Die Investmentbank der Credit Suisse wäre beim Börsengang von Jack Mas Ant Financial nicht gross in die Kränze gekommen. Doch sitzt die Schweizer Grossbank nach dem abgeblasenen IPO offenbar auf illiquiden Ant-Anteilen.

Die Credit Suisse (CS) sitzt offenbar auf Anteilen von Ant Financial, die nach dem abgeblasenen Börsengang nun illiquide sind. Gemäss der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) müssen die CS sowie eine Reihe anderer hochrangiger institutioneller Investoren nun überlegen, ob sie ihr Investment abschreiben sollen. 

Denn der vermeintlich grösste Börsengang der Geschichte findet nicht statt. Die chinesischen Regulatoren haben das geplante Doppellisting der Ant Group in Schanghai und Hongkong im vergangenen November gestoppt, nachdem Gründer und Hauptaktionär Jack Ma öffentlich über die Regulatoren sowie die staatlichen Banken in China hergezogen ist.

Ant hätte beim IPO über 37 Milliarden Dollar einspielen und eine Bewertung von 200 Milliarden Dollar erreichen sollen. Jack Ma ist seit vergangenem Oktober von der Bildfläche verschwunden.

10,3 Milliarden in Offshore-Firma

Ob der Börsengang je stattfinden wird, ist unklar, da dies wohl von der Führung der kommunistischen Partei Chinas entschieden werden wird. Für eine Reihe von Investoren mit grossen Namen ist das ein Problem. Unter ihnen sind Blackrock, die Staatsfonds aus Singapur GIC und Temasek, Warburg Pincus, Silver Lake – und laut «Financial Times» auch die CS. Die Zürcher Bank kommentierte dies bislang aber nicht.

Diese Investoren haben in einer Art Vor-Börsengang 10,3 Milliarden Dollar in eine Offshore-Gesellschaft namens Ant International investiert. Jack Ma habe diese Finanzierungsrunde für eine Handvoll von institutionellen Investoren im Jahr 2018 im Hinblick auf den geplanten Börsengang organisiert.

Wie sieht ein künftige Bewertung aus?

Die Milliarden der Top-Investoren liegen nun auf dem Konto der Ant-Tochter, die keinen Wert hat und deren einziger Zweck war, Gelder für den Börsengang einzusammeln. Das Investment war laut Bericht nicht damit verbunden, auch Stimmrechte an Ant Financial zu erhalten.

Die CS und den anderen Investoren stellt sich das Problem, dass die chinesischen Regulatoren Änderungen im Geschäftsmodell von Ant Financial gefordert haben, aber völlig unklar ist, wie sich diese auf eine allfällige Bewertung auswirken werden. Völlig unklar ist auch, wann und ob der IPO überhaupt stattfindet.

Gemäss Bericht erwägen einige der Investoren auch rechtliche Schritte. Allerdings hegten diese Investoren auch Zweifel, da auch sie die genauen Gründe nicht kennen würden, warum der Ant-IPO gestoppt worden war.

Über Jahre enge Beziehungen gepflegt

Die «Financial Times» nennt keine Details zur Höhe der einzelnen Investments. Doch war diesen Sommer bekannt geworden, dass die CS bei der letzten Finanzierungsrunde der Ant Group mit rund 100 Millionen Dollar dabei gewesen ist. Unklar ist, ob diese Gelder in das Offshore-Vehikel Ant International flossen.

Die CS scheint die einzige Bank zu sein, die zu diesen sogenannten C Class Investoren gehört. Die Schweizer Bank pflegte über Jahre sehr enge Beziehungen zu Jack Ma und Alibaba und brachte den IT-Konzern 2014 an die Börse. Beim Ant-Börsengang wäre die CS aber nur unter den Vertriebsbanken gewesen.

Bereits in den roten Zahlen

Nun hat die CS ein Buchhaltungsproblem: Ein Abschreiber des Ant-Investments könnte gemäss Buchhaltungsregeln drohen. Dieser käme für die CS zur Unzeit, haben doch Abschreiber und Rückstellungen für Rechtsrisiken die Grossbank im letzten Quartal 2020 in die roten Zahlen gedrückt.

Die CS musste 450 Millionen Dollar auf dem Hedgefonds York Capital abschreiben. Und wegen eines US-Hypothekenrechtsfalles kündigte die CS vergangene Woche an, zusätzliche Rückstellungen von 850 Millionen Dollar tätigen zu wollen.

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