Weiter steigende Zentralbank-Zinsen werden über kurz oder lang die Kursavancen von Aktienengagements begrenzen. Was ist zu tun? Die Antwort liefert Franz Wenzel von Axa Investment Managers.

Franz Wenzel ist Anlagestratege für institutionelle Kunden bei AXA Investment Managers. Er schreibt monatlich abwechselnd mit Richard Mooser eine Kolumne für finews.ch.

Ziemlich genau zehn Jahre sind vergangen, seit das amerikanische Subprime-Debakel die Krise an den Finanzmärkten lostrat und die US-Grossbank Lehman Brothers zu Fall sowie andere renommierte Institute ins Wanken brachte. Weltweit fielen die Aktienbörsen um 50 Prozent und mehr.

Heute ist das Geschichte, wären da nicht die Notenbanken, deren unvergleichbare Rettungsaktionen Schlimmeres verhindert haben. Die Folgen davon reichen bis in die Gegenwart.

Ausgemachte Sache

Bei der Septembersitzung der US-Zentralbank (Federal Reserve, Fed) wurde nun ein weiterer Schritt beschlossen, um diese Rettungsanker weiter einzuholen. Ein neuerlicher Zinsschritt noch vor Jahresende scheint ausgemachte Sache. Gleichzeitig hat die Fed detaillierte Informationen über die anstehende Bilanzverkürzung gegeben.

Ab Oktober wird sie monatlich bis zu 10 Milliarden Dollar an fälligen Wertpapieren nicht mehr reinvestieren. Im kommenden Jahr könnten die zu reinvestierenden Volumina gar um bis zu 50 Milliarden Dollar sinken. Diesseits des Atlantiks wird auch die Europäische Zentralbank ihr QE-Programm zurückfahren.

Sorgen um Übertreibungen

Damit besteht kein Zweifel mehr, dass sich die Liquiditätshausse, welche die Aktienbörsen über die vergangenen Jahre zu laufend neuen Höchstständen getragen hatte, dem Ende zuneigt. Es kann daher auch kaum verwundern, dass sich die Sorgen um Übertreibungen auf dem Börsenparkett mehren. Allerdings greift diese Betrachtungsweise zu kurz.

Vielmehr gilt, dass de facto alle Kernvermögensklassen teuer geworden sind. Dies gilt insbesondere für festverzinsliche Wertpapiere in ihren unterschiedlichsten Facetten. Die Renditen von europäischen Staatsobligationen bewegen sich nur leicht über 1 Prozent.

Relative Betrachtungsweise

Deutsche Bundesanleihen rentieren marginal positiv und schweizerische Eidgenossen bei oder unter Null. Unternehmensobligationen werden mit Zinsdifferenzen in der Nähe der Tiefstände vor der Wirtschafts- und Finanzkrise gehandelt. Wenn aber alle Vermögensklassen teuer sind, wird die relative Betrachtungsweise für die langfristigen Investoren bestimmend.

Vereinfacht ausgedrückt sollte die Rendite von Staatsobligationen dem langfristigen nominalen Wirtschaftswachstum zuzüglich einer Risikoprämie entsprechen. Für deutsche Bundesobligationen liesse sich demzufolge eine langfristige Zielrendite zwischen 2 Prozent und 2,5 Prozent errechnen.

Eher eine «Nullperformance»

Eine zu erwartende Normalisierung des Zinsabstandes zu Unternehmensobligationen impliziert Renditeabstände um die 100 Basispunkte. Das aktuelle Zinsniveau impliziert damit, dass die Vermögensklasse «festverzinsliche Anlagen» über die kommenden Jahre wohl eher eine «Nullperformance» auf dem Börsenparkett hinlegen wird. Analoges gilt für die Wertentwicklung von Schweizer Eidgenossen.

Demgegenüber trägt die Besserung des ökonomischen Umfelds nun Früchte. Nach mehreren enttäuschenden Jahren wachsen die Unternehmensgewinne auf beiden Seiten des Atlantiks wieder zweistellig und bieten damit das notwendige Fundament für Aktienengagements.

Bäume wachsen nicht in den Himmel

Zweifellos ist zu konstatieren, dass auch diese Vermögensklasse angesichts des aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnisses von etwa 22x (MSCI-Weltindex) nicht mehr wirklich billig ist. Ein weiteres sogenanntes «Re-Rating», also steigende Kurs-Gewinn-Verhältnisse, die auf der Hoffnung auf einen Turnaround der Unternehmensgewinne beruhen, ist daher nicht mehr zu erwarten. Kursavancen werden daher primär von den Unternehmensgewinnen gestützt. Hohe einstellige Renditen sind in dieser Börsenphase die Regel.

Im Gegensatz zu festverzinslichen Papieren erscheinen Aktienengagements damit als die attraktivere Investition. Allerdings gilt auch hier: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Weiter steigende Zentralbank-Zinsen werden über kurz oder lang die Kursavancen von Aktienengagements begrenzen. Allerdings agieren die Währungshüter sehr umsichtig, zumal sich die Inflation weltweit noch sehr verhalten entwickelt und das Wachstum keine Überhitzung erkennen lässt.


wenzel franz 134 192Franz Wenzel gehört seit Oktober 2016 dem Team ‹Multi Asset Client Solutions› von Axa Investment Managers an. Seit Mai 2012 koordinierte er als Chefstratege die Abteilungen makroökonomische Forschung und Investment-Strategie. Zwischen 2005 und 2010 war er stellvertretender Direktor der Abteilung Research & Investment. Wenzel stiess Ende 1997 als Senior Investment Strategist zu Axa IM und war verantwortlich für die makroökonomische Analyse der Eurozone und daran angrenzender Länder. Ab 2000 beschäftigte er sich schwerpunktmässig mit dem weltweiten Aktienmarkt und Rohstoffen als Anlageklasse.

Zuvor hatte er drei Jahre als Chief Investment Officer für das Bankhaus Metzler in Frankfurt/Main gearbeitet. Zu Beginn seiner Karriere war er als Marktstratege und Produktentwickler bei der Commerzbank in Frankfurt/Main tätig gewesen. Von 1985 bis 1988 hatte er einen Lehrauftrag im Fach Banking and Finance an der Universität Würzburg, Deutschland, wo er 1989 in Betriebswirtschaft promovierte.

 

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