Das Schweizer Fintech Modum will seine vor zwei Jahren herausgegeben Coins in Aktien umwandeln. Was dieser Ausstieg aus der Kryptowelt bedeutet, erklärt Firmen-Mitgründer Marc Degen im Interview mit finews.ch.


Marc Degen, vor zwei Jahren haben Sie einen Token ausgegeben. Jetzt wollen Sie diesen in Aktien eintauschen. Haben Sie das Vertrauen in die virtuelle Währung verloren?

Um die gesetzten Ziele zu erreichen, soll die Firma Modum in den kommenden 24 Monaten expandieren. Das war der auslösende Moment für diesen Entscheid. Und wir wollen diesen Schritt aus einer Position der Stärke heraus tun. Für unseren Ausbau benötigen wir deutlich mehr Kapital.

Was sind denn Ihre Ziele?

Wir fokussieren uns auf die pharmazeutische Industrie. Ein Pilotprojekt, das wir zusammen mit einem grossen Unternehmen durchgeführt haben, hat gezeigt, dass die Blockchain-Technologie ein riesiges Potenzial besitzt im Bereich der Straffung von Lieferketten, dem Management von Lagerbeständen und im Transportwesen. In diesem Jahr wollen wir mit dieser Technik mindestens 10'000 Auslieferungen pro Monat erreichen.

Der Umtausch von Token in Aktien gibt Ihnen jedoch nicht mehr Mittel in die Hand.

Nein, aber wenn Sie mit einem Token versuchen, an Gelder heranzukommen, werden Sie mit gewissen Fragen konfrontiert, und in der Realität bedeutet dies, dass es im Financing zu einem Discount kommt.

Wir ziehen es vor, eine traditionale Finanzierung aufgrund einer einfachen Aktienstruktur zu erreichen, ohne einen Abschlag einrechnen zu müssen.

Gibt es noch einen anderen Grund für den Umtausch?

Der Markt für Asset-Token wie der unsrige ist einigermassen willkürlich. Binance und auch andere Börsen haben die Token wie den unsrigen vom Markt genommen. Wir wünschen uns eine langfristige Lösung für unsere Wertschriften.

Was wird jetzt passieren?

Wir schlagen den Tausch von neun Token in eine Aktie vor. Eine Aktie erhält eine Stimme. Die Besitzer der Token werden darüber abstimmen, ob sie diesem Umtausch zustimmen wollen.

Gäbe es einen Grund, dies abzulehnen?

Tatsächlich erwarten wir einiges von unseren Token-Besitzern, zumal wir unsere Erfolgsrechnung nicht öffentlich machen. Insofern verlangen wir, dass die Token-Eigenütmer uns vertrauen, und dass der Umtausch die beste Lösung für alle Beteiligten ist.

Und falls sie nein sagen?

Ich glaube, dass unsere Community den Umtausch unterstützen wird, da wir als Firma solide aufgestellt sind. Aber ich werde ihre Entscheidung so oder so akzeptieren.

Hat Modum letztes Jahr eine Dividende auf die Token bezahlt?

Nein.

Sind Sie profitabel?

Wir erzielen gewisse Profite, die wir aber wieder ins Geschäft investieren.

Wieso hat Modum nicht von Anfang an Aktien ausgegeben, wenn dies die offenbar bessere Lösung ist?

Dies war unser ursprünglicher Plan. Aber die Voraussetzungen damals waren noch nicht gegeben. Es gab kaum Marktteilnehmer und viel Unsicherheit. Seit 2017 hat sich dies geändert.

Welcher Typ von Finanzierung schwebt Ihnen vor, angenommen Sie haben nächstes Jahr Aktionäre und keine Token-Besitzer?

Dies müssen wir erst noch bestimmen: Es könnten Kredite, Aktien, strategische Partnerschaften, Joint Ventures oder auch Kapitalerhöhungen sein.

Wieviel möchten Sie denn einnehmen?

Eine Summe in zweistelliger Millionenhöhe.


Marc Degen hat die Zürcher Firma Modum 2016 zusammen mit seinem Bruder, Pascal Degen, einem Ingenieur und Pharmaexperten, und Thomas Bocek, Informatikprofessor an der Universität Zürich, gegründet. Degen hat Computer- und Ingeneurwissenschaften studiert, gefolgt von einem MBA in St. Gallen. Bevor er sich mit der Blockchain zu befassen begann, arbeitete er in der Telekombranche. Modum erzielte einen Ertrag von 13,5 Million Dollar mit dem Verkauf von Token im Jahr 2017, zusammen mit weiteren 500'000 Dollar an Seed-Finanzierung.

 

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