Die Inflation schafft, was Banken jahrelang vergeblich versuchten: Frauen strömen der Börse in Scharen zu. Dies hat auch der Schweizer Online-Bank Saxo gehörigen Schub verliehen, sagt der neue CEO George Falkner zu finews.ch.

«Alles wird teurer, aber auf meinem Konto kriege ich nichts»: Das hört George Falkner (Bild unten) letztens immer öfter. Seit vergangenen Dezember amtet er als CEO der Saxo Bank Schweiz; eine kurze Zeitspanne eigentlich, die aber gleichzeitig von Corona-Massnahmen, Ukraine-Krieg, Zinswende und einer schnell steigenden Inflation geprägt war. Das treibt nicht nur den Chef um, sondern auch die Kundschaft der Bank. Darunter, wie Falkner berichtet: immer mehr Frauen.

«Ein Drittel der Neukunden ist inzwischen weiblich», sagt der Manager zu finews.ch, der nach einer Karriere im Investment- und Private Banking erstmals eine rein digitale Bank führt. Gerade die Teuerung ist ein Thema, dass die Frauen verstärkt umtreibt, beobachtet der Saxo-Chef. Sie wollten die Kräfte hinter der Inflation begreifen, und wie sie ihr Vermögen dagegen schützen könnten.

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(Bild: Saxo)

Reizwort Gold

«Wir stellen fest, dass unsere Kundinnen eher langfristig orientiert und weniger am Trading interessiert sind», berichtet Falkner von seinen Erfahrungen. Besonders interessiert seien Frauen an Sachwerten wie etwa Edelmetallen.

Das passt gut zum Investment-Segment, dass Saxo in der Schweiz aufbauen will. Während der Handel immer noch den wichtigsten Pfeiler der Online-Bank stellt, sucht das Institut die Einkünfte mit mit mittel- und längefristig engagierten Kunden zu verstetigen. Die Teuerung wurde überraschend zum Treiber dieser Bemühungen, weil gerade eine jüngere und eben weibliche Kundschaft das Heil für ihr Geld beim Investieren sucht.

Laut Falkner registriert Saxo Schweiz nun doppelt so viele Investment- wie Trading-Neukunden; die Erträge liegen ihm zufolge im ersten Quartal 2022 bereits 15 Prozent über Vorjahr.

Rückkehr der «Robos»

Dabei war die Online-Bank Anfang 2021 mit dem Onboarding neuer Kunden kaum nachgekommen, blickt Falkner zurück. Gemessen an den Resultaten des Ausnahmejahras 2020 fällt nun aber das Ergebnis des Jahres 2021, welches das Institut am Mittwoch vermeldete, schwächer aus. So bildete sich der Gewinn mit 7,7 Millionen Franken leicht zurück. Der Betriebsertrag liegt mit 22,1 Millionen ebenfalls unter dem Vorjahreswert von 25,3 Millionen; laut Falkner ist dies aber nicht zuletzt den Kosten aus der Übernahme der Westschweizer Konkurrentin Strateo geschuldet.

Das Interesse einer jüngeren Kundschaft am Anlegen spürte Saxo ausserdem auch im Geschäft mit Robo-Advisor wie Selma Finance, Truewealth oder Invoya, denen das Institut seine Handelsplattform als «White Label»-Dienst zur Verfügung stellt. Diese Roboter-Advisor verzeichneten derzeit ein starkes Wachstum, berichtet Falkner. «Manche gewinnen mehrere Hundert Kunden pro Monat.» Dies, nachdem die automatisierten Vermögensverwalter im Jahr 2019 noch eine Durststrecke in der Schweiz erlebt hatten.

Stelldichein inmitten von Blumen

Das führte mit dazu, dass sich die Schweiz zum drittbesten Markt der skandinavischen Gruppe entwickelte, sagt der Länderchef. Diesen Mai will er nun ein Format testen, dass die Saxo Gruppe in der dänischen Heimat entwickelte: Anlegerabende für Frauen. In Zürich soll es in einem Blumenladen erstmals über die Bühne gehen, sagt Falkner. Mehr als 200 Interessentinnen wurden dazu angeschrieben. Der Chef selber wird allerdings nicht vor Ort sein, wie er betont: Der Anlass ist «women only».

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