Seit einem halben Jahrhundert führt Jamie Dimon mit J.P. Morgan die grösste der Bank in den USA. Zeit, die Nachfolge zu planen – dabei könnte es zu einer Überraschung kommen.

Marianne Lake und Jennifer Piepszak (Bild unten) rücken in Stellung. Eben sind die beiden Bankerinnen bei J.P. Morgan Chase zu Co-Chefinnen der wichtigsten Sparte Consumer & Community Banking (CCB), die sich vor allem auf den amerikanischen Heimmarkt fokussiert, ernannt worden.

Laut der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) sind die beiden Amerikanerinnen damit in der Pole-Position für die Nachfolge von Jamie Dimon (Bild ganz unten): Dieser steht der grössten US-Bank seit 2006 als Konzernchef vor und gilt als einflussreichster Banker an der Wall Street.

Piepszak 500

Herz-OP mit Folgen

Allerdings musste sich der inzwischen 65-jährige Dimon letztes Jahr einer Herzoperation unterziehen, die über die Bank hinaus als «Jamie’s health scare» für Aufregung sorgte.

Aus Sicht vieler Beobachter spricht inzwischen vieles dafür, dass er mittelfristig kürzer tritt. Der Verwaltungsrat der Bank konterte dies allerdings mit der Aussage, dass man hoffe, Dimon bleibe noch eine bedeutende Anzahl Jahre bei der Bank.

Dennoch sind Branchenkenner wie der bekannte Bankenanalyst Mike Mayo überzeugt, dass beim Bankriesen nun ein Frauen-Rennen auf den Chefposten bevorsteht. Kommt es tatsächlich dazu, hätte dies grosse Signalwirkung für ein Business, das weiterhin als Hochburg (weisser) Männer gilt.

dimon 500

Eine Präsidentin für die UBS?

Zumal in der Schweiz. Die hiesigen Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) etwa haben es in den letzten zwei Jahren verpasst, Frauen auf den Chefposten oder ins Präsidium zu hieven. Sabine-Keller Busse avancierte bei der UBS Anfang 2021 immerhin zur ersten Chefin im Heimmarkt Schweiz.

Axel Weber, der Präsident der UBS, hofft seinerseits auf eine weibliche Nachfolge, wenn er 2022 wie geplant vom Posten zurücktritt.

Gleich alt, gleich erfahren

«Jenn» und «Marianne», die bei J.P. Morgan nun das Kommando über 120'000 Mitarbeitende und die Verantwortung von Erträgen von im letzten Jahr über 51 Milliarden Dollar übernehmen, haben im Business längst ihren Mann gestanden.

Beide sind sie 51 Jahre alt, beide kennen sie den Bankriesen in- und auswendig. Piepszak leitet zuletzt das Geschäft mit Konsumkrediten in den USA. Von 2013 bis 2019 hatte sie als Finanzchefin (CFO) Einsitz in der Konzernleitung. Lake war ihr damals auf dem Posten der CFO gefolgt. Ihnen beiden wird nachgesagt, sehr «business driven» zu sein, also aufs operative Geschäft getrimmte Macherinnen.

Diplomatischer Dimon

Viel hängt in dieser Sache natürlich von Dimon selber ab. Er liess sich in einem Statement zur Ernennung der Co-Chefinnen nicht auf die Äste hinaus: Beide Frauen seine Beispiele für die zahlreichen und extrem talentierten Manager in den Rängen der Bank, fand er.

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