Frühpensionierungen in der Finanzbranche werden in den kommenden Jahren kaum mehr finanzierbar sein. Das sagt Lukas Gähwiler, früherer UBS-Schweiz-Chef und heutiger Präsident Arbeitgeber Banken.

Wer 55 Jahre oder älter ist und in einer Bank arbeitet, wird eher frühpensioniert als in anderen Branchen. Dies geht aus dem am Freitag publizierten Arbeitgeber Banken Monitor 2017 hervor. Der Anteil älterer Mitarbeiter (55 bis 64 Jahre) beträgt bei den Banken 11 Prozent, während alle anderen Branchen zusammen auf 16 Prozent kommen. Doch die Praxis der Frühpensionierungen wird bald enden 

Das zumindest glaubt Lukas Gähwiler: «In fünf bis zehn Jahren können wir uns Frühpensionierungen schlicht nicht mehr leisten.» Dies sagte der frühere UBS-Schweiz-Chef und heutige Präsident des Arbeitgeber Banken Verbands, am Freitag an einer Medienveranstaltung in Zürich.

Pensionierungsberatung vor 50

Frühpensionierungen waren bisher auch sehr beliebt, weil es dafür attraktive Modell gab, wie es in der Studie weiter heisst. Manche Banken würden ihre Angestellten, sogar vor 50 auf Pensionierungs- und Pensionkassen-Fragen aufmerksam machen (siehe Grafik).

Monitor 3 500

Doch in Anbetracht der sinkenden Ertragskraft vieler Banken dürften solche «goldenen Abschiedspakete» immer weniger finanzierbar sein. Auch die demographische Entwicklung wirke sich nicht förderlich auf Frühpensionierungen aus, sagte Gähwiler weiter. Die Menschen lebten länger und alterten gesünder. Dies sei zwar schön, lasse sich aber auf die Dauer bei den bestehenden Strukturen nicht finanzieren, so der Verbandspräsident, der seit letztem Herbst auch den Verwaltungsrat der UBS Schweiz präsidiert.

Grundsätzlich gebe es drei Möglichkeiten, dem demografischen Wandel gerecht zu werden: Entweder man erhöhe die Abgaben für die Vorsorge oder sei zum Verzicht bereit. Die dritte Option wäre, länger zu arbeiten – also sicher bis zum regulären Pensionsalter oder darüber hinaus, sagte Gähwiler.

Neuer Lehrgang für erfahrene Banker

Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels in der Bankbranche, rückt die dritte Option in den Fokus. Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Arbeitsmarktfähigkeit der älteren Mitarbeiter erhalten bleibt. Doch gerade da hapert es bei vielen Banken, wie finews.ch berichtete.

Um die Situation zu verbessern, hat der Arbeitgeber Banken Verband in Kooperation mit dem Kaufmännischen Verband und dem Kompetenzzentrum für modernes Lernen der Schweizer Banken CYP den Zertifikatslehrgang Arbeitskompetenz 4.0 ins Leben gerufen. 

Kontinuierlich an der Beschäftigungsfähigkeit arbeiten

Er richtet sich an erfahrene Mitarbeiter und bietet ihnen in einem modularen, achtmonatigen Lehrgang die Möglichkeit, sich mit aktuellen und künftigen Trends auseinanderzusetzen.

Dieses Ausbildungsgefäss sei ein erster Schritt, ältere Angestellte bei der Weiterbildung zu unterstützen. Dabei handle es sich aber auch um eine Holschuld, betonte Gähwiler. «Ältere Mitarbeiter müssen kontinuierlich an ihrer Beschäftigungsfähigkeit arbeiten.»

 

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