Banken und Versicherer zittern vor Internet-Giganten wie Amazon, Apple oder Google. Wie sich bei Softbank und der Swiss Re zeigt, dringen jedoch Telekom-Konzerne mit dem grösseren Tempo ins Finanzwesen vor.

Laut der offiziellen Stellungnahme von Swiss Re befinden sich die Gespräche noch in einem «sehr frühen Stadium». Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Verhandlungen zwischen dem grössten Schweizer Rückversicherer und Softbank stark an Dynamik zugelegt haben.

Wie auch finews.ch berichtete, will das japanische Technologie- und Telekom-Konglomerat Grossaktionär bei der Swiss Re werden. Geplant sind ein Anteil von 20 bis 30 Prozent am grössten Schweizer Rückversicherer und mehrere Sitze im Verwaltungsrat; die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse stehen den jeweiligen Seiten offenbar beratend beiseite.

Saudis und Disruption

Noch sind die Dinge zwischen der Swiss Re und den Japanern im Fluss. Softbank hat sich jedoch in den letzten Jahren als Finanzkonzern neu erfunden. Letztes Jahr hat das Konglomerat bereits den amerikanischen Privatmarkt-Investor Fortress übernommen; zudem hat es nicht zuletzt mit Geldern aus Saudi-Arabien einen über 90-Milliarden-Dollar-schweren Investmentfonds geäufnet.

Offenbar ist Softbank besonders am Anlage-Portefeuille von Swiss Re interessiert. Zudem könnte das Unternehmen so im Rückversicherungs-Business Fuss fassen. Die Schweizer erhoffen sich derweil vorab technologische Hilfe aus Japan, um der Disruption durch digitale Konkurrenten besser zu begegnen.

Die Softbank ist dabei nicht der einzige Technologie- und Telekom-Konzern, der in den Finanzsektor vordringt. Für viel Aufsehen sorgte die französische Orange, als sie letzten November in Frankreich ihre eigene Online-Bank lancierte.

2 Millionen Kunden in zehn Jahren

Mit 21 Millionen Mobilfunk-Kunden als Basis und einem ehemaligen Banker als CEO will die Orange Bank innert zehn Jahren 2 Millionen Kunden gewinnen und im französischen Digital-Banking zum Marktführer aufsteigen.

Das sind forsche Ambitionen, doch Telekom-Unternehmen wie Orange stehen selber unter immensem Druck. In ihrem Stammgeschäft herrscht ein Preiskrieg sondergleichen, entsprechend müssen neue und margenträchtige Geschäftsfelder her. So gesehene besteht im Telekom-Sektor deutlich mehr Zugzwang für einen Vorstoss ins Finanzwesen als etwa bei den Internet-Riesen Amazon, Apple oder Google.

Letztere sehen Banken und Versicherer jedoch als die gefährlichsten Konkurrenten an. Der Fall Softbank könnte ihnen nun die Augen öffnen.

Die heimliche Macht im Swiss Banking

Mehr als Partner denn als Gegner wird auch der Telekomkonzern Swisscom am Schweizer Finanzplatz wahrgenommen. Dabei ist der «blaue Riese» längst zur heimlichen Macht im Swiss Banking aufgestiegen, wie finews.ch urteilte.

Mittlerweile betreibt die Swisscom bereits die Kernbankensysteme von rund 80 hiesigen Finanzdienstleistern; zudem ist der Telekom-Konzern mit 170 Bankpartnern im Geschäft und hat einen eigenen Wagniskapital-Fonds lanciert, der auch in Fintech investiert.

Partner – für wie lange?

Vergangenen November startete die Swisscom mit dem «Open Banking Hub» eine Schnittstellen-Plattform für den digitalen Austausch innerhalb eines Finanz-Ökosystems. Digitale Schnittstellen gelten als das heisseste Thema im Banking überhaupt.

Die Swisscom hat es im Gegensatz zu Orange bisher strikt vermieden, ihren Bankkunden direkt Konkurrenz zu machen. Das heisst nicht, dass der Telekom-Riese nicht über genügend Muskeln verfügen würde, es auch zu tun.

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