Die Indizen mehren sich, dass westliche Finanzinstitute ihre personellen Ressourcen von Hongkong nach Singapur verlagern. Dabei reagieren sie letztlich bloss auf ein generelles Kundenbedürfnis.

Die Bank of America(BofA) prüft den Transfer von Mitarbeitenden aus Hongkong nach Singapur, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel hinter Bezahlschranke) am Donnerstag berichtete. Dies sei ein weiteres Beispiel für den übermässigen Druck, den das politische Klima und die angespannte Wohnsituation in der Stadt ausüben würden, schreibt das Blatt.  

Konkret prüft die US-Bank unter der Leitung von Chief Operating Officer (COO) Richard Yacenda im Rahmen einer «Notfallplanung» die Kriterien für einen allfälligen Umzug. Dabei gehe es um steuerliche und aufsichtsrechtliche Erwägungen sowie um die Frage, ob der Wechsel des Arbeitsplatzes von temporäer oder dauerhafter Natur sei. Wieviele Personen davon betroffen sein werden, ist noch unklar.

Strenge Covid-Regeln

Die einstige britische Kronkolonie kennt derzeit sehr strenge Covid-Regeln, die eine 21-tägige Quarantäne für internationale Einreisen sowie ein Flugverbot für Passagiere aus acht Ländern vorsehen, darunter Grossbritannien und die USA. Die Behörden setzen offenbar auch viele Finanzinstitute unter Druck, sobald diese nach Arbeits-Alternativen angesichts der schwierigen Covid-Situation Ausschau halten.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass Mary Huen Wai-yi, Chefin der Hongkonger Bankenvereinigung, diese Woche erklärte, der bereits grassierende Fachkräftemangel habe sich durch die Pandemie noch verschärft, wie auch finews.asia berichtete. Die europäische Handelskammer in Hongkong prognostiziert einen beispiellosen Exodus von Ausländern und rät Unternehmen, eine alternative regionale Niederlassung in Asien zu prüfen.

Auch Wells Fargo am Gehen

Neben der Bank of America reduziert auch das US-Finanzinstitut Wells Fargo das Engagement in Hongkong. Berichten zufolge plante das Unternehmen bereits im April 2021, Teile des Geschäfts nach Singapur zu verlagern.

Laut einem Bericht der Agentur «Bloomberg» will der Konzern auch seine Minderheits-Beteiligung an der Shanghai Commercial Bank für rund 1 Milliarde Dollar verkaufen.

Chinesen zunehmend aktiv

Andere Banken wollen sich bezüglich der Verlagerungen Geschäftsteilen nicht in die Karten blicken lassen, da sie sonst Sanktionen vom Regulator oder von den Behörden in Hongkong bedürchten müssten.

Da aber auch viele chinesische Kunden ihre Vermögen zunehmend von Hongkong nach Singapur oder sogar in die Schweiz transferieren oder sie aus Singapur betreuen lassen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Personalkapazitäten in Hongkong ab- und in Singapur aufgebaut werden.  

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