Nicht nur Banken zählen zu den Gläubigern der ins Taumeln geratenen Firmen-Gruppe Signa. Bei deutschen Versicherungen sollen die Unternehmen des Immobilieninvestors René Benko mit rund 3 Milliarden Euro in der Kreide stehen.

Das Firmennetzwerk von René Benkos Signa-Gruppe hat nicht nur Kredite von Banken wie Julius Bär und Unicredit aufgenommen. In hohem Masse lief die Finanzierung auch über mehr als ein halbes Dutzend Versicherer, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) unter Berufung auf entsprechende Unterlagen und Insider schreibt.

Die Höhe der Gesamtschulden des weitverzweigten Firmengeflechts ist bisher noch nicht bekannt – Analysten von J.P. Morgan schätzten diese einmal auf 13 Milliarden Dollar. Inzwischen haben die Signa Holding und mehrere deutsche Signa-Töchter Insolvenz angemeldet. Weitere Firmen dürften folgen.

Manager entlassen

Auch das bisherige Management gerät nun ins Visier. Timo Herzberg, der Vorstandschef der wichtigen Teilgesellschaften Signa Prime Selection und Signa Development Selection, wurde mit sofortiger Wirkung seiner Funktionen enthoben und ausserordentlich sowie fristlos gekündigt, wie am (gestrigen) Montagabend bekannt wurde.

«Die Gründe für die Entlassungen sind ein dringender Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten als Vorstandsmitglied», hiess es weiter. Seine Funktionen werden vom Sanierer Erhard Grossnig übernommen.

Einst lohnendes Geschäft

Für die Versicherungsunternehmen seien die Kredit an Signa in der Vergangenheit ein lohnendes Geschäft gewesen. Aufgrund der regulatorischen Beschränkungen bei den Banken hätten sie bessere Finanzierungskonditionen bieten können. «Stark regulierte Banken waren aufgrund ihrer Kapitalanforderungen nicht in der Lage oder nicht gewillt, bestimmte Arten von Geschäften zu tätigen, während Versicherungsgruppen in der Ära der extrem niedrigen Zinssätze in Bargeld ertranken», wird eine der Quellen zitiert.

Laut der britischen Wirtschaftszeitung schiebt die deutsche Versicherung Signal Iduna fast 1 Milliarde Euro an ausstehenden Krediten bei Signa vor sich her. Ergo, die Tochter der Münchener Rück, habe Kredite in Höhe von rund 700 Millionen Euro gewährt, R+V 500 Millionen, Allianz 300 Millionen und Volkswohl-Bund 250 Millionen Euro.

Signal Iduna lehnte einen Kommentar zu Höhe des Engagements ab. Man erwarte aber keine «wesentlichen Kreditverluste», da die Kredite «zu einem grossen Teil» durch Sicherheiten in Form von Immobilien in erstklassigen deutschen Stadtlagen unterlegt seien. Die anderen genannten Versicherungen äusserten sich nicht.

Risiko vernachlässigbar?

Auch die deutsche Finanzmarktaufsicht Bafin scheint wenig beunruhigt. Man beobachte die Situation, hiess es in einer Stellungnahme. Jedoch sei das Risiko «in den meisten Fällen» im Vergleich zum Gesamtvermögen der einzelnen Versicherer vernachlässigbar und man erwartet keine «wesentliche Bedrohung» für eine der betroffenen Gruppen.

Julius Bär hatte zunächst über Rückstellungen berichtet und dann im Dezember eingeräumt, dass man einem «europäischen Konglomerat» einen Kredit von 606 Millionen Franken gewährt habe, ohne jedoch den Namen Signa zu nennen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.67%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.63%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.16%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.07%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.47%
pixel