Für erfolgreiches Private Banking in Asien sei eine kritische Masse notwendig, lautet eine Grundregel in der Branche. Michael Blake, der Asien-Chef der Union Bancaire Privée, widerspricht dieser Meinung.

Um in Asien eine profitable Private-Banking-Plattform zu unterhalten, sind mindestens 20 Milliarden Dollar an Kundenvermögen notwendig. Diese Grundregel gilt spätestens, seit diverse Schweizer und ausländische Anbieter hohes Lehrgeld bei ihren Expansionen bezahlen mussten. Zum Teil mussten sie sogar ihre Zelte wieder abbrechen beziehungsweise verkaufen.

Mit den verschärften Regeln und Bestimmungen seit der Finanzkrise ist die kritische Masse gar auf 30 und mehr Milliarden Dollar gestiegen, wie in Asien unter Private Bankern zu hören ist.

Fixierung auf kritische Masse

Michael Blake, der Asien-Chef der Genfer Union Bancaire Privée (UBP), hält von solchen Einschränkungen nicht viel. Diese Fixierung auf eine notwendige kritische Masse im asiatischen Private Banking, sei zu einfach, sagte er gegenüber der Singapurer Zeitung «Business Times».

Die UBP hat dank der Coutts-Übernahme zwar den Sprung unter die 20 grössten Wealth Manager Asiens geschafft und verwaltet nun mehr als 20 Milliarden Dollar Kundengelder. Doch der Schlüssel zu mehr Wachstum sei ein anderer, so Blake. In erster Linie gehe es darum, den Kunden Dienstleistungen anzubieten, die tatsächlich auch ihren Bedürfnissen entsprächen.

Viele Banken gescheitert

«Es gab eine Zeit, als westliche Privatbanken in Asien das europäische Modell durchsetzen wollten, mit Schweizer Buchungszentren, diskretionären Mandaten und Standard-Portfolios und denselben Dienstleistungen wie in der Schweiz», erinnert sich der frühere Coutts-Chef. Eine ganze Anzahl von Banken sei mit diesem Ansatz gescheitert.

Die UBP verfolgt gemäss weiteren Angaben einen «asiatischen» Ansatz – mit Anlage- und Beratungsdienstleistungen, die auf lokale Gegebenheiten ausgerichtet sind. «Wir glauben sehr stark an ein aktives Management der Kundenportfolios», so Blake. Eine «Vanilla»-Vermögensallokation, die im Prinzip dem Benchmark folge und jeweils um gerade mal ein oder zwei Prozentpunkte angepasst würde, käme nicht in Frage.

Eigenes Investment Komittee für sehr reiche Kunden

Individuelle zusammengestellte, diskretionäre Portfolios bietet die UBP ab einer Anlagesumme von 5 Millionen Dollar an. Für Kunden mit mehr als 50 Millionen Dollar bildet die im Besitz der Familie de Picciotto befindliche Privatbank jeweils ein eigenes Investment-Komittee, das die jeweiligen Dienstleistungen ausarbeitet. Diese Services finden Anklang: Gemäss UBP nahmen die diskretionär verwalteten Kundenportfolios im vergangenen Jahr um knapp 50 Prozent zu. Die Advisory-Portfolios hätten sich gar verdreifacht.

Auch die Performance lässt sich sehen: Ausgewogene Portfolios in Asien erzielten 2017 in eine Rendite von 14,5 Prozent, über die vergangenen drei Jahre hinweg 21,5 Prozent und über fünf Jahre eine kumulierte Performance von 42,3 Prozent.

Nicht alle wollen eine grosse Marke

Für Blake besteht noch erhebliches Wachstumspotenzial in Asien. Die Genfer Privatbank könne damit punkten, dass sie in Familienbesitz sei und keinen Druck von Aktionären spüre, kurzfristig Höchstleistungen hervorzubringen.

Dass die UBP erst seit der 2015 erfolgten Coutts-Übernahme auf der asiatischen Landkarte steht, sieht Blake nicht als Nachteil. «Manche Kunden wollen eine grosse Marke. Aber es gibt viele andere, die sich für individuell zugeschnittene Dienstleistungen entscheiden und es vorziehen, bei einer reinen Privatbank unterzukommen.»

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