Das Jahr 2016 ist denkbar schwierig für die Vermögensverwalter gewesen. Unter Hochdruck versuchen sie nun, die Turbulenzen nach den US-Wahlen noch in klingende Münze zu verwandeln.

Es ist, als hätten sich mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sämtliche Schleusen an den Finanzmärkten geöffnet. Die Volumen sind in die Höhe geschossen, und an den begehrten US-Börsen kam es letzte Woche zum «Grand Slam» – alle vier Hauptindizes erreichten geschlossen ein Rekordhoch.

Treiber der unvermittelten Hausse ist dabei nicht allein die Hoffnung auf die Trump-Legislatur, sondern mindestens so sehr die nackte Verzweiflung.

Denn einerseits wurden viele Profispekulanten vom Wahlausgang auf dem falschen Fuss erwischt und mussten sich eiligst neu positionieren. Ebenso ungemütlich ist die Lage der zahlreichen Vermögensverwalter, die in den Turbulenzen die letzte Chance erkennen, ihren Kunden nach einem denkbar schwierigen Anlagejahr nicht ganz mit leeren Händen gegenüber treten zu müssen.

Die wilde Jagd

«An den Märkten jagen die Akteure den Gewinnen hinterher, das lässt sich klar beobachten», bestätigte etwa Norman Villamin, Investmentchef der Genfer Privatbank UBP, die hektische Börsenlage.

Die fieberhaften Bemühungen begannen bereits am Tag nach der Wahl Anfangs November, wie finews.ch berichtete. Strömte damals noch viel Geld nach Europa, zeichnete sich inzwischen ab, wo die Vermögensverwalter die gewinnbringendsten Trades wittern. Doch die bliebtesten Wetten haben meist einen Haken, wie sich zeigt:

1. Dollar kaufen

Laut UBP-Investmentchef Villamin ist dies die gängigste Wette überhaupt. Mit Blick auf das Jahr 2017 verkaufen Marktteilnehmer jede andere Anlageklasse für den Dollar – in der Hoffnung, dass der «Greenback» steigt». Der Handel folgt der Erwartung, dass der desiginierte US-Präsident Trump massive Anschubprogramme für die amerikanische Wirtschaft lanciert.

Der Haken: Laut Villamin müssen sich die USA dazu massiv verschulden, was von den Börsen mittelfristig nicht goutiert werden dürfte. Gewinnt der Dollar kurzfristig an Wert, setzt dies zudem den dortigen Unternehmen zu.

2. Bankaktien kaufen

Die seit der Finanzkrise verschmähte Branche hat sich nach der Trump-Wahl zum absoluten Börsen-Renner entwickelt. Laut Bloomberg sind dem Sektor 300 Milliarden Dollar zugeflossen. Dies in der Hoffnung, dass der US-Präsident die Richtlinien für Banken lockert.

Der Haken: Bereits raten Kommentatoren zur Vorsicht – am Bankensektor haben sich Börsen-Bullen immer wieder die Hufe verbrannt.

3. Auf teureres Öl wetten

Seit gute zwei Jahren befinden sich die Ölpreise unter Druck. Da mag es auf den ersten Blick überraschen, das Energie-Multis wie Exxon Mobil oder Royal Dutch Shell zu den besten Performern des Börsenjahrs 2016 zählen. Tatsächlich haben die Energieriesen viel Ballast abgeworfen. Und: Die Entscheidung Erdölproduzierender Staaten, die Förderung zu drosseln, lässt auf teureres Erdöl hoffen. Die Wahl Trumps, welcher der Energiebranche freundlich gesinnt ist, verstärkt solche Hoffnungen noch.

Der Haken: Der Erdölpreis wurde in den letzten Jahren vorab durch den Energiehunger der Schwellenländer getrieben. In vielen dieser Regionen hat sich jedoch das Wachstum abgeschwächt. Gleichzeitig befinden sich wichtige Ölstaaten im Brennpunkt geopolitischer Spannungen.

4. Die Inflation absichern

Schon vor der Wahl Trumps zum nächsten US-Präsidenten hat die Teuerung in den USA angezogen. Angesichts der von ihm versprochenen Anschubprogramme erwarten viele Beobachter einen noch deutlicheren Trend hin zu mehr Inflation. Damit liesse sich zwar das Deflations-Gespenst vertreiben. Hingegen wäre das neue Umfeld Gift für Wertschriften, weshalb sich Vermögensverwalter schon jetzt nach Absicherungs-Instrumenten umsehen.

Der Haken: Spezialisierte Absicherungen sind nicht günstig. Zudem erwies sich die Inflation seit der Schuldenkrise als höchst flüchtig – selbst Notenbank-Milliarden reichten bisher nicht aus, sie zu entfachen.

5. Den Gewinn im Kleinen suchen

Es gibt auch typisch schweizerische Wetten, die regen Zulauf finden. So haben sich – trotz Frankenstärke und Wachstumsschwäche – hiesige Nebenwerte 2016 stark entwickelt. Der Nebenwerte-Index SPI Extra etwa rückte im Jahresverlauf 6 Prozent vor, während der Schweizer Bluechip-Barometer SMI fast 11 Prozent einbüsste. «Es ist durchaus denkbar, dass zum Jahresende Vermögensverwalter noch auf die Rallye in Schweizer Nebenwerten aufspringen», sagt dazu Thomas Steinemann, Investmentchef der Zürcher Bellerive Privatbank.

Der Haken: Nach dem guten Lauf handeln die Titel oftmals nicht mehr zu günstigen Bewertungen. Das macht sie anfällig auf Rückschläge. Steinemann: «Wir sind der Meinung, dass sich bei heutigen Bewertungsniveaus 2017 aber eher Large Caps besser performen müssten.»

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