Die linke Politikerin Elizabeth Warren möchte nächstes Jahr Präsidentin der USA werden. Analysten warnen jetzt schon vor einem Horrorszenario für die Schweizer Banken.

Für ihre Fans ist die Senatorin aus dem US-Bundesstaat Massachusetts eine taffe Kämpferin, die für den «grossen Wandel» in den Vereinigten Staaten einsteht. Für andere ist Elizabeth Warren eher «bad news»: «Wenn die Lady gewinnt, sind wir in ganz grossen Schwierigkeiten», warnte unlängst der amerikanische Hedgefonds-Milliardär Leon Cooperman und sprach damit aus, was viele an der New Yorker Wall Street denken.

Brachiale Absichten

Tatsächlich hat die Harvard-Professorin, die derzeit als Drittplatzierte hinter den Parteikollegen Joe Biden und Bernie Sanders auf dem Ticket der Demokraten fürs Weisse Haus figuriert, Brachiales mit dem Finanzsektor vor. Zu Warrens Vorschlägen zählen unter anderem die Zerschlagung der Grossbanken in separate Geschäftseinheiten, grössere Kapitalanforderungen für die Institute – und eine höhere Besteuerung der Reichen im Lande.

Auf ihrer Kampagnen-Webseite gibt es eine App, auf der Multimillionäre berechnen können, wie stark sie unter ihrem Regime zur Kasse gebeten würden.

UBS-Kunden im Fadenkreuz

Solche Ansagen machen inzwischen auch jenseits des Atlantiks hellhörig. Während sich die Anlagestrategen der Grossbank UBS noch mit Prognosen für den Wahlkampf beschäftigen, haben sich die Analysten der britischen Bank Barclays bereits dem Warren-Szenario angenommen: Was würde eine Präsidentschaft der Demokratin für europäische und – nicht zuletzt – Schweizer Geldhäuser bedeuten?

Nicht Gutes, glaubt man den Barclays-Auguren. Gerade die UBS, die weltgrösste Privatbank, die den grösseren Teil ihres Vermögensverwaltungs-Geschäfts in den USA bestreitet, würde vom der dezidiert linken Politik Warrens hart getroffen. Private mit mehr als 100 Millionen Dollar auf der hohen Kante seien bekanntlich die Zielkundschaft der Schweizer in Übersee – und diese Klientel befinde sich nun «mitten im Fadenkreuz» der von Warren geplanten Vermögenssteuer, wie das Magazin «Mother Jones» aus dem Report zitierte.

Private Equity sind «Plünderer»

Die UBS-Erzrivalin Credit Suisse (CS) hat sich zwar 2015 aus dem Onshore-Banking mit reichen Amerikanern zurückgezogen. Dennoch wäre die Nummer zwei des Swiss Banking unter einer Präsidentschaft Warrens nicht aus dem Schneider, so Barclays weiter. Die demokratische Kandidatin gilt nämlich ebenfalls als harsche Kritikerin von Privatmarkt-Aktivitäten. Was Private-Equity-Firmen tun, bezeichnet Warren als «legalisierte Plünderung» von Unternehmenswerten und will die Branche künftig für die Verschuldung von Portfoliofirmen verantwortlich machen.

Keine guten Vorzeichen für die CS, die im Bereich jener Finanzierungen zu den Branchenführern gehört und künftig noch stärker in den Privatmarkt-Sektor vorstossen möchte, wie auch finews.ch berichtete.

Historische Bande zu den Demokraten

Ironischerweise haben die Schweizer Grossbanken in den letzten Präsidentschaftswahlen zumeist das demokratische Lager unterstützt. Die Nähe seiner Gegnerin Hillary Clinton zur UBS wurde 2016 vom heute amtierenden US-Präsidenten Donald Trump im Wahlkampf breit ausgeschlachtet. Robert Wolf, der einstige Chef der US-Investmentbank der UBS, galt gar als «Freund» von Trumps demokratischem Vorgänger Barack Obama.

Noch ist unklar, wie sich die Schweizer Institute in den Präsidentschaftswahlen positionieren, zumal die Demokraten diesen Dezember ja selber noch entscheiden müssen, mit welchem Personal sie gegen Trump antreten. Die Chancen Warrens dafür sind intakt, obschon sie in den letzten Umfragen Terrain eingebüsst hat. So oder so: Bis zur Wahl am 3. November 2020 ist es noch ein weiter Weg.

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