«Vorhaben wie die Hochgeschwindigkeits-Strecke in Laos stehen im Mittelpunkt»

Mitgliedstaaten der Asean stehen mit Vorhaben wie der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke in Laos im Mittelpunkt des Projektes und könnten von der Initiative besonders profitieren. Betrachtet man die engen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen China und Asean – China ist Aseans grösster Handelspartner seit 2009 und Asean Chinas drittgrösster Handelspartner seit 2011 – und den riesigen Absatzmarkt, den die Mitgliedstaaten der Asean als siebtgrösster Wirtschaftsraum der Welt bieten, ist es nachvollziehbar, dass die BRI diesen Ländern eine hohe Priorität beimisst.

Im September 2016 hat die Asean ihren Master Plan on Connectivity 2025 (MPAC 2025) verabschiedet. Er legt einen Fokus auf die Förderung von Infrastruktur, Handel, Investitionen und Stärkung von Handelsbeziehungen und steht damit im Einklang mit den Zielen der Neuen Seidenstrasse-Initiative. Zur Umsetzung der im MPAC vorgesehenen Aufgaben müssen die Asean-Mitgliedstaaten hohe Investitionen tätigen. Gemäss Schätzungen der Unctad sind Investitionen von 100 Milliarden Dollar jährlich notwendig, um den Infrastrukturbedarf in den Asean-Mitgliedstaaten zu decken.

«Impact Investing könnte eine grosse Chance für einzelne Wirtschaftszweige sein»

Die «One Belt, One Road»-Initiative, die sowohl von der chinesischen Regierung und chinesischen Banken als auch von der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank (AIB) finanziell unterstützt wird, wäre in der Lage, einen Teil dieser Investitionslücke zu schliessen. Auf diese Weise könnte BRI den Mitgliedstaaten der Asean bei der Entwicklung und Stärkung ihrer Infrastruktur helfen und gleichzeitig die Konjunktur in den lokalen Märkten ankurbeln sowie Möglichkeiten für kleinere und mittlere Unternehmen bereitstellen, von den verschiedenen Projekten zu profitieren.

Impact Investing und Mikrofinanz kann darüber hinaus dazu beitragen, für kleinste, kleine und mittlere Unternehmen finanzielle Unterstützung bereitzustellen – ob direkt oder indirekt. Die Investments könnten Chancen für die einzelnen Wirtschaftszweige bieten und sogar Einfluss auf ländliche Gemeinschaften nehmen – insbesondere an Orten, an denen Projekte in nicht-urbanen oder weniger entwickelten Regionen verwirklicht werden müssen.

«Wäre dies der Fall, würde die Initiative noch grösseren Einfluss nehmen»

In diesem Zusammenhang wird es interessant sein zu beobachten, wie sich der ausgelöste Multiplikator-Effekt auf die unterste Wirtschaftsebene auswirkt und entlang der Liefer- und Wertschöpfungskette entwickelt. Diese Infrastrukturprojekte können zudem auch zu einem besseren Anschluss ländlicher Gebiete führen und damit einen positiven Einfluss auf bislang ökonomisch schwache Regionen in Asean-Region ausüben.

Unter der Voraussetzung, dass lokale Arbeitnehmer eingestellt und fair entlohnt werden, könnten die Projekte zudem neue, lukrative Jobs schaffen und dazu beitragen, Armut in Mitgliedstaaten der Asean weiter zu verringern. Ob die Investitionen auch zusätzliches privates und ausländisches Kapital anziehen können, bleibt abzuwarten. Wäre dies der Fall, würde die Initiative noch grösseren Einfluss nehmen.

«Eine Kehrseite ist, dass die Asean die Bedingungen Chinas akzeptieren muss»

Es gehen allerdings auch Herausforderungen mit den chinesischen Investitionen in Südostasien einher: Eine der Kehrseiten ist, dass die Mitgliedsstaaten der Asean die Bedingungen der Volksrepublik akzeptieren müssen, um an den Investitionen teilhaben zu können. Hierzu gehört beispielsweise die Vorgabe, dass nur chinesische Technologie und Gerätschaften zur Verwirklichung der Projekte genutzt werden dürfen.

Dies könnte sich als schädlich für die ökonomische Entwicklung in den Asean-Mitgliedstaaten entpuppen. Auch der Wettbewerb, den die Neue Seidenstrasse innerhalb der Empfängerstaaten auslöst, könnte sich negativ auf die Stabilität der Asean auswirken.


Patrick Scheurle ist seit 2016 CEO der im Mikrofinanzwesen tätigen Schweizer Firma BlueOrchard. Zuvor war er drei Jahre lang Chief Operating Officer (COO). Er stiess von der Bank Vontobel zu BlueOrchard, wo er im Bereich Corporate Business Development diverse Schlüsselprojekte verantwortete. In seiner Berufskarriere hatte er auch Führungsfunktionen bei der Credit Suisse inne. Er studierte Finanzwissenschaften an der Hochschule St. Gallen, wo er auch promovierte.


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