Der CEO des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock hat seinen traditionellen Brief an die Chefs seiner Investments verschickt. Angesichts der Kritik von allen Seiten liest sich das Schreiben Larry Finks wie eine Rechtfertigung.

«Sehr geehrte/r CEO»: So hebt Laurence «Larry» Fink (Bild unten) in seinem Schreiben an, und so ist es Tradition in seinem jährlichen Brief an die Firmenchefs dieser Welt.

Die Message vom Chef des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock, der nicht zuletzt über seine Index-Produkte in praktisch allen börsenkotierten Unternehmen investiert ist, hat längst Kultstatus – zumal Fink die Botschaft nutzt, um seinen Amtskollegen ins Gewissen zu reden.

«Ich schreibe als Treuhänder»

Das bietet auch Angriffsfläche, wie Fink in den vergangenen Monaten erfahren musste. Wer stets Nachhaltigkeit und gute Geschäftsführung von anderen fordert, muss peinlich darum bemüht sein, selber ein Vorbild zu sein. Interne und externe Kritiker haben aber gerade dies in Zweifel gezogen; der ehemalige Nachhaltigkeit-Chef von Blackrock etwa, Tariq Fancy, holte in seinen Blog-Beiträgen letztes Jahr zum Rundumschlag gegen die Versprechen der Branche aus. Auch finews.ch bezeichnete den Lenker des Fonds-Riesen schon als «Wasserprediger».

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(Bild: Blackrock)

Entsprechend liest sich der aktuelle «Brief an CEOs 2022» streckenweise wie eine Rechtfertigung. «Ich schreibe Ihnen als Treuhänder unserer Kunden, die uns ihr Vermögen zur Verwaltung anvertrauen», schreibt Fink. «Dabei widme ich mich stets den Themen, die aus meiner Sicht von zentraler Bedeutung für langfristig beständige Erträge und somit Voraussetzung dafür sind, dass unsere Anleger ihre Ziele erreichen können.»

Wie ein Schimpfwort

Sinnigerweise wurde letztens gegen Blackrock auch Kritik von der Gegenseite laut: Der Fondsriese fokussiere zu sehr auf Nachhaltigkeit und sei «woke», lauteten die Vorwürfe. Dabei wurde der eigentlich positiv mit «wachsam und sensibel» übersetzte Ausdruck wie ein Schimpfwort benutzt.

Auch darauf geht der Brief des Blackrock-Lenkers nun ein. «Beim Stakeholder-Kapitalismus geht es nicht um Politik. Auch nicht um eine soziale oder ideologische Agenda. Er ist auch nicht woke», betont der Amerikaner, der Blackrock in 34 Jahren vom Startup zur Branchenführerin formte. Vielmehr sei es eben weiterhin Kapitalismus, aber «angetrieben von Beziehungen von gegenseitigem Nutzen zwischen Ihnen und Ihren Mitarbeitern, Kunden, Zulieferern und Gemeinschaften, ohne die Ihr Unternehmen nicht erfolgreich sein und gedeihen kann».

Zum Sinn führen

Mit Blick auf diesen «transformativen Kapitalismus» erklärt er den CEOs dann in bekannter Manier, was nun zu tun sei. Nie sei es für CEO nämlich von grösserer Relevanz gewesen, Position zu beziehen und einen klar definierten Unternehmenszweck, eine kohärente Geschäftsstrategie sowie eine langfristige Perspektive zu haben. «Ihr Unternehmenszweck ist der Nordstern, der zentrale Fixpunkt, an dem Sie und Ihr Unternehmen sich in diesen turbulenten Zeiten orientieren können.»

Damit spricht der Brief den so genannten «Purpose» einer Unternehmung an, der mit Blick auf neue Normen der Governance immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das ist auch Wasser auf die Mühlen von mindestens zwei Geldhäusern in der Schweiz: Die Grossbank UBS und die viel kleinere Graubündner Kantonalbank etwa haben sich letztes Jahr bereits fest einem Unternehmenszweck verschrieben.

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