Das Finanz-Establishment hatte in den US-Präsidentschaftswahlen auf Hillary Clinton gesetzt. Das könnte der Kandidatin im Rennen gegen Trump nun mit zum Verhängnis geworden sein.

Der sich  abzeichnende Sieg des Republikaners Donald Trump ist eine böse Überraschung für die Wall Street. Die Finanzindustrie hatte auf den Status Quo gesetzt und sich mehrheitlich hinter Hillary Clinton geschart – die Wette der Profi-Spekulanten scheint angesichts der Wahlresultate aber nicht aufgegangen zu sein.

Im Gegenteil: Die Nähe zur Finanzindustrie dürfte Clinton im Wahlrennen wesentliche Punkte gekostet haben. Punkte, welche die Waagschale in Richtung des schwer fassbaren Populisten Trump drückten.

Besonders sticht dabei die Beziehung Clintons zur grössten Schweizer Bank hervor, zur UBS. Die Anfänge dazu reichen ins Jahr 2009 zurück. Damals sah sich die UBS mit einer Strafuntersuchung im US-Steuerstreit konfrontiert, welche die Existenz der Grossbank zu bedrohen schien. Das jedenfalls versuchte die damalige Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey ihrer amerikanischen Amtskollegin klarzumachen – Hillary Clinton.

Offenes Ohr für verfolgte Bank

Es ist nicht bekannt, was die beiden Politikerinnen damals diskutierten. Fest steht: Clinton, vormals Senatorin des Staates New York und bestens vertraut mit der Bedeutung der Banken für die US-Wirtschaft, setzte sich für die UBS ein.

Mit Erfolg: Statt der bedrohlichen Strafklage kam die Schweizer Grossbank mit einem Schuldeingeständnis, einer Busse von 780 Millionen Dollar und umfangreichen Datenlieferungen an die Amerikaner davon. Aus heutiger Warte glimpflich: Die UBS-Rivalin Credit Suisse leistete im Mai 2014 Strafzahlungen von sage und schreibe 2,6 Milliarden Dollar an die US-Behörden.

Spenden verzehnfacht

Umstritten ist seitdem, ob sich die UBS bewusst erkenntlich für die Schützenhilfe zeigte. Im Raum steht die Tatsache, dass die Grossbank ihre Zahlungen an eine Stiftung der Familie Clinton von 60'000 Dollar im Jahr 2008 auf 600'000 Dollar im Jahr 2014 verzehnfachte, wie die amerikanische Zeitung «Wall Street Journal» berichtete (Artikel bezahlpflichtig).

Auch sonst zeigte sich die UBS spendabel. Sie zahlte etwa Clintons Ehemann und Ex-Präsident Bill Clinton ein Honorar von 1,5 Millionen Dollar für Auftritte mit dem ehemaligen UBS-Americas-Chef Robert «Bob» McCann.

Verdächtiges Timing

Die UBS hat sich dazu nie öffentlich geäussert. Grosszügige Spenden von Unternehmen an einflussreiche Politiker sind in den Staaten keine Seltenheit. Das verdächtige Timing und die Vermischung von Amt und privaten Engagements wurden Clinton aber in der nun beendeten Wahlschlacht gegen den republikanischen Kandidaten Donald Trump immer wieder vorgeworfen.

In Zusammenhang mit der UBS sorgte auch die Firma Teneo für Schlagzeilen. Diese wurde von einem engen Vertrauten Bill Clintons gegründet und beriet später die Grossbank in Kommunikationsbelangen – die Fragestunde mit Bob McCann wurde von Teneo eingefädelt, wie das amerikanische Magazin «Politico» recherchierte.

Das Vertrauen der Wall Street

Die kontroversen Sympathiebekundungen Clintons für die Bankenwelt beschränken sich nicht nur auf die UBS. So sorgten Bemerkungen für Empörung, in denen Clinton gegenüber Goldman-Sachs-Banker Verständnis für deren Nöte mit der Regulierung andeutete.

Schnell vergessen gingen da die scharfen Töne gegen die Wall-Street-Konzerne, welche die Präsidentschafts-Kandidatin noch zu Anfang ihrer Kampagne angestimmt hatte. Dass die Finanzbranche Clinton als «ihre» Kandidatin betrachtet, zeigte sich auch am Beispiel von Robert Wolf.

Dieser war ein einflussreicher Spendensammler für den demokratischen Ex-Präsidenten Barack Obama – und ein ehemaliger UBS-Banker. Gegenüber dem Polit-Portal «The Hill» prahlte Wolf, für Clinton müsse er gar nicht erst gross aktiv werden: Das Vertrauen der Wall Street habe sie nämlich schon.

Das, so scheint es, rächte sich am 8. November.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.63%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.2%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.52%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.24%
pixel