Wegen des «Paradise-Papers»-Skandals erleben die Experten in den Steueroasen gerade einen Popularitätsknick. Ein Blick auf den Lohnausweis dürfte sie aber wieder aufheitern, wie eine neue Studie zeigt.

Dass das Enthüllungskonsortium ICIJ mal eben 13,4 Millionen Dokumenten mit geheimen Kundendaten veröffentlichte, ist für die verschwiegene Branche natürlich unangenehm. Treuhänder, Anwälte und Strukturierer in exotischen Steuerparadiesen finden sich nun im «Paradise Papers»-Skandal am medialen Pranger wieder. Von einer für Superreiche designten Parallelwelt ausserhalb des Rechts ist die Rede, von Profiteuren und Steuerflüchtlingen.

Genügend Vorwürfe also für eine November-Depression – könnte man meinen. Doch wie sich zeigt, reicht den Offshore-Experten wohl ein Blick aufs Lohnkonto, um allfällige Gewissensbisse zu verscheuchen. Laut einer Umfrage des auf die Branche spezialisierten britischen Kadervermittlers Agreus sprudeln nämlich die Löhne und Boni, wie wenn es die Enthüllungsskandale nicht gäbe.

Was die Chefs verdienen

Die Studie, bei der über 100 Experten von über 50 Treuhandfirmen und Kanzleien weltweit mitmachten, liegt finews.ch vor.

Demnach verdienten gut 40 Prozent der Geschäftsstellen-Leiter in Offshore-Paradiesen ein Basissalär von umgerechnet bis zu 200'000 Franken. Jeder Achte von ihnen trug gar mehr als 325'000 Franken nach Hause. Derweil konnte jeder dritte Leiter eines Trusts noch auf einen Fixlohn von bis zu 100'000 Franken zählen. Und gut 30 Prozent der frischgebackenen Trust-Buchhalter brachten es auf bis zu knapp 60’000 Franken jährlich. Wobei laut der Studie zu beachten ist, dass die Löhne je nach Steueroase stark variieren.

Fitness-Abos und Zahnversicherung

Aber da ist ja noch mehr als die Sonne und die karibische See: der Bonus nämlich. 75 Prozent der Befragten erhielten eine leistungsabhängige Vergütung. Ein gegenüber der letztjährigen Erhebung stabiler Wert, wie es heisst. Dann gibt es noch die Lohnzulagen. Private Krankenversicherungen, Vorsorgepläne, ein Firmentelefon, Zuschüsse ans Auto und für Reisen: mit all dem können Offshore-Profis in der Regel rechnen (siehe Grafik unten).

Hinzu kommen Fitness-Abonnemente, Zahn- und Todesfallversicherungen und vieles mehr.

Offshore Grafik 500

Verschwiegener Boom

Das jenes Füllhorn bald versiegt, braucht die Branche nicht zu fürchten. Nach Berechnung des Ökonomen Gabriel Zucman haben schwerreiche Privatpersonen an die 9'000 Milliarden Franken in Steueroasen angelegt, 700 Milliarden Franken stammen von Grosskonzernen. Tendenz steigend – laut Agreus erlebt das Geschäft für Trust- und Treuhand-Dienste weltweit einen Boom.

Auf verschwiegene Strukturen spezialisierte Firmen und Netzwerke können sich demnach weiter über ein rasantes Wachstum freuen. Trotz Paradise Papers & Co.

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