Das Fintech Numbrs geht durch harte Zeiten. Nach einer gescheiterten Finanzierungsrunde musste Gründer Martin Saidler selber neue Millionen einschiessen. Nun stellt er sein Vorhaben ein, Numbrs zum grössten Finanzbroker aufzubauen.

Sein Ziel war nicht gerade bescheiden gewesen: Martin Saidler wollte das als Personal Finance App gestartete Fintech Numbrs zum grössten unabhängigen Broker von Finanzprodukten der Welt aufbauen. Die Numbrs-App sollte zum Supermarkt für Banken- und Versicherungsprodukte werden, eine Art Uber-Bank: Eine mobile Plattform für Finanzgeschäfte, ohne selber Bank zu sein.

Doch nun bricht der Numbrs-Gründer und -CEO das Grossvorhaben ab. In einem versandten Newsletter heisst es, Numbrs ändere sein Geschäftsmodell. Nicht mehr Kommissionen aus dem Brokerage sollen die Erträge liefern, sondern Abonnementsgebühren. Numbrs werde ab dem vierten Quartal wieder eine Personal Finance App sein, die ihren Nutzern eine neutrale Übersicht und Analyse über die persönliche Vermögenslage liefert. Neutralität und Unabhängigkeit werde nun der einzige Fokus der Numbrs-Aktivitäten sein.

Unvermeidlicher Interessenkonflikt

Das bedeutet, dass Numbrs alle in Deutschland und Grossbritannien – Numbrs ist nur in diesen Märkten präsent – eingegangenen Vertriebskooperationen mit Banken und Versicherungen einstellt. Saidler schreibt in dem Newsletter, das Numbrs-Geschäftsmodell habe einen unvermeidlichen Interessenkonflikt beinhaltet und dieser sei den Kunden immer stärker bewusst geworden. «Numbrs ist keine Bank und wir werden von jetzt an keine Finanzprodukte mehr verkaufen», so der CEO und Gründer.

Ob die Rückkehr zum alten Geschäftsmodell auf Druck der Kunden und Nutzer geschieht oder aus finanziellen Gründen und schlechten Aussichten auf einen Breakeven mit dem Broker-Modell, geht aus dem Newsletter nicht hervor.

Eine IT-Entwicklung wie im Silicon Valley

Seit dem Start von Numbrs hat Saidler mit der App noch nie Gewinn gemacht. Für den Ausbau der App zum Finanzprodukte-Supermarkt investierte er über Jahre hinweg zig Millionen von Franken. Am Numbrs-Sitz in Zürich waren zeitweise an die hundert Programmierer und Ingenieure beschäftigt gewesen – Saidler hatte Numbrs ganz nach dem Vorbild der grossen Tech-Konzerne im Silicon Valley aufgestellt.

Anfang 2017 erreichte Saidler mit Numbrs den sogenannten «Unicorn»-Status: Nachdem er bei einer Finanzierungsrunde die Investment Corporation of Dubai (ICD) als Geldgeberin gewinnen konnte, stieg die Bewertung von Numbrs gegen 1 Milliarde Franken. Zu den früheren Investoren gehörten auch Josef Ackermann, Pierre Mirabaud und der in diesem Frühjahr verstorbene Marcel Ospel.

Gescheiterte Finanzierungsrunde

Doch bereits wenige Monate später musste Saidler eine Reissleine ziehen: Die Entwicklungskosten in Zürich liefen aus dem Ruder, 50 Programmierer und anderes technisches Personal mussten gehen.

Der grosse Rückschlag folgte in diesem Frühling: Eine neuerliche Finanzierungsrunde scheiterte – und Numbrs entliess über 60 Mitarbeiter, fast die Hälfte der gesamten Belegschaft.

Kürzlich hatte Numbrs zwar den lange geplanten Einstieg in den britischen Markt vollzogen und nochmals 6 Millionen Franken bei Investoren eingesammelt, zusätzlich zu Saidlers eigenen 11 Millionen Franken. Doch nun bricht der Fintech-Unternehmer sein Vorhaben ab, als Nicht-Bank Banken zu konkurrenzieren.

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