An den Hongkonger Protesten gegen die zunehmende Kontrolle Chinas haben sich Vertreter aus bereits 20 verschiedenen Berufsgattungen beteiligt. finews.asia hat sich mit streikenden Angestellten aus dem Finanzsektor über ihre Motive unterhalten.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Proteste in Hongkong unterzeichneten schon vergangene Woche mehrere hundert Angestellte aus der Finanzbranche einen Aufruf zur Teilnahme am gestrigen Generalstreik, wie auch finews.asia berichtete. Den Worten folgten nun auch Taten, nahmen doch am (gestrigen) Montag zahlreiche Banker, Vermögensverwalter und Versicherungsmitarbeiter an einer abendlichen Kurzdemo teil.

Nachdem finews.asia am Montag bereits die Arbeitgeber zu Wort hatte kommen lassen, folgen am (heutigen) Dienstag Stimmen von Angestellten.

Anonym, 25, Ökonom, Angestellter einer lokalen Finanzfirma

Warum nehmen Sie an der Demonstration teil?

Als ich mich 2014 den Protesten anschloss, ging es um eine einzige Frage, den Vertrauensverlust in unsere Regierung. Warum? Weil den Bürgern von Hongkong 2007 versprochen worden war, dass sie gemäss allgemeinem Wahlrecht ihre eigenen Parlamentsmitglieder und den Vorsitzenden (Chief Executive) wählen dürften. Heute stehen wir da, mit Nichts in der Hand. Zwei Millionen haben sich an Strassenprotesten beteiligt – welche ihrer fünf Forderungen wurden eingelöst? Keine!

Der Grund für den Wohlstand Hongkongs beruht darauf, dass unsere Gesellschaft immer nach dem Prinzip einer schlanken Regierung und einem starken Geschäftssinn funktionierte. Die Regierung respektierte die Prozesse und Versprechen aufgrund dieser Dynamik.

Seit 2014 hingegen hat die Regierung unser Rechtssystem in Frage gestellt und damit der Welt bewiesen, dass sie die Prozesse nicht mehr respektiert. Dies hat unser Vertrauen untergraben – und nur das Vertrauen erlaubt es uns, die Wirtschaft so effizient zu betreiben.

Unterstützt Sie Ihr Vorgesetzter in der Teilnahme an diesem Streik?

Ja. Er wäre am liebsten auch dabei, aber er ist gewissen Zwängen unterworfen.


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(Bild: Richard Otsuki)

Herr Chan, 50, Inhaber einer Buchhaltungsfirma

Wieso nehmen Sie an der Demo teil?

Ich gehe immer hin. Ich unterstütze Hongkong. Schauen Sie dort hinten, das sind meine Kollegen – wir alle unterstützen diese Sache.

Ist die jetzige Bewegung konstruktiv, wenn man sie aus einer wirtschaftlichen Perspektive betrachtet?

Natürlich. Es ist ziemlich schwierig, ein Business zu betreiben, wenn rechtsstaatliche Prinzipien nicht befolgt werden.

Müssen Sie noch zurück zur Arbeit?

Ja.

Ist Ihr Chef einverstanden mit Ihrer Teilnahme am Protest?

Ich bin der Chef.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.65%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.58%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.19%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.06%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.52%
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