Die europäischen Investmentbanken sind gegenüber ihren US-Konkurrenten schon länger im Nachteil. Immerhin konnte ein Schweizer Institut in der zweiten Jahreshälfte Boden gutmachen. 

Aus europäischer Sicht ist es ein ernüchterndes Bild: In den Top-Ten der Investmentbanking-Erträge in der Region Emea (Europa, Naher Osten und Afrika) stellen die Banken von diesseits des Atlantiks ausschliesslich die untere Hälfte, wie Daten des Research-Unternehmens Dealogic in einem Artikel auf «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) zeigen. 

Laut dem britischen Nachrichtenportal ist es das erste Mal überhaupt, dass sich die Dominanz der US-Banken so deutlich zeigte. Bisher war immer zumindest ein europäisches Institut unter den grössten Fünf gewesen. 

Halb so gross

Damit setzt sich ein Trend fort, der schon seit mehreren Jahren anhält: Während die Banken in Europa auf Sparkurs gehen und versuchen, sich möglichst auf regelmässige Erträge zu konzentrieren, ziehen ihre US-Konkurrenten davon – die erstplatzierte J.P. Morgan erwirtschaftete mehr als doppelt so viel in Erträgen wie die beste europäische Bank, BNP Paribas (siehe Tabelle unten). 

J.P. Morgan 1,5 Milliarden Dollar
Goldman Sachs 1,3
Citi 1
Bank of America 0,95
Morgan Stanley 0,85
BNP Paribas 0,73
Barclays 0,71
Deutsche Bank 0,7
Credit Suisse 0,56
HSBC 0,56

Spätestens seit letztem Jahr gilt auch das Beratungsgeschäft bei Übernahmen, Börsengängen und Anleihe-Verkäufen als zu volatil für den Geschmack der Investoren. Die Credit Suisse (CS) tauschte dort nach einem ersten Halbjahr in den roten Zahlen den Chef aus und ersetzte Jim Amine mit David Miller

Drastische Massnahmen

Auch die Konkurrenz reagierte auf das schwierige Umfeld im Heimmarkt. Am drastischsten waren die Massnahmen bei der Deutschen Bank, wo über alle Bereiche hinweg 18'000 Stellen wegfallen sollen. 

Die UBS baute derweil ihre Investmentbank um, was im vierten Quartal 2019 zu Entlassungen führte. Co-Chefs Piero Novelli und Rob Karofsky wollen ihre Division global aufstellen und haben deshalb verschiedene Bereiche zusammengelegt, die zuvor regional geführt wurden. 

CS holt auf

Bei der UBS waren Massnahmen offenbar nötig: Die grösste Schweizer Bank taucht nicht in der Liste der zehn ertragsstärksten Institute in der Region auf.

Im Gegensatz dazu ist das Resultat zum Jahresende für die CS zumindest teilweise positiv. Die Bank landet zwar auf dem neunten Platz, allerdings ist es ihr im zweiten Halbjahr gelungen, die britisch-chinesische Konkurrentin HSBC zu überholen.

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