Der Aussenwert des Franken spiele in der Geldpolitik eine wichtige Rolle, sagte er laut Redetext in einem Vortrag am International Center for Monetary and Banking Studies (ICMB) in Genf.

Die Inflation und der Wechselkurs seien einmal direkt über die Preise der Importe miteinander verbunden. «Ein schwächerer Franken verteuert die Importe, was die Inflation antreibt. Ein stärkerer Franken hingegen verbilligt die Importe und reduziert somit die Inflation», sagte Schlegel. Mit einem Anteil von einem Viertel beim Warenkorb der Konsumentinnen und Konsumenten sei der Einfluss erheblich.

Zudem wirken die Wechselkurse auf die Konjunktur der Schweiz als exportorientiertes Land. Hier wirkt ein schwacher Franken als Treiber, ein starker Franken dämpft die Wirtschaftsaktivität.

Wechselkurs zentral für Wirtschaft, Inflation und Geldpolitik

«Als offene Volkswirtschaft ist die Schweiz stark von der ausländischen Nachfrage abhängig. Boomt die Wirtschaft unserer Handelspartner, so boomt auch unsere. Verlangsamt sich die Konjunktur im Ausland, so geschieht dasselbe bei uns. Aufgrund dieser starken wirtschaftlichen Integration spielt der Wechselkurs eine zentrale Rolle – für die Wirtschaft, die Inflation und die Geldpolitik.»

Die SNB hat erst in der globalen Finanzkrise angefangen, in grossem Umfang am Devisenmarkt zu intervenieren. Und erst seit 2022 werden diese Massnahmen explizit im geldpolitischen Konzept erwähnt.

Und Schlegel zieht eine positive Bilanz der Interventionen. Nötig seien sie etwa während der Europäischen Staatsschuldenkrise und der Einführung des Mindestkurses gewesen. Schliesslich habe die Euro-Schwäche zum Dollar dafür gesorgt, dass der Mindestkurs nicht mehr nachhaltig verteidigt werden konnte, was zur Aufhebung 2015 geführt hat.

Starker Franken hat Inflation gedämpft

Dabei sei die Franken-Aufwertung beachtlich gewesen und die Inflation in der Schweiz sank in den negativen Bereich. «Der ‘Frankenschock’ war für viele Unternehmen eine grosse Herausforderung», sagte Schlegel. Dabei habe die Schweizer Wirtschaft glücklicherweise erneut ihre Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft bewiesen.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie und die hohen Energiekosten in Folge des Angriffs Russlands auf die Ukraine hätten die Devisenverkäufe und die Stärkung des Franken der hohen Inflation entgegengewirkt.

Doch die Interventionen hatten auch Nebenwirkungen. Um ihr Mandat zu erfüllen, hat die SNB ihre Devisenreserven und damit ihre Bilanz signifikant erhöht. 2022 erreichte die Bilanz einen Rekordwert von einer Billion Franken. Schwache Finanzmärkte und die Frankenaufwertung sorgten für einen Verlust von 132,5 Milliarden Franken und den Ausfall der Ausschüttung an Bund und Kantone.

Währungsrisiken vom Privatsektor übernommen

Schlegel interpretiert die aktivere Rolle der SNB durch Interventionen auch dahingehend, dass die Notenbank damit einen Teil der Währungsrisiken vom Privatsektor übernommen hat. «Seit 2009 haben Schweizer Unternehmen und Investoren vermehrt ihre Gewinne aus dem Ausland zurück in die Schweiz geholt und ihre Währungsrisiken abgesichert, wodurch sich der Aufwertungsdruck auf den Franken erhöht hat. Die Nationalbank hat einen Teil dieser Risiken übernommen, um für Preisstabilität zu sorgen», sagte er.

Es sei also wichtig, dass die SNB genügend Eigenkapital hat, um die grossen Schwankungen ihres Jahresergebnisses zu tragen. «Unser Mandat ist es, Preisstabilität zu gewährleisten, nicht Gewinne zu erzielen.»

Preisstabilität bleibt Richtwert

Und das werde auch in Zukunft die Richtschnur sein. Devisenmarktinterventionen seien nötig gewesen, um Preisstabilität zu erreichen und sie haben die Zinsen gut ergänzt. «Wir setzen Devisenmarktinterventionen nur bei Bedarf ein. Unser Richtwert ist unser Mandat – die Gewährleistung der Preisstabilität.»

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