Die amerikanische Grossbank Morgan Stanley erntet die Früchte ihrer Expansion in die Vermögensverwaltung. Was sie gerade vormacht, ist ein Fingerzeig für den weltgrössten Konkurrenten aus der Schweiz.

Die US-Grossbank Morgan Stanley musste zum Jahresende zwar einen Gewinneinbruch von mehr als 40 Prozent hinnehmen, weil der Abschluss unter der Flaute im Investmentbanking litt, wo aufgrund des schwierigen Marktumfelds Börsengänge, Fusionen und Übernahmen häufig ausblieben.

Doch gleichzeitig trugen die Rekordeinnahmen aus der Vermögensverwaltung dazu bei, die erwähnten Rückgänge teilweise auszugleichen.

Morgan Stanley hängt Goldman Sachs ab

So konnte Morgan Stanley im vierten Quartal 2022 einen Nettogewinn von 2,2 Milliarden Dollar verbuchen und übertraf damit die Schätzungen der Analysten. Die Konkurrentin Goldman Sachs blieb hingegen mit 1,3 Milliarden Dollar hinter den Prognosen zurück, was CEO David Solomon als enttäuschende Leistung einstufte.

Die Ergebnisse unterstrichen die Vorteile der Expansion von Morgan Stanley in die Vermögensverwaltung unter CEO James Gorman. Der Vorstoss in stabilere Geschäftsbereiche wurde auch an der Börse belohnt, wo die Aktien von Morgan Stanley nach der Publikation der Quartalszahlen mit einem Kurssprung von fast 6 Prozent reagierten.

Expandieren statt sparen

Nachdem Morgan Stanley im vergangenen Dezember 1'800 Stellen abgebaut hat, will die Bank nach Angaben vom Dienstag keine weiteren Entlassungen aussprechen. Im Gegenteil, die Bank bereitet sich auf weitere Expansionsschritte vor, wie Gorman gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) erklärte.

Die Bank stehe nicht vor dunklen Zeiten und halte zusätzliches Kapital, das über die regulatorischen Anforderungen hinausgehe, um weitere Investitionen tätigen zu können, wenn sich die richtige Gelegenheit ergebe, liess er wissen.

Vorteil gegenüber der UBS

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis von Morgan Stanley, das den Aktienkurs einer Bank mit dem Wert ihrer Aktiva vergleicht, liegt laut der Research-Firma Morningstar derzeit bei etwa dem 1,7-fachen. Auch bei Goldman Sachs, dessen Abschluss an der Börse mit einem Kursrutsch von gut 6 Prozent ungnädig aufgenommen wurde, liegt die Kennzahl noch bei etwas über eins.

Solche Werte werden Colm Kelleher von der UBS vor Neid erblassen lassen. Seit geraumer Zeit hadert der Verwaltungsratspräsident des weltgrössten Vermögensverwalters mit der Bewertung der UBS-Aktie. Mit Blick auf die amerikanische Konkurrenz kritisiert er regelmässig, dass die UBS, die derzeit mit dem 1-fachen Buchwert gehandelt wird, eine höhere Bewertung verdient hätte, wenn mit gleicher Elle wie bei Morgan Stanley gemessen würde.

Fingerzeig für den UBS-Präsidenten

Dass Morgan Stanley den Markt für Vermögensverwaltung in den USA erfolgreich beackert, sollte aber auch als Vorbild für die UBS dienen. Den Kurs hat Kelleher bereits vorgegeben: Für das Wachstum der Grossbank zeigt er unmissverständlich auf die USA, und die Investorenbasis soll ebenfalls mit Vorliebe in den USA weiter internationalisiert werden.

Die Messlatte hat Morgan Stanley mit den jüngsten Quartalszahlen nochmals höher gelegt. Kelleher, der vor seinem Sprung zur UBS seine ganze Karriere bei Morgan Stanley verbracht hat, wird wie kaum ein anderer die Lehren daraus ziehen können.

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