Die Deadline zum neuen Einzahlungsschein versetzt das ganze Land in Aufregung. Dabei ist die Rechnung mit QR-Code ursprünglich gewählt worden, um das Publikum nicht mit der elektronischen eBill zu überfordern.

Am 30. September ist Stichtag. Danach können die gewohnten orangen und roten Einzahlungsscheine nicht mehr zum Zahlen genutzt werden. Ein Fristerstreckung gibt es nicht.

Dies, nachdem die Umstellung auf die neue Rechnung mit QR-Code bereits im Jahr 2016 eingeleitet wurde und sich die mit dem Grundversorgungsauftrag im Zahlungsverkehr betraute Post-Tochter Postfinance sich für eine Verlängerung bis Ende September 2022 hat breitschlagen lassen. Traditionell gehörten die Einzahlungsscheine der Schweizer Post, mit der Koordination des Zahlungsverkehrs ist nun aber SIC beauftragt, eine Tochter der Börsenbetreiberin SIX.

Aktuell liegt der Anteil an QR-Rechnungen an allen Rechnungen bei über 70 Prozent – umgekehrt hat der Wechsel für ein gutes Viertel des Volumens so kurz vor Schluss noch nicht stattgefunden. Das ist keine Pappenstiel. Bei SIX geht man von jährlich gut 800 Millionen Einzahlungsscheinen aus. Davon sind rund 400 Millionen Konsumentenrechnungen, weitere 400 Millionen Scheine stehen im Firmenkontext.

Nervosität macht sich breit

Die Umstellung auf die QR-Rechnung ist für hiesige Unternehmen eine Mammut-Übung, die offensichtlich mehr Zeit benötigt hat als angenommen. Wie im Umfeld der Börsenbetreiberin zu vernehmen ist, haben einige Grossfirmen den Wechsel auf die Rechnung mit dem QR-«Käfer» noch immer nicht vollzogen.

Nun macht sich Nervosität breit. Der Wechsel der Schweizer auf den EU-tauglichen Zahlungsstandard SIC4 und die damit verbundene Ablösung der «alten» Einzahlungsscheine gilt hierzulande als das grösste Finanzinfrastruktur-Projekt der vergangenen 30 Jahre und hat allein die Banken Hunderte Millionen Franken gekostet. Von Anfang an warfen Konsumentenschützer ein scharfes Auge auf das Vorhaben – ein Eigengoal mit Millionen Rechnungen und Daueraufträgen, die nicht mehr ausgelöst werden, wollen sich die Macher keinesfalls leisten.

Nationale Kampagne gestartet

Entsprechend hat SIX am (gestrigen) Montag eine nationale Kampagne gestartet, für welche die SIC-Mutter die Fussballegende Gilbert Gress aufgeboten hat. Der Slogan: «Abpfiff für den Einzahlungsschein». Im Namen des Finanzplatzes soll so nochmals und dringlich auf das definitive Ende der roten und orangen Einzahlungsscheine am 1. Oktober aufmerksam gemacht werden.

Die Rechnung mit QR-Code, die jetzt für Diskussionen sorgt, wurde von den Finanzakteuren sinnigerweise ausgewählt, um das Publikum nicht zu überfordern. Ganz früh in der Planung wurde von einem rein digitalen Instrument – der heutigen eBill – abgesehen. Dies, weil jenes den Nutzern «nicht zumutbar» sei, wie man es damals empfand.

Zweistelliges Wachstum bei der eBill

Auch radikale Designs für die neue QR-Rechnung hatten es schwer; 2018 war sogar die gewohnte Perforierung zurück auf dem Entwurf. «Die QR-Rechnung schlägt eine Brücke zwischen der digitalen und papierbasierten Welt und stellt einen Zwischenschritt auf dem Weg vom heutigen Einzahlungsschein hin zur Ebill dar», kommentierte die SIX damals den gut schweizerischen Kompromiss.

Dieser sorgt nun für eher unschweizerische Aufregung, und es muss sich zeigen, wie sich dies auf die Akzeptanz der eBill auswirkt. Laut Angaben der SIX verzeichnete die Verwendung der elektronischen Rechnung im vergangenen Mai mit 5,28 Millionen Transaktionen ein Allzeithoch, im Juli waren es 4,53 Millionen Transaktionen. Weiter zählt die eBill 2,61 Millionen Nutzer, rund 4'500 Unternehmen und Institutionen versenden ihre Rechnungen rein digital per eBill und werden dabei von über 100 Schweizer und Liechtensteiner Finanzinstituten unterstützt.

Nächste Umstellung weniger aufwändig

Das Wachstum ist dabei zweistellig – im Jahr 2021 nahm die Anzahl Transaktionen um 25 Prozent zu. Ebenfalls soll die technische Umstellung für die Unternehmen von der QR-Rechnung zur eBill nicht mehr gross sein.

Dennoch: gemessen an den 800 Millionen Zahlungen mit den gewohnten Einzahlungsscheinen ist auch die für die Nutzer bequeme eBill noch an einem kleinen Ort, während der Zwischenschritt mit dem QR-Käfer noch nicht ganz vollzogen ist. Der Weg hin zur breiten Akzeptanz der elektronischen Rechnung dürfte SIX und den Banken demnach auch nach dem 1. Oktober einiges abverlangen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, wie Kampagnen-Kopf Gress sicher beipflichten würde.

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