Der Prozess, bis sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gefunden haben, hält für beide Seiten viele Fettnäpfchen bereit. Die Folgen dieser drei Fehler im Rekrutierungsprozess unterschätzen viele Firmen.

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde: Immer wieder hört man Arbeitgeber klagen, wie schwierig die Suche nach qualifiziertem Personal sei. Dieses Problem wird sich mit dem nahenden Rentenalter der Babyboomer-Generation noch verschärfen. 

Trotzdem liegt das Augenmerk im Rekrutierungsprozess häufig vollständig auf dem Verhalten der Bewerber. Die Unternehmen vergessen dabei, dass sie ebenso auf dem Prüfstand stehen – je knapper die Arbeitskräfte mit den richtigen Fähigkeiten werden, desto mehr. 

Diese dünn gesäten Talente sind ausserdem besser miteinander vernetzt als noch vor einigen Jahren. Gerade auf dem Campus einer Universität sprechen sich negative Erfahrungen schnell herum.

Vor den folgenden Fehlern sollten sich Unternehmen deshalb hüten: 

1. Schlechte Kommunikation

Eigentlich kennt man den Begriff «Ghosting» eher aus dem Privatleben: Damit bezeichnet man die plötzliche Funkstille einer befreundeten Person von jemandem, mit dem man sich bereits auf ein Date getroffen hatte. 

Tatsächlich werden immer wieder auch Stellensuchende Opfer von Ghosting. Sei es, weil sie bei der rekrutierenden Firma einfach vergessen gegangen sind, oder weil man sich dort nicht getraut, schlechte Nachrichten zu überbringen. 

Doch nicht nur für die Kandidaten sollte es selbstverständlich sein, im Bewerbungsprozess jederzeit das Telefon abzuheben und auf E-Mails zu antworten. Ein Unternehmen, welches nicht auf angemessene Weise mit potenziellen Arbeitnehmern kommuniziert, riskiert seinen Ruf. 

Wer während des Prozesses in der Luft hängen gelassen wird, darf daraus auch ableiten, wie gut die Betreuung der Mitarbeiter im Unternehmen ist. Deshalb sollte gute Kommunikation von der ersten Einladung bis zur Zu- oder Absage eine Selbstverständlichkeit sein.

2. Mangelnde Professionalität

Video-Interviews sind praktisch für einen ersten Eindruck, gerade wenn nicht beide Parteien am selben Ort sind. Der Arbeitnehmer muss keine Reise auf sich nehmen, während der Arbeitgeber mehr Kandidaten tatsächlich zu sehen bekommt. 

Dafür ist es allerdings zwingend, dass der Interviewer den Umgang mit beispielsweise Skype beherrscht, wie das «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) in einem Artikel anhand eines Beispiels zeigt. Auch hier ist der erste Eindruck gegenseitig. 

Auch die gestellten Fragen sollten dem Anspruch der Professionalität genügen. Wenn sich zeigt, dass der Fragende weder Lebenslauf noch Anschreiben gelesen hat, dürfte das den Enthusiasmus des Bewerbers ebenfalls dämpfen.

3. Nicht wissen, was man sucht

Schlimmstenfalls kommt dieser Fehler erst ans Tageslicht, wenn es zu spät ist: Durch einen ungenügenden Interviewprozess kann man sich Mitarbeiter ins Haus holen, die eigentlich unterqualifiziert sind. Diese dann in der Probezeit entlassen zu müssen, ist für alle Beteiligten schlecht.

Doch auch schon davor sollten sich die richtigen Kandidaten im Profil wieder erkennen. Wer für eine subalterne Position das Resumé eines CEO verlangt, frustriert mögliche Kandidaten – und wartet vielleicht vergeblich auf Bewerber, welchen die Stelle tatsächlich entsprechen würde.