Mit der Übernahme der Credit Suisse ist die UBS wieder Hotelbesitzerin geworden. Das einstige Savoy Baur en Ville firmiert nun unter der Flagge der chinesischen Luxushotel-Gruppe Mandarin Oriental und will im Herzen des Zürcher Bankenviertels neue Massstäbe setzen, wie ein Augenschein von finews.ch zeigt. 

Exakt 185 Jahre nach seiner Gründung hat das Hotel Savoy Baur en Ville am (gestrigen) Mittwochabend seine Tore offiziell wieder eröffnet. Neu sind nicht nur das vollständig renovierte Interieur und die Crew unter der Leitung von Mark Bradford (Bild weiter unten), sondern auch der Umstand, dass das Fünfsterne-Hotel am Zürcher Paradeplatz neuerdings unter der Leitung der in Hongkong ansässigen Mandarin Oriental Hotel Group steht. 

Damit erhält die Stadt Zürich einen neuen Touch Luxus auf Weltniveau, wie sich am Mittwochabend anlässlich der offiziellen Eröffnung zeigte. Besitzerin des Hotelkomplexes ist seit diesem Jahr die Schweizer Grossbank UBS, die es im Zuge der staatlich verordneten Übernahme der Credit Suisse (CS) «geerbt» hat. Im Schosse der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA, später Credit Suisse, CS) spielte das Hotel eine wichtige Rolle. 

Übernahme nicht geplant

PP 4 555

UBS-Chef Sergio Ermotti bei seiner Ansprache im Mandarin Oriental Savoy (Bild: finews.ch)

Die Spitzenmanager der CS gingen dort für mehr oder weniger diskrete Besprechungen ein und aus, waren doch für sie permanent Sitzungsräume reserviert. Aber auch in den verschiedenen Restaurants im Hause, namentlich im Orsini, sah man regelmässig die jeweiligen Topshots der Bank speisen. Das war Swiss Banking wie es im Buche steht.

Dass die UBS wieder in den Besitz eines Hotels kommen würde, sei nicht geplant gewesen, erklärte UBS-Chef Sergio Ermotti in seiner Eröffnungsrede und spielte damit auf die turbulenten Ereignisse im vergangenen Frühjahr an, als die CS unter die Fittichen der UBS wanderte. «Wir werden mit diesem Juwel sorgsam umgehen», versicherte er und ergänzte: «Wir sind stolz, unseren Beitrag zu dieser Erfolgsgeschichte leisten zu können.»

Bangkoker Schule in Zürich

Mark Bradford 555

Mark Samuel Bradford, General Manager im Mandarin Oriental Savoy (Bild: MO)

Auch die UBS besass früher ein Fünfstern-Hotel in Zürich, das bis heute in Konkurrenz zum Savoy Baur en Ville steht: Es ist das Widder Hotel im Zürcher Augustinerquartier, am Rennweg. Allerdings veräusserte die Bank das Haus an den Schweizer Lebensversicherer Swiss Life, wie auch finews.ch berichtete, mit der Überlegung, dass ein Hotel nicht zum Kerngeschäft einer Bank gehört.

Den Betrieb des Widder Hotels sowie sämtlicher Gastronomiebetriebe verantwortet heute die «The Living Circle»-Gruppe. Diese gehört zur Ihag Holding der Familie Bührle und führt bereits den Storchen in Zürich, das Alex in Thalwil ZH oder das Castello de Sole in Ascona.

Der neue «Savoy-Chef» Mark Bradford erklärte in seiner Ansprache, dass das Feld Nummer 39 im Monopoly immer sein Lieblingsfeld gewesen sei, weil es für den Paradeplatz stehe. Umso erfreuter sei er nun, dass Mandarin Oriental nun gerade hier ein Hotel eröffne.

«Wir haben die Tapeten und den Look geändert, aber eines haben wir nicht verändert – den Geist des Hauses», betonte Bradford, der seine wichtigsten Berufserfahrungen im Mandarin Oriental Bangkok, dem angesehensten Haus der Gruppe und unter der Leitung des grossen Hotel-Doyens Kurt Wachtveitl gemacht hat. Bradford ist Brite, aber in Fribourg aufgewachsen und steht seit 25 Jahren im Dienste von Mandarin Oriental.

Neue Rooftop-Bar

«Unser Hotel ist ein Christkind», betonte Bradford weiter und verwies darauf, dass das Haus vor 185 Jahren exakt am 24. Dezember gegründet respektive eröffnet wurde. Zwei Jahre später wohnte unter anderem der grosse britische Schriftsteller Charles Dickens – Autor der Weihnachtsepos' «A Christmas Carol» mit 13 Gästen im Hause.

PP 3 555

Interieur im neuen Luxushotel mit Blick auf die UBS (Bild: finews.ch)

Das renovierte Hotel bietet nun unter der neuen Leitung von Mandarin Oriental unter anderem eine weitläufige Präsidenten-Suite mit Blick auf den Paradeplatz, von wo sich die Veränderungen im Zuge der Integration der CS in die UBS aus der Vogelperspektive verfolgen lassen. Wem ein Zimmer im Hause zu teuer ist, kann sich stattdessen in der neuen Rooftop-Bar verköstigen, die ebenfalls einen Ausblick in die gleiche Richtung liefert. 

Milano-Style im Orsini

Orsini 555

Restaurant Orsini (Bild: MO)

Viele Bankerinnen und Banker werden gespannt sein, wie sich das Angebot im italienischen Top-Restaurant Orsini präsentieren wird, zumal das Lokal wie eingangs erwähnt, zu den bedeutendsten Treffpunkten der Branche gehört. Es steht fortan unter der Oberleitung von Antonio Guida. Obschon er regelmässig im Hause anwesend sein will, hat er zwei jüngere Statthalter: Dario Moresco und Souschef Gianmarco D’Alonzo.

Moresco hat bei Spitzenadressen wie Georges Blanc in Vonnas im Burgund und bei Heinz Beck in Rom gearbeitet und war auch Private Chef beim Geldadel in St. Moritz und Saint Tropez. Die Wette gilt, das Orsini ist nun angetreten, der «beste Italiener» der Limmatstadt zu werden. 

Anzahl Zimmer halbiert

PP 2 555

Blick auf die UBS auch von der Badewanne aus (Bild: finews.ch)

Das Baur en Ville wurde am 24. Dezember 1838 vom Vorarlberger Bäckergesellen Johannes Baur als erstes Grand Hotel der Stadt Zürich eröffnet. Nach Umbauarbeiten in den Jahren 1857 und 1907 umfasste das Hotel bei der Neueröffnung im Juni 1908 insgesamt 170 Zimmer.

In den Jahren 1975 bis 1978 schloss das Hotel seine Pforten, um erneut einen grossen Umbau durchzuführen. Dabei wurde die Fassade sorgfältig demontiert, um danach wieder historisch genau rekonstruiert zu werden. In der Folge verfügte das Haus über 104 Zimmer und Suiten; fortan werden es noch 80 Zimmer und Suiten sein.


Mitarbeit: Claude Baumann