Der erfolgreichste deutsche Regisseur in Hollywood, Roland Emmerich, könnte sich gut vorstellen, einen Katastrophen-Film über die Finanzwelt zu drehen, wie er im Interview mit finews.ch verrät.


Herr Emmerich, könnten Sie sich vorstellen, einen Katastrophen-Film über Banken zu machen?

Ja, darüber habe ich schon nachgedacht. Es gibt eine Theorie, wonach es 2025 weltweit zu einer ganz grossen Krise kommt. Dieses Thema würde mich schon interessieren – eine Geschichte zu erzählen, von einer Investmentbank an der Wall Street, wenn die Welt untergeht und es dann zu Unruhen und Auseinandersetzungen kommt. Das wäre wie der Wilde Westen, wenn es so richtig abwärts geht.

Wie lange brauchen Sie für einen Film?

Kommt drauf an. Den Film, den wir eben fertiggestellt haben, hatte ich seit 20 Jahren im Kopf. Am Drehbuch haben wir drei bis vier Jahre gearbeitet, die Vorbereitungen und die Umsetzung dauerten dann nur noch sechs Monate. 2025 ist an sich noch weit weg, aber eigentlich sind es nur noch sechs Jahre.

Wovon handelt Ihr neuster Film?

Er heisst «Midway» und ist ein historischer Action-Drama-Film aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, unter anderem mit Woody Harrelson, Luke Evans und Mandy Moore in den Hauptrollen. Er wurde in Honolulu und in Montreal gedreht.

«Die Leute wissen mittlerweile sehr gut Bescheid, was an der Wall Street abgeht»

Er handelt von Soldaten, die 1942 in der zerstörerischen Schlacht um die Midway-Inseln die Wende im Pazifikkrieg einleiten. Der Streifen kommt Anfang November 2019 in die Kinos.

Haben Sie «The Wolf of Wall Street» gesehen?

Ja, natürlich. Er hat mir sehr gut gefallen.

Was interessiert Sie an der Finanzwelt?

Die Leute wissen mittlerweile sehr gut Bescheid, was an der Wall Street und in der Finanzwelt abgeht und sind davon fasziniert – im Guten wie im Schlechten. Es gab in letzter Zeit viele bemerkenswerte Filme zum Thema. Am besten gefiel mir «The Big Short», aber auch «Margin Call» oder eben auch «The Wolf of Wall Street».

Wegen Ihrer vielen Katastrophen-Filme werden Sie auch «The Master of Desaster» genannt. Wie sind Sie eigentlich auf dieses Genre gekommen?

Das hat damit zu tun, dass ich schon immer ein grosser Science-Fiction-Fan war. Mir schwebte irgendwann ein Film vor, bei dem es auf unserer Erde zu einer Invasion von Aliens kommt – wie Heuschrecken –, die die Menschen vernichten und daraus eine Katastrophe erwächst.

«So ist ‹Independence Day› entstanden»

Die Menschen müssen sich dann zur Wehr setzen und Wege finden, um diesen gewaltigen Feind zu zerstören. Das ist klassische Kino, bei dem ich jedoch zwei Genres miteinander verknüpft habe: Science Fiction und Desaster. So ist «Independence Day» entstanden.

Und das war auch bei anderen Filmen der Fall?

Ja, absolut. Ich habe nie blosse Katastrophen-Filme gemacht. Es gab immer mindestens zwei Komponenten. Bei «The Day After Tomorrow» war es eine neue Eiszeit, die auf uns zukommt, ausgelöst durch die Menscheit selber. Ich habe die Klimaerwärmung aufgegriffen, als sie noch nicht ein grosses Thema wie heute war.

Bei «2012» war es eine Story, die sich an der Arche Noah anlehnt. Es war also nie bloss die Darstellung einer Katastrophe, sondern in meinen Filmen muss es immer eine Art Überidee geben, sonst mache ich es nicht.

Welchen Ihrer Filme mögen Sie am meisten?

«Anonymus» aus dem Jahr 2011. Es ist ein politischer Thriller, der zur Zeit der letzten Lebensjahre von Königin Elisabeth I. spielt und die Frage thematisiert, wer die Werke von William Shakespeare tatsächlich verfasst hat. Kaum jemand hat ihn gesehen, so dass er auch nicht mein erfolgreichster war, aber ich mag ihn wirklich am meisten.

Mit welchen Schauspielern lässt sich am besten arbeiten?