Das Gold als Stütze der Währung in der Not – dieser Philosophie hängen diverse Notenbanken immer noch an. Aber hält die These dem Realitätscheck stand?

Der Goldpreis hat seit dem Rekord im August wieder einiges an Terrain eingebüsst und ist damit auch etwas aus den Schlagzeilen geraten. Dabei verdankt es die Schweizerische Nationalbank (SNB) einzig ihren Goldreserven, dass sie im ersten Halbjahr keinen Verlust verzeichnete.

Nur ist der Gewinn auf dem Goldbestand ein reiner Buchgewinn und die SNB ist gemäss Bundesverfassung verpflichtet, einen Teil der Währungsreserven in Gold zu halten. Die Goldreserven sind also nicht dazu da, einen Gewinn zu erzielen, sondern dienen letztlich dem Vertrauen in die Schweizer Währung und in die Nationalbank als stabile Institution.

Wirkt Gold stabilisierend?

Wie weit ist es her mit diesem Aspekt der Währungspolitik der Schweiz? Die letzte grosse Veränderung sowohl der Rolle von Gold in der Währungspolitik als auch der Goldbestände als Teil der Reserven fanden Anfang dieses Jahrtausends statt und begründeten sich der formellen Auflösung der Goldbindung des Frankens, welche per 1. Januar 2000 umgesetzt wurde.

Seit den damit verbundenen Verkäufen von 1'300 Tonnen Gold bis 2005 sowie weiteren 250 Tonnen in den Jahren 2007 bis 2009 (mit dem Anstieg des Goldpreises war der Anteil des Metalls an den Währungsreserven zu gross geworden) ist der Franken aber massiv stärker geworden, vor allem im Vergleich mit der wichtigsten Handelswährung der Schweiz, dem Euro. Wenn die Zentralbank die Hälfte oder mehr ihres Goldbestandes verkaufen kann und sich die Währung trotzdem aufwertet, entkräftet dies zumindest teilweise das Argument zugunsten von Gold als Stabilisierungsfaktor.

Politik beeinflusst die Währung

Offenkundig sind andere Faktoren heute viel wichtiger als der Goldbestand. Dies sollte auch den Zentralbanken in Ländern wie der Türkei, Russland und Ungarn zu denken geben, wie das deutsche «Handelsblatt» in einer längeren, lesenswerten Studie heute Dienstag feststellt. Diese drei Länder haben in den vergangenen Jahren massive Goldkäufe getätigt, in der Hoffnung, dass damit die Währung stabiler würde und gefestigt gegenüber äusseren Einflüssen.

Aber gerade die Währungen dieser Länder wurden trotz den Goldkäufen gebeutelt, was den Schluss nahelegt, dass nicht nur das Gold als Absicherung gegen Währungsverluste nicht (alleine) taugt, sondern dass eben andere, primär politische Aspekte viel wichtiger sind.

Die Engländer haben es vorgemacht

So betrachtet reduziert sich die Bedeutung von Gold auf seine Rolle als Assetklasse, gleichgestellt mit anderen, wie zum Beispiel Aktien oder Anleihen.

Die Bank of England jedenfalls hat ihre Goldreserven schon um die Jahrhundertwende abgestossen. Das Pfund nahm damals keinen Schaden. Erst das Votum für einen Austritt aus der EU stürzte den Sterling in den Abgrund – ein weiterer Beweis dafür, dass Gold in seiner Bedeutung der Politik untergeordnet bleibt.