Die Schweizer Wettbewerbshüter ermitteln wegen mutmasslicher Lohnabsprachen bei mehr als 30 Banken. Gut möglich, dass eine implizite Verhaltensregel Stein des Anstosses ist.

Der Verdacht liegt in der Luft: Banken in der Deutschschweiz haben womöglich regelmässig Informationen über die Löhne ihrer Angestellten ausgetauscht und könnten damit gegen Kartellrecht verstossen haben. Die Wettbewerbskommission (Weko) hat deswegen bei nicht weniger als 34 Instituten Vorabklärungen eröffnet, wie am (heutigen) Montag bekannt wurde.

Die Weko hält die Namen der Geldhäuser geheim; laut der Agentur «AWP» haben die Raiffeisen-Gruppe, die Zürcher und Luzerner Kantonalbanken sowie die Regionalbank Valiant bestätigt, Fragebogen von der Weko erhalten zu haben. Ein Institut soll sich selber bei den Wettbewerbshütern gemeldet und damit den Stein ins Rollen gebracht haben. Die Weko war für eine Anfrage von finews.ch nicht erreichbar.

Sich gegenseitig nicht weh tun

Unter Personalexperten hat die Nachricht für einiges Erstaunen gesorgt. Gegenüber finews.ch wollte niemand etwas von Lohnabreden zwischen hiesigen Banken wissen. Bekannt ist allerdings, dass es in der äusserst gut vernetzten Branche seit Jahren so genannte Gentlemen’s Agreement gibt. So werben etwa Kantonalbanken nicht auf dem Boden von Schwesterinstituten um Retailkunden. Und bei Zinserhöhungen und -senkungen wird jeweils zugewartet, was die Marktführer vorgeben.

Ebenfalls scheuen sich Geldhäuser in Randregionen, wo Fachpersonal in der Regel rarer ist, vor harten Abwerbetaktiken. Es gilt die implizite Verhaltensregel, sich hier gegenseitig nicht «weh zu tun», heisst es in der Szene. Laut dem Bericht vom Montag sind die untersuchten Finanzhäuser in sechs Deutschschweizer Regionen angesiedelt. Die mutmasslichen Absprachen hätten etwa den Löhnen von Lehr- und Studienabgänger sowie von Angestellte mit gewissen Weiterbildungen gegolten und seien an Sitzungen getroffen worden.

Gesuchte Profile

Bekanntermassen weht aufgrund des Margendrucks und des schwierigen Umfelds im Swiss Banking schon länger ein rauer Wind; in den vergangenen Monaten wurde es zudem auch für die Hochlohn-Branche schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Junge, digital versierte Nachwuchskräfte sind dabei besonders umworben, zumal auch andere Sektoren genau solche Profile suchen.

Angenommen, es hat tatsächlich solche Gentlemen’s Agreements bei den Löhnen gegeben: Es ist denkbar, dass sich vor diesem Hintergrund ein Institut entschieden hat, sich diesen Verhaltensregeln nicht länger zu unterwerfen. Damit wären Gentlemen auch im Banking eine zunehmend vom Aussterben bedrohte Art.