Raiffeisen Schweiz prescht erstmals als Digitalisierer vor: Die Genossenschaftsbank setzt auf ein eigenes Startup, um den Schweizer Anleihenmarkt zu beleben. Das Bedürfnis von Emittenten ist da.

Den ersten grösseren Wurf als Digitalisierer begleitet Raiffeisen Schweiz gleich mit markigen Worten: Raiffeisen sei die erste Schweizer Bank, welche eine digitale Kapitalmarktplattform lanciere.

Das stimmt so nicht ganz: Vontobel lancierte mit Cosmofunding im Jahr 2018 eine Plattform für Privatplatzierungen und Darlehen. Fintechs wie Loanboox, Swisspeers oder Cashare sind ebenfalls im Segment von Schweizer Unternehmensfinanzierungen tätig.

Gezieltes Angebot

Doch die Premiere für die Schweiz ist: Die Genossenschaftsbank, welche bislang nicht zur Fintech-Avantgarde im Land zählte, stösst mit ihrer Plattform gezielt in den Schweizer Markt mit kotierten Anleihen vor. Wie der Mitteilung zu entnehmen war, sollen Bond-Emittenten die gesamte Abwicklung von der Erfassung über die Bucheröffnung, Vertragsunterzeichnung, Veranlassung der Kotierung bis zur Rückzahlung der Coupons und der Anleihe über die Raiffeisen-Plattform vollziehen können.

Investoren erhalten so einen besseren Zugang zum Markt und ein transparentes Pricing, verspricht die Bankengruppe. Start soll im ersten Quartal 2020 sein. Wie Raiffeisen auf Anfrage sagte, muss pro Transaktion ein Volumen von 100 Millionen Franken erreicht werden.

In der Schweiz fehlt es an Markttiefe

Das Bedürfnis für eine digitale Plattform ist im Schweizer Markt gewiss da. Banker wie zuletzt auch UBS-CEO Sergio Ermotti weisen regelmässig darauf hin, dass es in der Schweiz an Markttiefe im Anleihensegment fehle. UBS, Credit Suisse und auch ausländische Institute wie BNP Paribas oder die Commerzbank sind hier in einem heterogenen Markt tätig, in welchem wohl einiges an Potenzial brach liegt.

Denn das Bedürfnis von Schweizer Firmen, über den Kapitalmarkt Mittel aufzunehmen ist eindeutig vorhanden.

Unternehmenssektor emittiert laufend mehr

Insgesamt ist das Emissionsvolumen von Schweizer Unternehmen zwar rückläufig, wie das Eidgenössische Finanzdepartement in einer Studie im Jahr 2018 feststellte. Doch liegt dieser Rückgang an der zunehmenden Zurückhaltung der Schweizer Banken, sich über Anleihen zu refinanzieren. Finanzunternehmen machen im 33-Milliarden-Franken schweren Schweizer Anleihenmarkt mit rund 24 Milliarden Franken nämlich den Löwenanteil aus.

Der Schweizer Realsektor ist hingegen auf dem Vormarsch. Die Studie stellte eine konstante Zunahme von Emissionen im zweistelligen Prozentbereich auf ein Volumen von 9,3 Milliarden Franken fest (Stand Ende 2016). Treiber sei in erster Linie der Dienstleistungssektor, hiess es. Auch der öffentliche Sektor emittiert laufend mehr Bonds.

Gemäss Raiffeisen wird nun eine Ausweitung auf Emissionen von Unternehmen geprüft, die derzeit noch nicht im kotierten Anleihenmarkt vertreten sind.

Ein Startup soll's richten

Als schweizerischste aller Schweizer Banken hat sich Raiffeisen damit einen passenden Markt für den digitalen Vorstoss ausgesucht. Die Genossenschafter setzen dabei aber auf ein Startup namens Valyo, das als 100-prozentige Tochter ausserhalb des Raiffeisen-Universums operiert. In der Mitteilung begründet dies Raiffeisen damit, dass so Agilität, Entwicklungsfähigkeit und Innovationskraft erhöht werden.

Über Valyo selber ist nicht viel bekannt. Das Unternehmen wurde im vergangenen Sommer in Baden gegründet, CEO ist mit Daniel Schwab ein ehemaliger Banker, der aber die letzten 25 Jahre bei der Swisscom im Finanzbereich tätig gewesen war, seit 2008 als Treasurer. Laut Raiffeisen beschäftigt Valyo derzeit neun Mitarbeiter.

Im Verwaltungsrat sitzen Raiffeisen-Geschäftsleitungsmitglied Werner Leuthard, der Leiter Corporate Finance Alexander Cassani und Urs Halter, der kürzlich von Raiffeisen zu Inventx gewechselt hat.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.88%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.76%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.88%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.48%
pixel