Gegenwärtig stellt sich auch die Schweizerische Nationalbank die Frage, ob sich im Immobiliensektor Ungleichgewichte aufbauen.

Philipp_HildebrandAuch wenn die Entwicklung der Immobilienpreise durch Fundamentalfaktoren gut gestützt zu sein scheine, und die Nationalbank in ihrem Basisszenario für das 2011 eine moderate Entwicklung am Wohnungsmarkt erwartet, gebe es in der Tat doch auch Grund zur Sorge.

Dies sagte Philipp M. Hildebrand, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), am Tag der Tessiner Wirtschaft in Lugano.

Die Ergebnisse einer Umfrage und der Gespräche mit Banken lassen die SNB zum Schluss kommen, dass sich im Hypothekarmarkt Risiken aufbauen. «Zwar wurde keine systematische Lockerung der Kreditvergabekriterien seitens der Banken festgestellt. Einige Banken fallen jedoch durch wenig konservative Vergabekriterien auf», sagte Hildebrand. Diese Banken nutzen den Spielraum, den diese Regeln zulassen, zunehmend aus.

Einige erfüllen selbstdefinierte Kriterien nicht

Nachdenklich stimmt jedoch Hildebrands Aussage, wonach sie häufig Kredite gewähren, welche die von den Banken selbst definierten Kriterien nicht erfüllen. Einige Banken sind anscheinend nicht in der Lage, über die tatsächliche Umsetzung der Vergabekriterien Auskunft zu geben.

Dies könnte in den Augen von Hildebrand «ein Anzeichen dafür sein, dass diese Banken Schwierigkeiten haben, die Risiken ihrer Schuldner systematisch abzuschätzen.»

Appell an die Bankiervereinigung

Hildebrand appelliert auch an die Bankiervereinigung, ihre Mitglieder an ihre Verantwortung zu erinnern. Die Banken hätten es selbst in der Hand, durch ein verantwortungsvolles Risikomanagement zu einer nachhaltigen Entwicklung auf dem Immobilienmarkt beizutragen. Dabei könne auch die Bankiervereinigung einen wichtigen Beitrag leisten.

Korrekturmassnahmen nicht ausgeschlossen

Bei Bedarf werden die Behörden nicht zögern, gezielt Korrekturmassnahmen zu ergreifen. Die Nationalbank wird ausserdem allfällige makroprudentielle Massnahmen als Ergänzung zur Geldpolitik prüfen.

Hildebrand mahnt die Banken aber vor einem Missverständnis: «Verstehen Sie mich aber nicht falsch: Dies entbindet Banken und Kreditnehmer keineswegs von Ihrer Verantwortung, die Risiken eingehend zu prüfen und abzuschätzen, welche Risiken sie tragen können», sagte er.

Kein Grund zur Entwarnung

Immerhin: Was den Schweizer Immobilienmarkt angehe, bestehe heute kein Grund zur Panik, beruhigte Hildebrand. Er schob allerdings gleich eine wesentliche Einschränkung nach: «Allerdings gibt es auch keinen Grund zur Entwarnung.»

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