Gemeinschaftsbesitz, wie dies bei Luxusimmobilien und Privatjets unter Wohlhabenden schon gang und gäbe ist, macht nun auch auf hoher See Schule. Eine Lektion in Co-Ownership.

Als der belgische Unternehmer Matty Zadnikar (rechts im Bild unten) vor vier Jahren seine in der Sicherheitstechnik tätige Firma Z-Safety Services verkauft hatte, erfüllte er sich einen langgehegten Traum: Er leistete sich eine luxuriöse Hochsee-Yacht und kreuzte mehrere Monate durchs Mittelmeer.

Abends in den Häfen stiess er nicht nur auf Gleichgesinnte, sondern er erkannte auch rasch die Probleme, die viele Bootsbesitzer umtreiben, wie er sich im Gespräch mit finews.ch erinnert: «Die Betriebskosten einer Yacht sind enorm teuer, besonders wenn man sie nur wenige Monate oder gar nur ein paar Wochen im Jahr benützen kann. Die Ausgaben für den Platz, die Wartung, Überwinterung, Versicherung, für die Steuern und nicht zuletzt für die Crew summieren sich. Dazu kommt das umfangreiche Management rund um die Yacht sowie der grosse Aufwand, kompetentes Personal zu engagieren.»

Genug vom Dolcefarniente

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Das brachte Zadnikar auf eine neue Geschäftsidee, zumal er dem Dolcefarniente auf hoher See allmählich überdrüssig wurde. Warum nicht eine Yacht kaufen und sie mit einigen Mitbesitzern teilen?

Bei seinen Abklärungen stiess er auf den Amerikaner Mike Costa (links im Bild oben), der in Kalifornien eine Flotte von Luxusyachten bis in die Karibik unterhielt. Der Erfolg der Firma Netjets mit ihren anteilsmässigen Beteiligungen an Privatjets hatte ihn auf die Idee gebracht, ein solches Modell auf Boote zu übertragen. Das war vor 14 Jahren gewesen – und der Beginn von Seanet.

Expansion nach Europa

Für Zadnikar kam dies einer Offenbarung gleich. Bald waren sich die beiden «Yachtbrüder im Geiste» handelseinig, so dass Zadnikar Anfang 2016 als neuer Teilhaber von Seanet das Co-Ownership-Konzept in Europa einführen konnte. Seine grosse Erfahrung im Bereich der Erbringung und Vermietung von Sicherheitsleistungen in der Öl- und Gasindustrie erwies sich dabei als besonders nützlich.

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«Neben kompletten Ausrüstungen zur Kurz- oder Langzeitvermietung stellte mein früheres Unternehmen hochqualifiziertes und erfahrenes Sicherheitspersonal zur Verfügung. Alle diese Erfahrungen kamen mir jetzt zugute», sagt Zadnikar.

Inklusive Privatkoch

Eine 30 bis 40 Meter lange Yacht im Premiumsegment – Zadnikar bevorzugt exklusiv den italienischen Bootsbauer Benetti – kostet umgerechnet ab 10 Millionen Franken. Hinzu kommen Unterhalts- und Crew-Kosten. Beim Co-Ownership-Konzept von Seanet können sich bis zu vier Mitbesitzer sämtliche Kosten einer voll ausgestatteten Luxus-Yacht teilen. Dabei kümmert sich das Unternehmen auch um den Unterhalt und das Management. Eine vierköpfige Crew, inklusive Privatkoch, ist permanent einsatzbereit.

Als Verfechter des Konzepts beteiligt sich Zadnikar selber mit 25 Prozent an den ersten vier Yachten in Europa (Kroatien/Montenegro, Sardinien, Côte d'Azur, Balearen).

Personalisierte Yacht

Die Yachtsaison in Europa beginnt jeweils Anfang April und endet im Oktober. In diesem Zeitraum kann jeder Mitbesitzer – je nach Anteil – garantiert zwischen zwei und sechs Wochen in der Hauptsaison und mindestens fünf Wochen in der Nebensaison an Bord verbringen. Der Aufenthalt wird über ein Online-Reservierungssystem geplant.

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Reist ein Besitzer mit seinen bis zu acht Gästen an, wird die Yacht zuvor «personalisiert», also mit seinen Utensilien (Bettwäsche, Toilettenartikel), Gegenständen (Gemälde, Kunstwerke, Sportgeräte) und sonstigen Präferenzen (Wein, Zigarren) ausgestattet. Insofern kommt auf diese Weise durchaus das Gefühl der eigenen Yacht auf, allerdings mit erheblich weniger Kapitaleinsatz.

Ferienwochen eintauschen

Ein weiterer Mehrwert für Co-Eigner ist die Möglichkeit, einen Teil der ihnen zustehenden Wochen auf ihrer Yacht, die im Mittelmeer liegt, gegen einen Aufenthalt auf einer anderen Yacht der Seanet-Flotte in der Karibik zu tauschen. «So lassen sich ohne Extrakosten andere Destinationen erleben, neue Gewässer, Küstenlandschaften und Buchten erkunden», sagt Zadnikar.

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Seanet übernimmt auf Wunsch auch das Verchartern der Yacht, wenn sie von den Co-Besitzern nicht genutzt werden kann. Bei einem 25-prozentigen Eigentumsanteil sind die jährlichen Betriebsausgaben inklusive Managementgebühren bereits durch eine zweiwöchige Vermietung in der Hauptsaison gedeckt.

Steuerliche Vorteile in Malta

Und falls sich einer der Miteigentümer irgendwann von seinem Anteil trennen will, organisiert Seanet den Verkauf. Finanziell interessant ist überdies, dass alle Yachten unter maltesischer Flagge verkehren, da die maltesische Firmenstruktur günstige gesetzliche Bedingungen und steuerliche Vorteile bietet.

Der heute 56-jährige Zadnikar ist ein grosser Verfechter von gemeinschaftlichem Konsum: «Die Idee, Yachten, Villen und Privatjets, die von einem externen professionellen Dienstleister komplett betreut werden, gemeinsam zu nutzen, ist ein Trend, der in den kommenden Jahren noch enorm zunehmen wird.»

Co-Owning ist die Zukunft

«Die nächste Generation wird vermehrt gemeinsame Käufe tätigen. Es gibt in vielen Fällen immer weniger eine Notwendigkeit, Luxusgüter (allein) zu besitzen, sofern sich eine Alternative dazu anbietet. Co-Owning ist die Zukunft – weil es «intelligentes Eigentum» ist», resümiert Zadnikar, der sich drei bis vier Jahre Zeit gegeben hat, um mit Seanet die Gewinnschwelle in Europa zu erreichen.

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Um sehr vermögende Kunden zu gewinnen, brauche es in der Regel mindestens ein Jahr, stellt er fest. Zusätzliche Akzente in seinem Co-Ownership-Konzept will er mittelfristig mit einem Concierge-Service an Land, einer Partnerschaft mit einem Privatjet-Anbieter sowie mit einem Limousinen-Anbieter setzen.

Expansion nach Asien

Verläuft alles nach Plan, steht auch einer Expansion nach Asien nichts mehr im Weg, wie er finews.ch abschliessend verrät. Dort dürfte das Konzept, sofern es sich in Europa bewährt, zweifelsohne auf eine beträchtliche Resonanz stossen.