Gibts sich der weltgrösste Vermögensverwalter sogar zu nachhaltig? Blackrock ist in den USA diesbezüglich unter Beschuss geraten. Auch anderswo wird die Nachhaltigkeits-Debatte gerade ad absurdum geführt.

«Woke», als Begriff eigentlich positiv besetzt als «wachsam und sensibel» gegenüber sozialer Ungerechtigkeit und Rassismus, gilt manchen inzwischen als Schimpfwort.

Damit bedacht wurde jüngst der amerikanische Finanzriese Blackrock: Wie das Branchen-Portal «Institutional Investor» berichtete, ist der weltgrösste Vermögensverwalter Ziel eine multimedialen und mit Millionen von Dollar subventionierten Kampagne geworden, die dem Unternehmen just seine Bemühungen um die Nachhaltigkeit lautstark zum Vorwurf macht.

China ins Spiel gebracht

Dahinter steht eine Organisation namens Consumer Research, die sich als «anti-woke» bezeichnet und von der US-Bundeshauptstadt Washington aus ihre Giftpfeile verschiesst. Die Macher dahinter wissen, wo Blackrock verwundbar ist. So warfen sie in einer Werbung, die auch während NFL-Spielen geschaltet wurde, dem Fondshaus seine Investments in China vor. Zwischen der Volksrepublik und den USA herrscht sein Jahren ein Handelsdisput, der mehr und mehr die Anzeichen eines neuen Kalten Kriegs zeigt.

Blackrock gebe sich woke und unterstütze gleichzeitig die Gegner Amerikas, so die Botschaft der Kampagne.

In der Finanzbranche dürfte das noch zu reden geben, haben sich doch die Akteure im Vorfeld und während des Uno-Klimagipfels COP 26 im schottischen Glasgow Anfang November mit Vorstössen zu noch mehr Nachhaltigkeit überboten. Schweizer Banken und Versicherer machten dabei keine Ausnahme, und Blackrock sowieso nicht: Anlässlich des Gipfels stellte das Fondshaus in Aussicht, einen mit 673 Millionen Dollar Vermögen ausgestatteten Klimafonds zu lancieren.

Vorwurf des Etikettenschwindels

Aufgrund seiner überragenden Bedeutung im Finanzsystem steht Blackrock dabei besonders im Rampenlicht. Sinnigerweise wurde dem US-Giganten bisher eher vorgeworfen, seinen Hebel als Grossinvestor zu wenig für den Kampf gegen den Klimawandel einzusetzen. Zudem konnte dem Fondshaus aus diversen Gründen Scheinheiligkeit bezüglich seiner Nachhaltigkeits-Versprechen angelastet werden. Auch finews.ch bezeichnete den Blackrock-Gründer und CEO Larry Fink schon als «Wasserprediger».

Wenn das Pendel nun zurückschwingt, käme dies für die Branche zu einem heiklen Zeitpunkt. Denn auch die Vorwürfe des Etiketten-Schwindels mit Fonds, das so genannte Greenwashing, werden immer lauter und haben inzwischen die Aufsicht auf den Plan gerufen. In der Schweiz hat die Eidgenössische Finanzmarktsicht (Finma) bereits detailliert dargestellt, wie sie künftig gegen Greenwashing zu Felde ziehen will.

Zu grün?

Würde nun der Vorwurf die Runde machen, zu «grün» zu sein und dafür Rendite zu opfern, brächte dies hiesige Banken und Vermögensverwalter mit Blick auf ihre treuhänderische Pflicht gegenüber den Kunden in eine Zwickmühle.

Im Umfeld des COP-26-Gipfels wurde der Nachhaltigkeits-Gedanke auch anderweitig ad absurdum geführt. Wie auch finews.ch berichtete, stellte Tesla-Gründer und Elektroauto-Pinonier Elon Musk 6 Milliarden Dollar an Spenden in Aussicht – wenn ihm die Uno denn beweisen könne, dass das Geld direkt zur Linderung des Hungers weltweit beitrage.

Online-Abstimmung über Steuern

Wenig später liess Musk die Nutzer des Kurznachrichten-Diensts Twitter darüber abstimmen, ob er auf Kursgewinne der Tesla-Aktie Steuern zahlen soll (was Musk in den USA nicht tun muss, mit Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt aber begrüssenswert wäre).

Damit hat der vermögendste Mann der Welt, der deshalb auch ein Traumkunde der Banken ist, innerhalb weniger Tage die Uno erpresst und mit seiner Online-Abstimmung auf Twitter durchaus ernsthafte Anliegen der Lächerlichkeit preisgegeben.

Blackrock jedenfalls zeigt sich vorläufig unbeirrt. Der Finanzkonzern führt gerade seine treuhänderische Pflichten ins Feld, um am Nachhaltigkeits-Kurs festzuhalten. «Wir fokussieren auf Themen wie Diversität in Verwaltungsräten und den Klimawandel, weil wir glauben, dass sie die Vermögenswerte unserer Kunden langfristig beeinflussen», so das Statement gegenüber «Institutional Investor».

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