Im Konkurrenzkampf der Investmentbanken müssen die Europäer schon länger mit der Dominanz der US-Häuser leben. Jüngst wurden die Schweizer Grossbanken aber auch im Heimmarkt von den Spitzenplätzen verdrängt, wie Daten zeigen. 

Im Investmentbanking in der Schweiz sind die hiesigen Grossbanken eigentlich die unbestrittenen Platzhirsche. Ausgerechnet im Auftaktquartal des wohl turbulentesten Wirtschaftsjahres seit Jahrzehnten wurden die UBS und die Credit Suisse (CS) jedoch von der Spitze verdrängt, wie Daten von Dealogic zeigen, welche finews.ch vorliegen. 

An der Spitze des Tableaus stand per Ende März die US-Grossbank J.P. Morgan, welche mit Schweizer Deals heuer schon mehr eingenommen hat als im ganzen Jahr 2019. Die CS liegt derweil – als einzige nicht-amerikanische Bank in den Top 5 – auf dem zweiten Platz, während die UBS den sechsten Rang belegt (siehe Grafik unten).

Dealogic Switzerland 1Q20

Den Bankern von J.P. Morgan kam zugute, dass im ersten Quartel einige grosse Deals mit Schweizer Beteiligung über die Bühne gingen, bei denen das Institut eine Rolle spielte. Darunter sind zum Beispiel der Verkauf des Tiefkühlkost-Händlers Picard durch den Backwaren-Konzern Aryzta, der Verkauf der amerikanischen Adecco-Tochter Soliant Health oder der Kauf des Schweizer Cloud-Software-Lieferanten Veeam durch Insight Partners. 

Da namentlich die CS hierzulande auch Unternehmen berät, welche für die US-Institute zu klein sind und ihre Erträge dank einer Vielzahl kleinerer Deals damit weniger extremen Schwankungen unterliegen, muss damit das Gesamtjahr noch nicht gelaufen sein. Trotzdem kommt das vergleichsweise schlechte Abschneiden zur Unzeit.

Keine Börsengänge 2019

Mit der Coronavirus-Pandemie droht die Welt in eine Wirtschaftskrise zu stürzen. Dementsprechend haben viele Unternehmen für den Moment alle strategischen Vorhaben auf Eis gelegt. 

Es ist unwahrscheinlich, dass in der Schweiz im Jahr 2020 ein Börsengang stattfindet, prophezeit ein hochrangiger Investmentbanker im Gespräch mit finews.ch. Stattdessen rotieren die Banker derzeit, weil die Unternehmen ihre Liquiditätsbedürfnisse abklären und zum Teil Überbrückungsdarlehen brauchen, bis sie wieder Anleihen an den turbulenten Märkten platzieren können. 

Risikoscheue UBS

Anstelle von Börsengängen oder mit Fremdkapital finanzierten Übernahmen sind Kapitalerhöhungen von unterkapitalisierten Unternehmen zu erwarten. Zudem könnte es in verschiedenen Industrien zu einer Konsolidierungswelle kommen, die allerdings als «Share Deals» abgewickelt werden dürfte. 

Obwohl letztes Jahr die Credit Suisse in der Division Investment Banking & Capital Markets einen Verlust eingefahren hat, wird die Einheit Global Banking der UBS voraussichtlich unter der anrollenden Krise stärker leiden. Die grösste Schweizer Bank nimmt in diesem Geschäft schon seit Jahren nur zurückhaltend Risiken auf die eigene Bilanz und findet sich nicht mehr unter den weltweiten Top 10. 

Gutes Vorjahr

Gerade angesichts einer weltweiten Wirtschaftskrise könnte die Bereitschaft anderer Banken, den Unternehmen auch mit Fremdkapital unter die Arme zu greifen, als Verkaufsargument ziehen. Ob das der Grund für den Absturz der UBS auf den sechsten Platz der Investmentbanken in der Schweiz im ersten Quartal ist, ist nicht klar. 

Angesichts der unsicheren Lage ist allerdings quasi garantiert, dass die Grossbank nicht an das gute Vorjahr anschliessen können wird: In den ersten drei Monaten erwirtschafteten die UBS-Banker laut Dealogic nur 10 Millionen Dollar an Gebühren. Im Gesamtjahr 2019 waren es 157 Millionen Dollar. 

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