Die Entschädigungen an den georgischen Milliardär aus dem in Bermuda verhandelten Betrugsfall wird genauer beziffert.

Der georgische Ex-Premierminister Bidzina Iwanischwili hat in einem Betrugsfall, in den die zweitgrößte Schweizer Bank verwickelt war, schätzungsweise 607 Millionen Dollar verloren, wie «Bloomberg» am Mittwoch berichtet. Die Credit Suisse hatte die Forderungssumme im Bericht zum ersten Quartal auf rund 600 Millionen Dollar beziffert.

Der Betrag wurde während einer Anhörung in dem Verfahren in Bermuda aktualisiert, nachdem der Richter die Wirtschaftsprüfer beider Seiten aufgefordert hatte, genauere Schätzungen vorzunehmen, so der Bericht. Im März wurde Iwanischwili noch eine Entschädigung von über 500 Millionen Dollar zugesprochen.

Der Anwalt der Credit Suisse Life (Bermuda) hat die Schätzung nicht bestritten, sondern lediglich versucht, die Zahl der Konten einzuschränken, für die Entschädigungen gezahlt werden könnten, heisst es weiter.

Veruntreute Gelder

Der frühere CS-Manager Patrice Lescaudron wurde als zentraler Akteur genannt, der Unterschriften fälschte und gefälschte Portfolioauszüge erstellt hatte, um illegal Millionen von Dollar zu überweisen, hauptsächlich von Iwanischwili, um Verluste in anderen Kundenportfolios zu decken. Lescaudron wurde 2018 wegen Betrugs und Fälschung verurteilt.

Iwanischwili war von 2005 bis 2015 Kunde der Credit Suisse, und Lescaudron wurde 2006 mit der Verwaltung seiner Anlagen beauftragt.

Im März entschied ein Gericht in Bermuda gegen eine Offshore-Versicherungseinheit der Credit Suisse zugunsten von Iwanischwili. Die Bank habe «ein Auge zugedrückt» und keine angemessenen Massnahmen ergriffen, um Lescaudrons betrügerische Aktivitäten zu verhindern. Iwanischwili wurde Schadenersatz zugesprochen, der von der Bank zu zahlen ist.

Einzeltäter

Die Credit Suisse hat wiederholt betont, dass Lescaudron - der vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde und 2020 Selbstmord beging - ein Einzelkämpfer war, der von keinem anderen Mitarbeiter der Bank unterstützt wurde. Doch nach Schweizer Recht kann das Fehlen der notwendigen Überwachung oder Mängel in der Organisation zur Verhinderung von Geldwäscherei selbst als Geldwäscherei angeklagt werden.

Ein Staatsanwalt in der Schweiz wirft der CS vor, dass in diesem Fall rund 60 Millionen Dollar über die Schweizer Bank gewaschen wurden. Er beruft sich dabei auf acht Transaktionen, die die Bank zwischen 2008 und 2014 angeblich durchgehen liess. Der Staatsanwalt behauptet, dass mangelnde Aufsicht über Lescaudron und organisatorische Mängel die Geldwäscherei ermöglichten.

Eine formelle Anklageerhebung könnte noch Monate auf sich warten lassen, da die Schweizer Gerichte die Beweise in diesem Fall prüfen.

Vergangene Woche hatte die Credit Suisse eine Erklärung zum Schweizer Fall abgegeben: «Alle Untersuchungen, die die Bank, die Finma und die Strafbehörden seit 2015 in dieser Angelegenheit durchgeführt haben, haben gezeigt, dass der ehemalige Kundenbetreuer bei seinen kriminellen Handlungen nicht von einem anderen Mitarbeiter der Credit Suisse unterstützt wurde.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.27%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel