Neues Gewitter braut sich über Schweizer Banken zusammen

Von Sarah Praetorius

UBS Switzerland sowie die ehemalige Credit Suisse, Julius Bär, HSBC Private Bank (Suisse), Banque Pictet, Banque Cramer, Kendra Securities House, Natixis und weitere – zum Teil ausländische – Institute werden beschuldigt, in einen weitreichenden Geldwäschereiskandal rund um das betrügerische Unternehmen NewLead Holdings verwickelt zu sein. 

Aktienbetrug und verschobene Millionen 

Im Zentrum des Skandals steht die griechische Reederei NewLead Holdings. Bereits 2013 wurde sie von TransAsia Commodities Investment Ltd., einem in London ansässigen Rohstoffhändler, vor einem New Yorker Gericht verklagt. Es ging um ein gescheitertes Joint Venture im Kohlehandel (NewLead JMEG). 

Zudem warf die Klage dem Unternehmen ein sogenanntes «Pump-and-Dump»-Schema vor: Dabei wurden Aktienkurse manipulativ aufgebläht und dann an ahnungslose Investoren veräussert. Nach einem Urteil in Höhe von 22 Millionen Dollar zugunsten von TransAsia Commodities im Jahr 2017 soll Michael Zolotas, CEO von NewLead Holdings, Vermögenswerte über ein Netzwerk aus Briefkastenfirmen und Strohmännern verschoben haben – unter anderem über Konten bei UBS, Credit Suisse und Julius Bär. 

Vorwurf der Sorgfaltspflichtverletzung

Der Vorwurf wiegt schwer: Viele der Banken sollen es unterlassen haben, Due-Diligence-Prüfungen durchzuführen. TransAsia hat daher beim Supreme Court des Bundesstaates New York Schadensersatz in einer vom Gericht festzulegenden Höhe als Entschädigung gefordert. finews.ch hatte Einblick in die Anklageschrift.

Tarnfirma in Zug

Ein konkreter Vorwurf betrifft die Gesellschaft M&F Chartering Liberia, deren Konto bei HSBC Private Bank (Suisse) angeblich für Geldwäscherei missbraucht wurde.

Besondere Brisanz hat der Fall Tallon Trading AG (auch bekannt als Tallon Suisse), eine ehemalige Firma mit Sitz in Zug, die laut Klage zur Verschleierung von Vermögenswerten über Julius Bär und Credit Suisse genutzt wurde.

Schweizer Kanzlei Lalive übernimmt Vertretung

Die renommierte Genfer Kanzlei Lalive, spezialisiert auf Wirtschaftsdelikte, Zivilprozesse und Vermögensrückführung, vertritt TransAsia in der Schweiz. Serge Turko, CEO von TransAsia, macht gegenüber finews.ch geltend, dass über 1’000 Seiten an Beweisdokumenten beim Gericht eingereicht wurden, die betrügerischen Vorgänge belegen. Die Kanzlei selber wollte auf Anfrage von finews.ch nicht zum Fall äussern. 

Die volle Dimension des Falls bleibt womöglich im Dunkeln: Eine forensische Untersuchung ergab, dass über 100’000 E-Mails gelöscht wurden, um die Untersuchung zu behindern.