In den USA ist die Fusion zur grössten Digitalbank des Landes geplatzt. Mitten im Scherbenhaufen sitzt ein Ex-Kader der Credit Suisse – seine Firma verklagt eine Tochter der Schweizer Grossbank nun auf Hunderte Millionen Dollar.

Noch ein Rechtsfall, der die Rechnung der bereits gebeutelten Credit Suisse (CS) belasten könnte: Wie Ende Juli bekannt wurde, klagt die US-Neobank American Challenger in New York gegen eine auf den karibischen Cayman-Inseln domizilierte Tochterfirma der Schweizer Grossbank. Die Forderungen belaufen sich dabei auf Hunderte Millionen Dollar – dies vor dem Hintergrund eines geplatzen Deals, an dem angeblich später eine Grossfusion zerbrochen ist.

Mittendrin: Felix Scherzer, der American Challenger im Jahr 2020 gegründet hat und als der Präsident und Interim-CEO agiert. Über die Klage haben bereits örtliche Medien berichtet; hierzulande hat der Finanz-Blog «Inside Paradeplatz» das Thema aufgenommen. Scherzer kennt die CS aus nächster Nähe: Der Investmentbanker hatte beim Institut während knapp fünf Jahren die Beratung von Finanzdienstleistern bei Fusionen und Übernahmen global verantwortet, bevor er das Geldhaus im Jahr 2019 verliess.

Auf Anfrage von finews.ch hin erklärte die CS, die Klage sei völlig gegenstandslos, und die Bank werde sich vehement gegen die Anschuldigungen zur Wehr setzen.

Der grosse Wurf

Knapp zwei Jahre unterwegs mit seiner Neobank, plante Scherzer bereits den ganz grossen Wurf. Vergangenen November gaben American Challenger und die amerikanische Konkurrentin Patriot National Bancorp bekannt, fusionieren zu wollen. Aus dem Merger hätte nichts weniger als die grösste Digitalbank der USA entstehen sollen, so das Versprechen. Vergangenen Juni erhielt die Transaktion, die eine Kapitalerhöhung bei der Holding-Gesellschaft von Patriot National Bancorp nötig gemacht hätte, grünes Licht vom Regulator.

Umso grösser die Überraschung, als die beiden Fusionspartner vergangenen Juli mitteilten, dass vom Deal Abstand genommen werde. Die Parteien seien nicht in der Lage gewesen, die finalen Bedingungen für den Zusammenschluss zu erfüllen, hiess es damals etwas kryptisch.

Dringend benötigte Einkünfte

Die Klage auf den Cayman-Inseln wirft nun der CS aber vor: die Schweizer Bank sei der «Dealbreaker» für die mit 119 Millionen Dollar bewertete Transaktion gewesen.

So hatten die CS und American Challenger ausgemacht, dass die US-Neobank der CS ein Portfolio von Firmenkrediten abkauft. Die Firmenkredite hätten der Neobank dringend benötigte Einnahmen gebracht, was offenbar auch für den Zusammenschluss mit Patriot National Bancorp Bedingung gewesen war.

Doch dann machten die Schweizer einen Rückzieher und verkauften das Portfolio doch nicht. Laut der Klage habe die CS dies damit begründet, dass sie intern kein grünes Licht für den Verkauf erhalten habe. Das, sagen die Anwälte von Scherzers American Challenger, sei aber nur ein Vorwand. Es liege damit ein Vertragsbruch vor, der zu entschädigen sei.

Schlappe auf den Bermudas

Mit Prozessen gegen Tochterfirmen auf Inselstaaten hat die CS zuletzt schlechte Erfahrungen gemacht. So hat das Institut im vergangenen März auf den Bermudas eine Schlappe im Tauziehen mit osteuropäischen Oligarchen erlitten; die CS muss letzteren Schadenersatz von bis zu 600 Millionen Dollar zahlen, so die Weisung des Gerichts.

Wie American Challenger und Patriot National Bancorp nach dem geplatzten Deal mitteilten, werden die Verhandlungen nun weitergeführt. Doch Scherzer macht sich offenbar keine grossen Hoffnungen, dass der Deal noch zu retten ist. Medienberichten zufolge hat American Challenger die US-Grossbank Citigroup mit dem Verkauf der Firma beauftragt.

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