Die diversen Lockdowns rund um die Welt haben die bewährten Arbeitsmodelle auf den Kopf gestellt. Darum werden nun die Rufe nach der Viertagewoche immer lauter. Bloss Jack Ma findet das nicht lustig.

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr veränderte sich der Arbeitsalltag für sehr viele Menschen auf der Welt fast von einem Tag auf den andern. Sie begannen nicht nur, von zu Hause aus zu arbeiten, die Anforderungen wandelten sich ebenfalls.

Es wurde mehr und vermehrt ausserhalb der regulären Arbeitszeiten gearbeitet. Das wiederum hatte zur Folge, dass manche Unternehmen dazu übergingen, ihren Beschäftigten mehr Freitage zu gewähren – zur Erholung.

Arbeiten bis zum Umfallen

Das Berliner Startup Awin beispielsweise hat unter diesen Prämissen sogar auf eine Viertagewoche umgestellt – für immerhin rund 1'000 Beschäftigte ist somit der Freitag immer frei und dies bei gleichem Lohn, wie die internationale Agentur «Bloomberg» am Mittwoch berichtete. Spaniens Behörden wiederum prüfen die Möglichkeit, Firmen, die ebenfalls eine Viertagewoche einführen, steuerlich zu entlasten. Und selbst Grossunternehmen wie Unilever oder Renault evaluieren eine tiefere Gesamtarbeitszeit.

Sogar in Japan, wo es mit dem Begriff «Karoshi» ein eigentliches Wort fürs Arbeiten bis zum (tot-)umfallen existiert, wird an einem Gesetz laboriert, das den Arbeitnehmenden einen zusätzlichen Freitag einräumen soll. Alles in allem dürfte die Corona-Pandemie massgeblich dazu geführt haben, dass sich die Arbeitszeit in vielen Unternehmen – zumindest in der westlichen Welt – in absehbarer Zeit noch verringern dürfte. Allerdings nicht überall.

Besser zwölf Stunden arbeiten

So hält der Unternehmer und Gründer des chinesischen Alibaba-Konzerns, Jack Ma, eisern daran fest, dass das beste Arbeitsmodell «996» ist, was eine Arbeitszeit von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends an sechs Tagen die Woche bedeutet. Dies sei vital für einen langfristigen Erfolg, so der Selfmade-Miliardär.

Es ist klar, dass die Arbeitsmotivation in Schwellenländern – sofern man eine Arbeit hat – nach wie vor viel grösser ist als in den westlichen Industriestaaten, wo beispielsweise in Frankreich die 35-Stundenwoche bereits vor 21 Jahren eingeführt wurde.

Es geht um mehr

Mit der Corona-Pandemie ist allerdings eine neue Dimension in die Diskussion um Arbeitszeit eingeflossen. Es geht nicht mehr bloss um die Anzahl Arbeitsstunden, sondern um das Arbeitsverhältnis respektive entsprechend motiviert zu sein, Höchstleistung zu erbringen, was wiederum davon abhängt, ob man genügend Freizeit hat.

Dieser Frage müssen sich Unternehmen ab sofort stellen, denn nur die agilsten und entsprechend organisierten Firmen werden langfristig die besten Leute engagieren und halten können. Denn die Generation der Millennials weiss, was dank der Digitalisierung heute alles möglich ist. Gleichzeitig hat die Corona-Pandemie eindrücklich aufgezeigt, wie Arbeiten eben auch geht – und zwar von überallher, wie finews.ch diese Woche bereits feststellte.