Ein Startup mit einer cleveren Geschäftsidee, das auf einen Schlag 100 Millionen Franken einnimmt? Was in der Schweiz bis vor kurzem noch undenkbar war, ist in der Krypto-Welt nun Realität, wie finews.ch aufzeigt.

Noch vor zwei Jahren erklang das Klagelied der Fintech-Startups landauf landab: Der Schweiz fehle eine Risikokapital-Kultur. Die Beschaffung von Geld für digitale Geschäftsideen sei enorm schwierig, Kredite bei Banken aufzunehmen gar unmöglich.

Tatsächlich zeigte eine Erhebung 2015, dass von weltweit 12 Milliarden Dollar in Fintech-Firmen investiertes Risikokapital gerade mal 8 Millionen Franken in die Schweiz flossen.

Dotcoms mit Risikokapital überschwemmt

Es gab allerdings auch schon andere Zeiten: In der Blüte des Dotcom-Booms der späten 1990er-Jahre sprudelten die Millionen euphorisierter New-Economy-Investoren. Schweizer Internetunternehmen mit wolkigen Geschäftsideen wie Miracle, Fantastic oder Think Tools wurden mit Risikokapital förmlich überschwemmt. Die Banken ihrerseits verdienten sich an den Börsengängen und Aktienzuteilungen eine goldene Nase.

Der anschliessende Crash traf dann nur die Anleger, die, angelockt von unhaltbaren Versprechen, ihre privaten Vermögen verspekuliert sahen.

Vieles vergessen

Ein neues Technologiezeitalter scheint nun die damaligen Erfahrungen wie auch den eingangs erwähnten Klagegesang der heutigen Fintechs allmählich zu verdrängen. Die Blockchain-Technologie, die es erlaubt, mit Kryptowährungen zu handeln, hat einen Boom entfacht, der die Startups gleichermassen wie die Investoren elektrisiert.

Dank cleverem Marketing im Zuger «Crypto Valley» und relativ lockeren Rahmenbedingungen hat sich die Schweiz dabei zu einem bedeutenden Krypto-Hub entwickelt. Mehr noch: Unser Land ist laut Crypto Valley Association neben Hongkong und Singapur auch ein weltweiter Hub für Initial Coin Offerings (ICO), bei denen Jungunternehmen für ihre Geschäftsidee Geld einsammeln und im Gegenzug einen digitalen Token herausgeben.

Brigitte Luginbuehl

Diese Absicht hat auch das erst vor wenigen Wochen gegründete Schweizer Startup Crypto Real Estate. Am 1. April 2018 fällt der Startschuss für den ICO des Swiss Real Coin (SRC). So heisst der Token des Krypto-Immobilienunternehmens.

Die neue Firma zielt hoch. «Wir planen, beim ICO zwischen 80 und 100 Millionen Franken einzunehmen», sagt Brigitte Luginbühl (Bild oben) im Gespräch mit finews.ch. Sie ist Mitgründerin und CEO der Firma Crypto Real Estate. Dies sei durchaus realistisch, seien doch beim Pre-ICO, also dem Vorverkauf, bereits indikative Zusagen im zweistelligen Millionenbereich eingegangen, ergänzt die Jungunternehmerin.

Einmal leer schlucken

Angesichts solcher Summen mag man zunächst einmal leer schlucken. Denn irgendwie drängt sich der Eindruck auf, dass es heutzutage genügt, den Einsatz der Blockchain-Technologie in eine Geschäftsidee zu packen und eine Powerpoint-Präsentation zu erstellen, um von Investoren Millionenzusagen zu erhalten.

Im Fall von Luginbühl respektive Crypto Real Estate ist dieser Eindruck zwar richtig. Doch ist die Geschäftsidee nicht sonderlich abgehoben, sondern vergleichsweise real. Ausserdem steht hinter dem Startup ein erfahrenes Team, das sowohl Renommee als auch ein Beziehungsnetz mitbringen.

Das Geld aus dem ICO soll in Immobilien investiert werden. Geplant ist der Aufbau eines Portfolios Schweizer Gewerbeimmobilien, das mittels Blockchain bewirtschaftet wird.

Der Wert der herausgegebenen SRC-Token ist durch dieses Immobilienportfolio sowie weitere Vermögensgegenstände wie die eigene Technologieplattform hinterlegt. Über die Blockchain erwartet das Krypto-Immobilien-Startup hohe Effizienzgewinne, die sich in der Token-Wertentwicklung niederschlagen sollen, wie Luginbühl weiter ausführte.

Ein Token zur Diversifikation

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